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Stimmkreis Rosenheim-West

Landtagswahl 2023: Christine Mehlo-Plath (ÖDP) im Steckbrief und zu den wichtigsten Fragen

Christine Mehlo-Plath, Direktkandidatin der ÖDP im Stimmkreis Rosenheim-West, hat sich den Fragen von rosenheim24.de gestellt.
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Christine Mehlo-Plath, Direktkandidatin der ÖDP im Stimmkreis Rosenheim-West, hat sich den Fragen von rosenheim24.de gestellt.

Bei der Landtagswahl 2023 in Bayern stehen im Stimmkreis Rosenheim-West 13 Kandidaten zur Wahl. Wir stellen alle Kandidaten einzeln vor. Dieses Mal: Christine Mehlo-Plath (ÖDP).

Rosenheim - Am 8. Oktober 2023 findet in Bayern die Landtagswahl 2023 statt. Im Stimmkreis Rosenheim-West treten 13 Kandidaten an. Jeder Kandidat hat sich zu sechs Kernfragen geäußert. Hier sehen Sie die Antworten von Christine Mehlo-Plath (ÖDP).

Kandidaten-Steckbrief

Bitte stellen Sie sich kurz vor und formulieren Ihre Kernaussage, Ihre politischen Schwerpunkte und Ihre Motivation.

Christine Mehlo-Plath (66), Bruckmühl, Fachlehrerin, verheiratet, drei erwachsene Kinder (25 bis 41 Jahre), ÖDP

Werdegang: In Oberbayern auf einem Drei-Generationen-Bauernhof aufgewachsen, Ausbildung zur Fachlehrerin für Handarbeit, Gestaltung, Hauswirtschaft. Nach langer Zeit im Landkreis München Umzug 1995 nach Bruckmühl. „Gelegentlich arbeite ich noch als freiberufliche Gesundheitsberaterin nach Dr. med. Bruker. Seit Januar 2023 leite ich den Bundesarbeitskreis Gesundheit in der ÖDP.“

Weitere Parteiämter: Stellvertretende Kreisvorsitzende, Vorsitzende der ÖDP Mangfalltal, Vorstandsmitglied der ÖDP Oberbayern, von 2002 bis 2020 Kreisrätin.

Hobbys: Garteln, Pflanzenheilkunde, Kleider retten im Reparaturcafé Bruckmühl, Bergwandern, Musik, Radeln.

„Meine Kernaussage: ,Gott mit dir, du Land der Bayern.‘ Hilfe von oben werden wir bei so viel populistischer Propaganda schon brauchen. Vielleicht rettet uns bei der Klimafrage mein Motto ,Small is beautiful‘ – soll heißen, ein Mehr an Bescheidenheit und mehr menschliches Maß tut allen gut. Kleinräumige Strukturen und Kreisläufe machen uns zukunftsfähig und resilient! Fünf Prozent ändern alles. Ö oder nie!

Mein Herzensanliegen:

Die Menschenwürde und die damit verbundene Meinungsfreiheit liegt mir besonders am Herzen, auch wenn dieses Verfassungsrecht der Leitstern jeder Politik sein sollte. Für mich als Christin besitzen auch Ungeborene, Behinderte, Kranke, Flüchtlinge, Minderheiten, Alte und Sterbende diese Würde. Danach hat sich vor allem unser Medizinbetrieb und die Politik zu richten. Eine von Privatinteressen unabhängige Gesundheitspolitik ist hierfür ebenso wichtig wie aufgeklärte, mündige Patienten.

Die Bayerische Verfassung sagt, dass die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dem Gemeinwohl dienen soll. Am ehesten traue ich es uns Ökodemokraten zu, dieses Anliegen umzusetzen, da die ÖDP durch ihren Verzicht auf Firmen- und Konzernspenden absolut glaubwürdig ist.“

Dauerbrenner Brenner-Nordzulauf

Viergleisig nach Tirol: Dringend erforderliches Mega-Verkehrsprojekt oder überflüssiges Milliardengrab mit verheerenden Auswirkungen für Mensch und Natur? Wie stehen Sie zum Brenner-Nordzulauf? Wie sollte es weitergehen?

