Unternehmen investiert in die Patientenzimmer – Unsicherheit zur Impfpflicht
Medical Park Kronprinz in Prien: Lob für Mitarbeiter, Kritik fürs Zimmer
Kritische Bewertungen für die Ausstattung im Internet, erschwerte Bedingungen durch Corona – das Medical-Park-Unternehmen reagiert. Unsicherheit besteht wegen der Impflicht für die Pflegekräfte.
Prien – Die Medical Park Klinik Kronprinz in der Alten Rathausstraße in Prien unterzieht sich einer Schönheitsoperation. Die orthopädische Rehabilitationseinrichtung mit 203 Plätzen investiert in den Patiententrakt und saniert zudem die Räume im Obergeschoss, um dort künftig die Verwaltung unterzubringen. Die OVB-Heimatzeitungen haben sich mit Geschäftsführerin Dr. Sophie Giessner über diese Maßnahmen, über Kritiken bei Online-Bewertungen und über die Veränderungen in Zeiten von Corona unterhalten.
Momentan herrscht Baustelle im Haus Kronprinz. Vor dem Aufzug steht ein Patient mit Krücken, als sich die Türen öffnen, kommt ein Bauarbeiter mit einer Schubkarre heraus. Die Umbauarbeiten müssen im laufenden Betrieb stattfinden, zugleich ist die Warteliste für einen Rehaplatz lang.
Über 700 Mitarbeiter in Bernau und Prien
Die Medical Park Klinikgruppe unterhält mit dem Haus „Kronprinz“ ein Haus in der Marktgemeinde und mit „Chiemsee“ und „Chiemseeblick“ zwei Häuser in Bernau. In Summe arbeiten dort 706 Mitarbeiter, insgesamt stehen bei Medical Park für die orthopädische und psychosomatische Rehabilitation 711 Betten am südwestlichen Chiemseeufer zur Verfügung.
Mit einer Gesamtzufriedenheit von vier bei fünf möglichen Sternen im Internetportal Klinikbewertungen.de und von 86 Prozent bei Qualitätskliniken.de liegt das Haus Kronzprinz im oberen Bereich. Beim Durchlesen einzelner Kritiken tauchen aber zur Ausstattung immer wieder schlechte Bewertungen auf. „Alt und abgewohnt“ schreibt etwa chapi9. „Die Zimmer sind eine einzige Katastrophe, wie kann man so ein schönes Haus derart herunterkommen lassen“, ist das Fazit des ehemaligen Patienten ForestGump. Gemäßigter drückt sich carlie070556 aus, indem er schreibt: „Ein Update eines weiten Teils der Kliniksubstanz erforderlich.“
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Dazu sagt Giessner: „Wir nehmen jede Kritik ernst und reagieren auf jede Bewertung.“ Sie ergänzt: „Wir haben daraus schon viele Verbesserungen abgeleitet.“ Das Haus habe ein eigenes Qualitätsmanagement und befrage die Patienten am Ende ihres Aufenthalts. „Die Aussagen sind oft identisch“, erklärt die Geschäftsführerin, verweist aber auch auf viele positive Rückmeldungen. Die existieren tatsächlich. So zum Beispiel von Nutzer Carli070556, der „zufrieden“ mit der medizinischen Behandlung ist und ein Lob für das Engagement der Mitarbeiter ausspricht.
Modernisierung in Zeiten geringerer Auslastung
Dass Handlungsbedarf bei der Ausstattung besteht, hat das Medical-Park-Unternehmen selbst erkannt und saniert seit vergangenem Jahr Raum für Raum. Laut Giessner ist eine Sanierung bei Vollauslastung nicht möglich. Deshalb werde momentan die Zeit genutzt, in der die Belegung geringer ist, weil speziell auch aufgrund von Corona weniger orthopädische Operationen in den Krankenhäusern durchgeführt worden waren. Auch Gruppen- und Therapieräume sowie das Treppenhaus werden umgebaut, neue Geräte, Brandschutztüren, ein dritter Fahrtstuhl sowie ein Verbindungsbau stehen auf der Agenda.
