Ärger an Rosenheims Mangfallstraße
Böses Erwachen: Anwohner geben Grund an Stadt ab - und bekommen trotzdem Schmalspur-Gehweg
Seit Mitte Dezember ist die Mangfallstraße wieder für den Verkehr freigegeben. Für einige Anwohner war diese Freigabe verbunden mit einem bösen Erwachen. Denn auf der westlichen Seite der Strecke gibt es nur einen schmalen Gehweg, teilweise mit einer Breite unter einem Meter.
Rosenheim – 1954 ist Hans Bernhard gemeinsam mit seiner Frau in seine Wohnung an der Mangfallstraße gezogen. Damals, als es noch üblich war, dass große Unternehmen Wohnungen für ihre Mitarbeiter bauten. Heute gehört Hans Bernhard die Wohnung gemeinsam mit seiner Frau. Aber dort leben sie schon lange nicht mehr. Nach dem Kauf haben sie ihre Immobilie an der Mangfallstraße vermietet. Und dennoch ärgern sie sich gemeinsam mit ihrer Mieterin, was ihnen nach der Sanierung der Stadtstraße nun als Gehweg präsentiert wird.
Grund an die Stadt abgegeben
Wer dieser Tage in die Mangfallstraße blickt, sieht zwei völlig unterschiedliche Straßenseiten. Auf der östlichen Seite ein breiter, mit Kantsteinen verlegter Gehweg, auf der westlichen nur ein schmaler Streifen für Fußgänger – lediglich eine verdichtete Oberfläche, keine Kantsteine. Auf der einen Seite Luxus-, auf der anderen Seite Schmalspurausbau, wie Hans Bernhard und seine Frau finden.
Was sie besonders ärgert: Sie haben für die Sanierung der Mangfallstraße und des Gehweges Grund an die Stadt abgetreten, genauso wie die übrigen Eigentümer ihres Mehrfamilienhauses. Eine Fläche von 50 Zentimetern Breite im Fall der Bernhards.
Dennoch: Während der Weg entlang von Bernhards Immobilie nun 70 Zentimeter Breite messe, habe die Stadt auf der anderen Seite einen „Luxusgehweg“ gebaut, 2,10 Meter breit. Und dort, vermutet Hans Bernhard, habe keiner der Grundbesitzer auch nur ein Jota an Fläche der Stadt überschreiben lassen.
Verhandelt, gesprochen, rausgefahren
Aber genau das ist nach Lesart von Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März (CSU) der Grund, warum die Anlieger auf der westlichen Seite der Mangfallstraße mit diesem schmalen Gehweg vorliebnehmen müssten. „Wir haben verhandelt, gesprochen, sind rausgefahren“, beteuerte März zur jüngsten Sitzung des Stadtrates, dass die Verwaltung ihr Möglichstes versucht habe, um die Situation, wie sie sich jetzt entlang eines Teils der Gemeindestraße darstellt, zu verhindern. Aber an der betroffenen Stelle sei niemand bereit gewesen, auch „nur einen halben Meter“ herzugeben.
In der ursprünglichen Planung habe die Stadt für beide Seiten eine Gehwegbreite von 1,60 Metern vorgesehen, antwortet die Stadt Rosenheim auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Da die dazu notwendigen Grundstücksteile nicht erworben werden konnten, mussten in Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern Umplanungen erfolgen, um zumindest einseitig einen ausreichend breiten und durchgängigen Gehweg realisieren zu können.“
Zu schmal für Mutter mit Kind
Die Malaise entlang der Mangfallstraße betrifft im Fall von Hans Bernhard und seiner Frau nicht die beiden selbst, aber deren Mieterin, eine Frau mit einem sehbehinderten Kind, wie beide schildern. Wie sehr das Sichtfeld des Kindes eingeschränkt ist, können beide nur vermuten.
Aber sicher sind sie sich darin, dass es für Mutter und Kind auf dem schmalen Gehweg schlicht zu eng ist. Der achtjährige Bub lerne derzeit, sich mit einem Blindenstock zu orientieren. Eine Engstelle dürfte ihm diese Selbstständigkeit vergällen. Dort ragt ein Verkehrsschild mitten aus dem Erdreich und versperrt den Weg, genauso wie ein Verteilerkasten einige Meter dahinter.
„Solche Detailprobleme stehen immer am Ende großer Straßenbauprojekte“, ist aus dem Rathaus in dieser Sache zu hören. Der Schaltschrank soll versetzt werden, auch den Standort des Verkehrsschildes will die Verwaltung überprüfen.
Das Vermieter-Ehepaar ärgert sich jedoch über die Stadt Rosenheim und die Kommunikation mit den Anliegern. Denn sowohl die Bernhards als auch die Miteigentümer ihres Hauses seien mehr oder minder vor vollendete Tatsachen gestellt worden. In Gesprächen mit der Hausverwaltung sei die Sache nie zur Sprache gekommen.
Vage Hoffnung
Lesen Sie auch: Blechlawinen rollen durch Rosenheim: Wo und warum Autofahrer ständig im Stau stehen
„Wenn es noch eine Möglichkeit gäbe, Grund zu erwerben, könnte man den Weghausbau darstellen“, signalisierte Oberbürgermeister Andreas März den Stadträten, dass zumindest noch eine vage Hoffnung für einen besseren Bürgersteig auf der Westseite der Mangfallstraße besteht. Denn ganz abgeschlossen ist die Sanierung des Weges noch nicht. Noch fehlt die Deckschicht auf der Straße.
Die finalen Arbeiten zur Fertigstellung der Mangfallstraße bis zur Mangfallbrücke sollen zum Frühjahr beginnen. „Die Stadtverwaltung ist jederzeit zu Grundstücksverhandlungen mit betroffenen Anliegern bereit, um auch auf der Westseite einen breiteren Gehweg zu schaffen.“ Aber bislang sei, Stand Anfang Februar, keiner der übrigen Anlieger an die Stadt herangetreten.