Antwort: Den Bedarf für einen viergleisigen Ausbau gibt es nicht, und ich bin daher als Mitglied im Brennerdialog für die zweigleisige flächensparende Bestandsvariante. Unter CSU und Freien Wählern wurde der Flächenverbrauch in Bayern nicht wie angekündigt auf fünf Hektar reduziert, sondern im Jahr 2021 sogar noch auf elf Hektar täglich gesteigert.

Die jetzige Planung trägt durch energieintensive Betonverbauung mit den langen Tunneln sowie den damit verbundenen Erdbewegungen erst mal ganz gewaltig zu mehr CO2-Ausstoß bei und zerstört noch mehr Landschaft.

Die vorausgesagte Vervielfachung der Warenströme und ein Mehr an Ressourcenverbrauch ist ja auch kein zukunftstaugliches Ziel. Eine ausgebaute Bestandsstrecke kann leicht doppelt so viele Güter wie bisher aufnehmen, was vollkommen ausreicht. Die dadurch eingesparten Steuermittel wären für den Netzausbau der Bahn und für Lärmschutzmaßnahmen viel besser angelegt.

Rosenheim wird nur bei der Bestandsvariante an den Brennertunnel angeschlossen sein, und die Bauzeit wäre auch kürzer. Auch die Gütertransportstrecke über Mühldorf muss in die Planung einfließen.

Raubtier-Alarm in den Alpen

In den Bergen war zuletzt der Bär los. Auch der Wolf hält die Almbauern in Atem. Was ist zu tun?

Antwort: Bär und Wolf müssen zwar geschützt werden. Sie sind aber auch Raubtiere, die relativ schnell die Scheu vor den Menschen verlieren, wie jüngste Beispiele zeigen. Sie haben in der Nähe von Siedlungen oder intensiver Weidehaltung nichts verloren.

Der Bau von Schutzzäunen ist im Alpenraum kaum möglich. Der schlaue Wolf kann sie leicht umgehen. Wenn bei übergriffigen Raubtieren keine Vergrämung oder Betäubung mit Transport in Naturreservate möglich ist, bleibt nur die professionelle Entnahme.

Die Almbauern verdienen mehr Verständnis, damit sie die Freude an ihrer wichtigen Arbeit nicht verlieren, und die Nutztiere brauchen ja auch Schutz. Sie sind mindestens genauso wertvoll wie Wölfe und Bären. Soweit mir bekannt, hat sich die Population von Wolf und Bär erholt, und sie sind nicht mehr vom Aussterben bedroht.

Alle Bayern und auch die Touristen sollten die Naturschönheiten in den Alpen angstfrei genießen können. Der sanfte, naturschonende Tourismus in Bayern ist eine wichtige Einnahmequelle und sollte gefördert und nicht behindert werden. Weidehaltung mit der hochwertigen Weidemilch sind allein aus gesundheitlichen Gründen, aber auch wegen des Tier- und Artenschutzes zu unterstützen.

Wenn das Wetter verrückt spielt

Dürre, Waldbrände, Starkregen, Tornados - muss sich auch die Region auf deutlich mehr Wetter-Extreme einstellen? Wie kann sich Bayern wappnen? Und was kann Bayern zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beitragen?

Antwort: Die ÖDP hat ein 14-seitiges ganzheitliches Konzept zum Schutz bei Hochwasser- und Dürre – und damit zum Klima- und Artenschutz – vorgelegt. Kurzfristig ist der Baumbestand wirksam zu schonen, beziehungsweise braucht es Neupflanzungen.

