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Robert Hiebl aus Soyen seit 40 Jahren unfallfrei

Nach Kutschunfall von Ramerberg: „Gfeit is ma nia auf’m Kutschbock“

Beim Frühlingsfest in Wasserburg war Robert Hiebl (auf dem Kutschbock rechts) erst kürzlich mit seinem imposanten Vierspänner zu sehen. Vornweg laufen die Stuten Juli und Leni, es folgen Fanny und Cilli (verdeckt). Die Zügel hält Sohn Robert Hiebl junior und neben der Kutsche begleiten Schwiegersohn Guido und Tochter Sabine (verdeckt) die Pferde zu Fuß.
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Beim Frühlingsfest in Wasserburg war Robert Hiebl (auf dem Kutschbock rechts) erst kürzlich mit seinem imposanten Vierspänner zu sehen. Vornweg laufen die Stuten Juli und Leni, es folgen Fanny und Cilli (verdeckt). Die Zügel hält Sohn Robert Hiebl junior und neben der Kutsche begleiten Schwiegersohn Guido und Tochter Sabine (verdeckt) die Pferde zu Fuß.

In Ramerberg wurde bei einem Kutschunfall eine Frau verletzt. Wir haben deshalb mit dem erfahrenen Fuhrmann Robert Hiebl aus Soyen gesprochen, der seit 40 Jahren unfallfrei mit der Kutsche fährt. Er berichtet, wie leicht man auf Volksfesten in brenzlige Situationen gerät.

Soyen/Ramerberg – Immer wieder hört man von Unfällen bei Kutschfahrten. Erst am Wochenende ereignete sich in Ramerberg ein schwerer Unglücksfall, bei dem eine 49-jährige Kutschfahrerin schwer verletzt wurde. Dieses verhängnisvolle Ereignis beschäftigt auch Robert Hiebl aus Soyen. Der 58-jährige Forstwirt ist von Kindesbeinen an mit Pferden vertraut und fährt seit 40 Jahren Kutsche. Ihm sei noch nie ein Unfall passiert, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Toi, toi, toi“, fügt er an, denn er weiß aus seiner langjährigen Erfahrung nur zu gut: „Gfeit is ma nia auf’m Kutschbock.“

49-jährige Raublingerin nach Kutschunfall in Ramerberg auf dem Weg der Besserung

Am Wochenende passierte in Ramerberg ein schwerer Unfall mit einer Kutsche (wir berichteten). Im Ortsteil Zellereit sollte ein unerfahrenes Pferd erstmals zusammen mit einem erfahrenen Kutschpferd vor eine Kutsche gespannt werden, so die Wasserburger Polizei, die den Unfall aufnahm. Dabei sei es wohl zu einem Streit unter den Pferden gekommen, so der aktuelle Stand der Ermittlungen. Die Pferde gingen durch und eine 49-jährige Raublingerin, die bereits in der Kutsche saß, wurde aus dem Gefährt geschleudert und schwer verletzt. Inzwischen geht es ihr schon besser, berichtete der zuständige Sachbearbeiter der Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung. Er habe aktuell vom Vater der Verletzten erfahren, dass sie mit einer gebrochenen Nase und etlichen Prellungen zu kämpfen habe, aber das Krankenhaus bald verlassen könne.

Schwere Kaltblüter mit viel Gelassenheit

Auf dem Pferdehof Wetterstett stehen seine vier Pferde. Die Stuten Cilli (11 Jahre) und Juli (10) sowie Fanny (18) ihre Tochter Leni (10) entstammen alle der französischen Pferderasse „Percheron“. Die großen und schweren Kaltblüter haben eine unglaubliche Ausstrahlung– perfekt für die zahlreichen Umzüge, zu denen Robert Hiebl seine Stuten schon zwei- und vierspännig als Kutschpferde eingesetzt hat: Beim Frühlingsfest in Wasserburg waren sie erst kürzlich die Stars beim Festeinzug, aber auch beim Oktoberfest in München, beim Rosenheimer Herbstfest, in Haag, Markt Schwaben und in Poing jubeln ihnen die Leute Jahr für Jahr am Straßenrand zu. Keine leichte Situation für Ross und den Lenker auf dem Kutschbock. Flatternde Dirndlschürzen, losgelöste Luftballons, die laut zerplatzen, Blasmusik, Jubelrufe, das alles müssen die Pferde ruhig ertragen.

