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„To good to go“

„Magische Tüten“ gegen Lebensmittelverschwendung – Priener Händler nutzen App

Ein Brot und Gebäck kommen meist bei der Bäckerei Müller in die Tüten, erklärt Inhaber Luitpold Müller.
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Ein Brot und Gebäck kommen meist bei der Bäckerei Müller in die Tüten, erklärt Inhaber Luitpold Müller.

Was passiert eigentlich mit dem ganzen Brot, das abends in der Bäckerei übrig bleibt? In Prien nutzen einige Händler die „Too Good to go“-App, um Abfälle zu vermeiden. Was hinter dem Konzept steckt.

Prien – 75 Kilo Lebensmittel werden in Deutschland in einem Jahr weggeworfen – pro Person. Das ergab eine Studie des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung. Ein Teil dieses Abfalls entsteht im Handel. Das System „Too Good to go“ (Englisch für zu gut, um weggeworfen zu werden) soll hier Abhilfe schaffen. Schon einige Lebensmittelbetriebe und Gaststätten aus der Region nehmen teil.

Hinter „Too Good to go“ steckt ein Start-Up aus Berlin, das sich zum Ziel gesetzt hat, dass weniger Mahlzeiten weggeworfen werden. Bäckereien, Supermärkte, Restaurants und Feinkostgeschäfte können sich bei dem Start-Up registrieren und sogenannte „Magic Bags“ (magische Tüten) über die App anbieten. In dieser Bag sind dann übrig gebliebene Lebensmittel, die aber noch verzehrbar sind.

Per App reserviert, Abholen im Laden

Je nach Anbieter können diese ganz unterschiedlich sein: Brot vom Bäcker, Obst aus dem Bioladen oder ein Rest an Torten aus dem Café. Die App von „Too Good to go“ kann sich jeder Smartphone-Nutzer herunterladen. Dort gibt er seinen Standort ein und die Läden, die bei dem System mitmachen, werden ihm angezeigt. Und nicht nur das: Sollten Magic Bags verfügbar sein, werden diese angezeigt.

Abstrakt klingt das erst mal, doch die Bäckerei Müller aus Prien hat gute Erfahrungen mit dem System gemacht. Seit Juli machen drei Filialen mit, nachdem Luitpold Müller davon gelesen hatte. „Allein im November haben wir 150 Magic Bags verkauft“, erzählt Geschäftsführer Luitpold Müller. Drei Euro kosten diese dann, wobei der Warenwert bei neun Euro liegt.

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Und sie gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Der Nutzer kauft direkt in der App und muss die Tüte dann nur noch abholen. Die Bäckerei erhält die Einnahmen einmal monatlich direkt von „Too Good to go“.

Dass überhaupt Backwaren übrig bleiben, lasse sich leider nicht vermeiden. „Der Kunde erwartet ja, dass wir um 17.30 Uhr noch eine gute Auswahl haben“, sagt Müller. Abgesehen von ethischen Gründen ist es besonders ein finanzieller Aspekt, der das Wegwerfen unattraktiv macht: „Die Entsorgung in Lebensmittelresttonnen ist sehr teuer.“ Daher nutze man unterschiedliche Wege bei den Resten.

Ein Teil werde verarbeitet, etwa zu Semmelbröseln. Zum Teil werde Brot vom Vortag auch gekennzeichnet verkauft. Müller stellt hier auch einen Generationenwechsel fest. „Früher wurde halt ein Brot auch noch gegessen, wenn die Scheiben schon hart waren“, sagt der Geschäftsführer. Für die Magic Bags interessieren sich „recht internetaffine“ und tendenziell eher jüngere Menschen.

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Für den Priener Denns Biomarkt steht auch im Vordergrund, kein Essen zu verschwenden und „ökologisch verantwortungsbewusst und nachhaltig zu handeln“, sagt Bezirksleiter Sebastian Fritz. Dort nutze man schon verschiedene Wege, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Derzeit seien es in erster Linie Backwaren, aber in den Sommermonaten seien auch Obst und Gemüse in den Tüten des „Too Good to Go“-Systems.

Gute Bewertungen und Lob von Kunden

Die Erfahrungen sind bei Denns durchweg positiv: „Wir freuen uns über einen regen Zuspruch und die Initiative kommt vor allem bei unseren Kunden ausgesprochen gut an.“

Das weiß Fritz auch deshalb so genau, weil Nutzer über die App Bewertungen schreiben. „In den vergangenen 30 Tagen erhielten wir beispielsweise 4,59 Sterne von möglichen fünf Sternen. Im gleichen Zeitraum gaben wir in Prien 42 Tüten mit geretteten Lebensmitteln aus. Das entspricht in etwa 105 Kilogramm eingespartem CO2“, so der Bezirksleiter.

Über 10.000 Kilo CO2 gespart

Neben der Bäckerei Müller und Denns nehmen derzeit noch sieben weitere Partnerbetriebe zwischen Prien und Traunstein an „Too Good to go“ teil. „Insgesamt rund 4350 gerettete Mahlzeiten und 10.875 Kilogramm eingespartes CO2, rechnet Johanna Paschek, Sprecherin von „Too Good to go“.

Weniger Reste – ein Problem für die Tafel?

Peter Zilles, Vorsitzender der Tafel Bayern, sieht in der Optimierung im Handel eine Chance, aber auch langfristig Schwierigkeiten für die Tafeln: „Der Handel wird nachhaltiger und es wird immer mehr probiert in dieser Richtung.“ Der Nachteil: Je weniger im Handel übrig bleibt, desto weniger Lebensmittel erreichen auch die Tafeln. Prinzipiell sei es ja gut, wenn kein Essen verschwendet werde und auch ein Grundgedanke der Organisation. „Aber für uns wird das ein Problem werden“, fürchtet Zilles.

Bei der Chiemsee-Tafel ist das noch kein Thema. Sowohl die Bäckerei Müller als auch der Denns Bio-Supermarkt beliefern sie noch, obwohl sie auch „Too Good to Go“ nutzen. Organisatorin Susanne Blöchinger hat keine Sorge, dass sich die Systeme Konkurrenz machen. Tatsächlich nutzt sie selbst die „Too Good to go“-App. Denn dass Lebensmittel nicht auf dem Müll landen, findet sie gut. Wobei sie bislang noch keine Magic Bag erwischen konnte. „So viele sind es noch nicht, die dabei mitmachen. Und die Magic Bags sind leider so schnell weg.“ Sie könne sich aber vorstellen, dass es in einer größeren Stadt gut funktionieren könne.

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