Außerdem braucht es ein schnelles Umsetzen des Schwammstadt-Konzeptes, das Wasser nicht in der Kanalisation verschwinden lässt, sondern so lange wie möglich an der Oberfläche speichert, mit viel Grün an Fassaden und Flachdächern sowie offene Bäche und Trinkbrunnen.

Dies alles senkt im Stadtbereich die Temperatur um bis zu fünf Grad. Wassersparendes Verhalten in Privathaushalten, bei der Produktion und in der Landwirtschaft muss gefördert werden. Tempolimits auf Autobahnen sind überfällig.

Längerfristig ist der enorme Energie- und Ressourcenverbrauch durch eine Kreislaufwirtschaft zu ersetzen. Dezentrale Wohn-, Einkaufs- und Erwerbsstrukturen helfen dabei, den Autoverkehr reduzieren, und fördern den örtlichen Handel. Der ÖPNV muss noch attraktiver werden.

Gezielter Humusaufbau ist als langfristig hocheffiziente Maßnahme zur CO2-Speicherung und zum Wasserrückhalt (Humus speichert das Achtfache seines Gewichts an Wasser) besonders geeignet. Natürliche Hecken in der Landschaft schützen nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch vor Erosion und Wind. Im Staatsforst als auch im Privatwald braucht es mehr trockenresistente Bäume, jedoch ohne Gentechnik 2.0!

Weitere Maßnahmen: Erhalt und Wiedervernässung der Moore als CO2-Speicher. Zur Energieeinsparung ist nachhaltiges Baumaterial anstelle von Beton und viel Glas zu bevorzugen, ebenso wie eine isolierende Bauweise.

Müllvermeidung statt Ressourcenverschwendung: Bevorzugung langlebiger, reparaturfreundlicher Produkte vor allem im öffentlichen Bereich. Precycling und Recycling sind zu unterstützen. Der Ausbau des Stromnetzes und der Speicherkapazitäten sind voranzubringen, um den zeitweisen Überschuss an regenerativen Energien auch nutzen zu können. Hilfreich ist die Erleichterung von Balkon-Solaranlagen und ein naturschonender Ausbau der Windenergie.

Flüchtlinge und kein Ende

Was muss der Freistaat beim Thema Flüchtlingsunterbringung aus Ihrer Sicht tun, damit die Kommunen die Aufgabe der Unterbringung von Flüchtlingen bewältigen können?

Antwort: Aus meiner ehrenamtlichen und beruflichen Erfahrung mit Flüchtlingen weiß ich: Wichtig ist vor allem eine schnelle Integration durch effektiven Deutschunterricht sowohl für Kinder als auch für Erwachsene innerhalb und außerhalb der Regelschule. Dazu braucht die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe wie auch die Schulen dringend mehr Unterstützung.

Und die Kommunen brauchen mehr finanziellen Rückhalt durch Bund und Land, damit sie die Unterkünfte bereitstellen können. Wichtig ist ebenso eine schnelle und unkomplizierte Eingliederung in den Arbeitsmarkt, was bei dem jetzigen Mangel besonders an jungem Personal wichtig ist und das Sozialsystem entlasten hilft.

Flüchtlinge wollen in der Regel keine Almosen, sondern wollen sich einbringen. Je schneller und unbürokratischer dies gelingt, umso besser und um so eher werden die Unterkünfte wieder frei. Eine dezentrale Unterbringung ist dabei einer Massenunterkunft vorzuziehen. 

Um Überfremdungs- und sozialen Ängsten zu begegnen, sollte einerseits Verständnis für die kulturellen Unterschiede geweckt werden. Andererseits muss aber auch bei aggressivem, demokratiefeindlichem Verhalten oder bei gewalttätigem Islamismus unter den Emigranten ebenso konsequent eingeschritten werden.

Längerfristig sind die Fluchtursachen durch eine faire Handelspolitik sowie eine zielgerichtete Entwicklungspolitik anzugehen. Notwendige Abschiebungen dürfen nur in zweifelsfrei sichere Herkunftsländer erfolgen. Zum Christentum konvertierte Moslems brauchen besonderen Schutz.

