125-Jahr-Feier der Markterhebung Priens
Im Wandel der Zeit: Die Marktgemeinde Prien damals und heute
„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ – ein Spruch, der dem Schriftsteller Kurt Tucholsky zugeschrieben wird, dem Volksmund aber nur noch ein gelangweiltes Gähnen entlockt – weil so oft zitiert.
Prien - Dass der dennoch mal irren kann, zeigen die positiven Reaktionen der Besucher auf die Sonderausstellung „Prien – ein Ort entwickelt sich“ im Heimatmuseum. Anlass für die Präsentation dieser zeitgeschichtlichen Foto-Dokumentation ist die 125-Jahr-Feier der Markterhebung Priens durch den bayerischen Prinzregenten Luitpold im Jahr 1897. Wie sich der Ort seitdem verändert hat, macht der Vergleich dreier historischer Fotos aus dem Archiv Berger mit aktuellen Ansichten deutlich.
Der Herrnberg war noch unbebaut
Über Jahrhunderte zeigte der Marktflecken Prien ein Ortsbild, das abgesehen vom Fehlen landwirtschaftlicher Nutzgebäude, stark an bäuerliche Siedlungen angelehnt war. Heute erinnern nur wenige Anwesen im Ortsteil Gries und in der Bernauer Straße – wie die Schmetterer-Häuser – an den ursprünglichen Baustil.
Der ließ Pfarrkirche, Pfarrhof und das Gebäude des Herrschaftsgerichts – heute Haus des Gastes – umso imposanter erscheinen. Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, und vor allem um 1900, entwickelte auch Prien zunehmend einen städtischen Charakter, wie in den Ortschroniken nachzulesen ist.
Der Blick vom Höhenberg auf Prien in Richtung Osten um 1900 macht deutlich, wie die mächtige Kirche das Ortsbild beherrscht. Im Vordergrund ducken sich die kleinen Handwerkerhäuser im Gries, davor die damals noch westlich am „Moar z’Bruck“ vorbeiführende Rimstinger Straße.
Bestimmende Gebäude des Ortskerns sind (von links) die 1877/78 erbaute Volksschule (heute Realschule), das 1864 gebaute und 1895 aufgestockte ehemalige Hotel Chiemsee (heute Chiemseepassage/Seestraße), der Bahnhof von 1860 und der Pfarrhof mit seinem dominierenden Walmdach von 1799. In der oberen Mitte des Bildes liegt der Bauernhof „Egelwieser“ vor dem damals noch unbebauten Herrnberg. Eine Bautätigkeit setzte hier erst ab 1900 langsam ein.
1906 wählte der Priener Fotograf Othmar Blaschke, königlich bayerischer Hoflieferant, seinen Blickwinkel auf die Bernauer Straße von einem Fenster des Hilz-Hauses. Linker Hand sehen wir das Hotel „Bayerischer Hof“. Dahinter zeigt sich zwischen den Bäumen das 1870 errichtete gemeindliche Waaghaus mit Fleischbank am Viehmarkt (heute Weihdacher Parkplatz), das von 1617 bis 1878 als Schießstätte der Priener Feuerschützen diente und erst in den 1960er-Jahren abgebrochen wurde. Rechts davor schiebt sich – als optischer Abschluss des alten Priener Ortskerns – das um 1790 erstmals aufgesetzte „Schelle-Anwesen“ in die Bernauer Straße.
Bahn spaltet Prien in zwei Ortsteile
Es wurde 1975 durch die Raiffeisenbank ersetzt. Ein Neubau war damals das 1897/98 Haus der Glaserei Mühleisen. Rechts davor die noch bestehenden Anwesen Furthner und Schmetterer, allerdings ohne die heute die Fassaden bestimmenden Lüftlmalereien, die erst 1923 entstanden.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Rosenheim-Salzburg und ihrer Eröffnung 1860 wurde Prien regelrecht in zwei Ortsteile – westlich und östlich der Bahn – gespalten. Vom Ortszentrum in Richtung Stock konnten die Gleise nur oberirdisch überquert werden. Mit zunehmendem Bahnverkehr und der Errichtung der Chiemseebahn 1887, die die Staatsbahn kreuzte, und deren erster Bahnhof sich auf dem Platz vor der heutigen Volksbank (Hochriestraße) befand, nahm auch die Unfallgefahr zu.
Deshalb wurde der Bahnhof der Chiemseebahn von der Westseite des Staatsbahnhofs (links am Bildrand) samt Gleise auf dessen Ostseite verlegt. An der Stelle der heutigen Volksbank stand um 1900 das Säckler-Mayer-Haus (Bildrand vorne rechts), das 2010 dem Bankgebäude weichen musste. Mitte rechts ist der Brauereigasthof Mayer zu sehen; in dem Gebäude ist heute das Modehaus Erhard etabliert. Der Weg quer über die Gleise (vorne Mitte) ist die Bahnhofstraße. Auf der alten Trasse der Chiemseebahn verläuft heute die Hochriesstraße.