In einem Fünf-Jahres-Plan, so kündigt Giessner an, soll das Haus Kronprinz nach sukzessiven Erneuerungsarbeiten in neuem Glanz erstrahlen. Ein Innenarchitekt ist beauftragt, ein einheitliches Design für die Medical-Park-Reha-Kliniken zu entwickeln. „Trotzdem soll auch auf jedes Haus eingegangen werden“, erklärt Giessner.
Veränderungen sind auch bei den organisatorischen Abläufen vorgesehen. Künftig wolle man bei den drei Chiemseehäusern verstärkt Synergien nutzen. Verbesserte Abläufe im Haus, so ist Giessner sicher, kommen am Ende auch den Patienten zugute. Und die Mitarbeiter kamen in den vergangenen Monaten ebenfalls bei einer konzernweiten Befragung zu Wort. Laut Dr. Giessner geht nun eine Arbeitsgruppe Verbesserungen an, wo es Kritik gab.
Eigentümerfamilie sichert Jobs zu
Was die Situation für alle nicht leichter macht, sind die Rahmenbedingungen durch Corona.
Zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 hatte die Eigentümerfamilie Freiberger in einem Brief an alle Mitarbeiter angekündigt, dass sie zur Sicherheit der Arbeitsplätze bei Medical Park stehe. „Alle Mitarbeiter haben eine Jobgarantie, außerdem hat das Unternehmen eineinhalb Millionen Euro Coronabonus in allen 15 Häusern ausbezahlt“, schildert Giessner. Und das, obwohl die Auslastung bedingt durch Corona wellenartig gefallen ist. Im Haus Kronprinz lag der Tiefpunkt einmal bei zehn statt der üblichen 203 Patienten.
Um Hygienekonzepten gerecht zu werden und den Patienten trotzdem sämtliche Behandlungsangebote machen zu können, werden Angebote und Anleitungen auch in digitaler Form angeboten – eine neu entwickelte App ist bereits seit einigen Monaten in Anwendung.
Impflicht und Fachkräftemangel trifft auch die Rehabilitationskliniken:
„Wir wissen bis jetzt noch nicht so richtig, wie es weitergeht“, sagt Dr. Sophie Giessner, Geschäftsführerin bei den Rehabilitationskliniken Medical Park Chiemsee in Bernau und Kronprinz in Prien zur Impfpflicht ab 15. März fürs Pflegepersonal. „Wir hoffen, dass wir dadurch keine Mitarbeiter verlieren“, ergänzt sie. Bis jetzt sei dies noch nicht der Fall gewesen, sie weiß aber, dass einige Mitarbeiter nicht geimpft seien. Sie weist überdies auf den Verwaltungsaufwand hin, wenn die Impfpflicht kommt: „Wir müssen schauen, wie oft ist ein Mitarbeiter geimpft, mit welchem Impfstoff, oder ist er genesen, und das muss regelmäßig nachkontrolliert werden.“
Den Fachkräftemangel verspüre man bei Medical Park zwischenzeitlich nicht nur bei Pflegekräften, sondern auch im Hotelbereich. Es werde immer schwerer, Fachkräfte für das Housekeeping und den Servicebereich zu finden. „Deshalb ist die Mitarbeiterbindung bei uns ein großes Thema“, sagt Dr. Giessner: „Wir wollen die, die wir haben, behalten. Das wird uns durch die Impfpflicht möglicherweise erschwert.“ Wobei sie betont: „Wir sind ein Gesundheitsanbieter mit Patienten, wir sind für die Impfpflicht.“ Um die Mitarbeiter bei guter Stimmung zu halten, gibt es normalerweise gemeinschaftliche Feste und Veranstaltungen. Da vieles wegen Corona brachliegen muss, versuche man mit Obstkörben, regionalen Rabatten und Sportangeboten einen gewissen Ausgleich zu schaffen. Außerdem werden verstärkt Angebote zur Fortbildung gemacht.