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Als erfahrener Kutschfahrer hat Robert Hiebl immer alles im Blick. „Und trotzdem kommen manchmal Autofahrer oder in München gern die E-Roller ganz plötzlich und viel zu dicht herangeschossen“, beschreibt er brenzlige Situationen, die gefährlich enden könnten.

Hiebl hat seine Zugpferde alle selbst ausgebildet. Von klein an laufen sie als Fohlen bei Festzügen mit. Momentan ist Barbara „das Lehrmädchen“. Das Fohlen von Stute Juli machte auf diese Weise seine ersten Schritte beim Festzug und lernt so bereits durch’s Zuschauen von den erfahrenen Stuten.

Als Einjährige werden sie bereits ans Geschirr gewöhnt und mit zwei Jahren zu einer älteren Stute dazu gespannt, von der sie dann weiter lernen können, beschreibt Hiebl das Ausbildungsprozedere. Fanny und ihre Tochter Leni seien momentan das sicherste Gespann auf dem Pferdehof. „Sie sind ein gutes Team und total entspannt“, lobt ihr Besitzer.

Mit Fasswagen und Hochzeitskutsche unterwegs

Den großen Fasswagen ziehen immer vier Pferde im Gespann, für die schöne Hochzeitskutsche werden lediglich zwei Pferde benötigt, erklärt er weiter.

Einen richtigen Kutschenführerschein braucht man nicht unbedingt, macht er außerdem deutlich. Beim Oktoberfest beispielsweise wollen die Veranstalter, dass man einen vorweisen kann, „schon aus versicherungstechnischen Gründen“, erklärt Hiebl.

Der Nachwuchs sitzt bereits auf auf dem Kutschbock: Sohn Robert und Schwiegertochter Simone Hiebl mit ihren Kindern Julia und Leonhard.

Kutschfahren: längere Tradition als Reiten

Man merkt bei seinen Beschreibungen, wie sehr er seine Pferde und die Arbeit mit ihnen liebt. Im Wald geht der Forstwirt mit ihnen Holz rücken und beim Bürgerspiel vor zehn Jahren in Wasserburg hat er mit ihnen sogar nach uralter Tradition ein Boot auf dem Inn gezogen. Für diese Aktion habe er sich selbst erst mal schlau machen müssen, gibt er zu. Dann habe aber alles super funktioniert und großen Spaß gemacht.

Seine Leidenschaft scheint ansteckend zu sein: Tochter Sabine, Schwiegersohn Giudo, Sohn Robert und Schwiegertochter Simone sowie die beiden Enkelkinder Julia und Leonhard sind ebenfalls begeisterte Kutschfahrer. „Die jungen Leute haben zum Glück genauso Interesse an der alten Tradition wie ich“, freut sich Hiebl.

Jetzt sprach sich die Tierschutzorganisation Peta mit Hinweis auf den Unfall in Ramerberg für das Verbot von Kutschfahrten aus und appellierte in einem Schreiben an Landrat Otto Lederer, ein Verbot von Pferdekutschen im Landkreis Rosenheim einzuführen.

Pferd „Nico“ ging vor einem Jahr durch

Glimpflich endete vor knapp einem Jahr der Ausflug eines Pferdes von Alteiselfing bis nach Wasserburg. „Nico“ geriet während einer Kutschfahrt in Panik und ging durch. Der angehängte Sulky löste sich, die 63-jährige Lenkerin überstand den Sturz weitgehend unverletzt. Das panische Tier galoppierte drei Kilometer weit auf der Staatsstraße, zum Glück, ohne mit Autos, Zweirädern oder Fußgängern in Konflikt zu geraten. Erst in Wasserburg war die wilde Flucht zu Ende: Eine mutige Münchnerin (29) stoppte das Tier und beruhigte es bis zum Eintreffen der Polizei. Was das Pferd so erschreckt hatte, konnte sich damals die Besitzerin nicht erklären.

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