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Rosi Mittermaier ist tot. Mit ihr geht ein Teil deutscher Sportgeschichte. Aber in erster Linie geht ein bodenständiger und liebenswerter Familienmensch - im September 2018 durfte ich das hautnah erleben.
Rosenheim / Garmisch-Partenkirchen - Habe ich Rosi Mittermaier gekannt? - Nein! Hätte Rosi gewollt, dass ich diesen Text schreibe? - Wahrscheinlich nicht. Warum ich es dennoch tue? - Um meine persönliche Erinnerung an eine besondere Frau zu teilen.
Es ist September 2018. Ich bin zu einem Interview mit Christian Neureuther verabredet. Der Ehemann von Rosi Mittermaier sucht nach einem passenden Ort für unser Gespräch. Und lädt mich zu meiner Überraschung ins Hause Neureuther-Mittermaier ein.
Die Türe öffnet sich - Das Haus hat eine besondere Ausstrahlung
In Garmisch-Partenkirchen angekommen bin ich nervös, wie ich es sonst nur von meinen Berufsanfängen kenne. In die heiligen vier Wände einer prominenten Familie wird man schließlich nicht alle Tage eingeladen.
Ich klingel, die Tür geht auf und vom ersten Moment an spürt man eine große Herzlichkeit, die in diesem Hause wohnt. Es ist eine bodenständige und grundsympathische Art, die dieses Haus ausstrahlt und die auch Rosi Mittermaier immer verkörpert hat.
Rosi ist ein Liebling der Deutschen. Udo Jürgens dichtet seinen legendären Song „Immer wieder geht die Sonne auf“ spontan in „Immer wieder taucht die Rosi auf“ um. Mittermaier gewinnt 1976 bei den Olympischen Spielen in Innsbruck zwei Goldmedaillen und wird zum Superstar in Deutschland.
Die Tür geht auf, Christian bittet mich ins Haus. Es ist herbstlich mild an diesem 5. September 2018. Wir beschließen, uns im Garten über den Skisport und die von Christian so scharf kritisierten Machenschaften der internationalen Sportverbände zu unterhalten.
Ich bereite mich auf Interviews zielgenau vor. Es gibt immer einen klaren Fahrplan, dennoch muss man in Gesprächen stets flexibel sein. Denn plötzlich kann es sein, dass einfach Rosi Mittermaier neben dir steht und dich in ihrem Zuhause herzlich willkommen heißt - obwohl sie dich nicht kennt und du nur ein einfacher Journalist bist.
Hier wohnt nicht der deutsche Superstar, bei dem die Fans vor dem Haus Schlange stehen und sich Zugang zum Gelände verschaffen wollen. Hier wohnt nicht die Titelseite der Boulevardzeitungen, als die Hochzeit mit Christian zum Megaevent in Deutschland wurde. Hier wohnt eine bescheidende, bodenständige und sympathische Frau - gastfreundlich und unaufgeregt.
Wer lehnt schon einen Tee von Rosi Mittermaier ab?
Christian und ich setzen uns auf die Terrasse. Kaum Platz genommen, steht die Rosi neben mir und fragt, ob ich einen grünen Tee trinken möchte. Ich bin kein Teetrinker, aber wer lehnt schon einen grünen Tee von Rosi Mittermaier ab? Ich nicht!
Christian und ich vertiefen uns in Gespräche, Rosi zieht sich zurück. Sie sucht nicht den Weg in die Öffentlichkeit. Das Familienleben ist ihre Bühne. Die jubelnden Massen von früher braucht sie nicht.
Rosi Mittermaier tot: Bayern trauert um Skistar – ihr Leben in Bildern
Nach gut 30 Minuten sind wir bei den deutschen Alpin-Damen angekommen. Und dann ruft Christian seine Frau doch zu uns an den Tisch. An die genaue sportliche Analyse kann ich mich heute nicht mehr erinnern. Aber sie war fundiert, hatte Hand und Fuß und Rosis Liebe zum Skisport war mit jedem Wort spürbar.
Nach wenigen Minuten „hat sie den Burschen das Feld wieder überlassen“ und will die Terrasse verlassen. Dann stellt sie die Frage, an die ich mich für immer erinnern werde:„Mogst a Stückal Zwetschgenkuchen? Hab ich selbst gemacht“.
Sie ahnen es, natürlich lehne ich dieses Angebot nicht ab. Rosi kann sehr gut backen, der Kuchen schmeckt hervorragend. Und ist meine persönliche Erinnerung an eine ganz besondere Frau, für die der deutsche Wintersport dankbar sein muss. Und ich bin dankbar für diese Erinnerungen.