Medizin hängt am Tropf

Die heimischen Krankenhäuser machen gewaltige Defizite. Welche Möglichkeiten muss der Freistaat nutzen, um die medizinische Versorgung in Kliniken in der Region sicherzustellen und dabei auch das Personal vernünftig bezahlen zu können? Wie kann man generell die medizinische Versorgung verbessern und Medikamenten-Engpässe vermeiden?

Antwort: Zunächst muss der Freistaat endlich seiner gesetzlichen Verpflichtung nachkommen, für eine vollumfängliche Finanzierung der Kliniken und zum Abbau des Investitionsstaus in Höhe von jährlich etwa 300 Millionen Euro beizutragen. Das Geld für Pflege und Medizin darf nicht zur Finanzierung dieser Lücke zweckentfremdet werden.

Die ÖDP Bayern hat daher die Petition „Mehr Menschlichkeit im Krankenhausbereich“ gestartet. Wie dringend das Problem auch für die Romed-Kliniken ist, zeigt das Millionen-Defizit von etwa 20 Millionen Euro und geschätzte Gesamtkosten von 73 Millionen Euro beim Priener Krankenhausneubau.

Das Klinikum Bayreuth steht vor der Privatisierung.

Langfristig kann die medizinische Versorgung nur durch eine durchschlagende Reform sichergestellt werden, bei der das Patientenwohl nicht mehr von Marktgesetzen abhängt und die Zweiklassenmedizin beendet wird. Ähnlich wie in der Schweiz tragen dann alle Einkommensgruppen zur Finanzierung des Gesundheitswesens bei. Lauterbachs „Reförmchen“ beinhaltet weiterhin 40 Prozent Fallpauschalen, wodurch vermeidbare Eingriffe begünstigt werden – und von der vor allem Großkliniken profitieren. Bei Notfällen ist aber die wohnortnahe Versorgung sehr wichtig.

Zunächst sind die Arbeitsbedingungen fürs Personal zu verbessern, um es zu halten und zurückzugewinnen. Wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, wäre das möglich.

Unnötige Bürokratie muss abgebaut und günstige Personalwohnungen müssen zur Verfügung gestellt werden. Auf Dauer bleibt aber unser Gesundheitssystem in einer älter werdenden Gesellschaft nur bezahlbar, wenn der Krankenstand durch unabhängig und präventiv arbeitende Hausärzte, bessere Umweltbedingungen sowie vorsorgende Aufklärung niedrig gehalten wird. Daher setze ich mich für ein eigenes Schulfach „Gesundheit und Verbraucherschutz“ ein.

Bei den Medizinprodukten und Medikamenten dürfen wir uns nicht länger von Ländern wie China abhängig machen, sondern müssen wieder mehr selber herstellen. Gut wirksame Naturheilmittel sind dabei oft günstiger.

Ihr Lieblingsthema

Ein Thema, das Sie für sehr wichtig halten, fehlt in der Liste? Etwa Wohnraum, Energiekosten, Bildung, Mittelstand oder Landwirtschaft? Dann nur zu! Nehmen Sie Stellung zu einem Thema Ihrer Wahl.

Antwort: Mein Thema: Die Förderung familiärer Pflege und Kindererziehung als wirksamer Gegenpol zur Personalknappheit in Kitas und Pflegeheimen, Familien und vor allem das Wohl der Kinder liegen mir sehr am Herzen.

Viele Eltern und Alleinerziehende sind in der Zwickmühle, da es wegen Personalmangels zu wenige gute Krippenplätze gibt und dadurch Beruf und Familie noch schwerer vereinbar sind. Da braucht es eine Alternative. Die ÖDP will das bayerische Familiengeld bis zum dritten Lebensjahr des Kindes zu einem Familiengehalt mit Rentenanspruch ausbauen.

Das Familieneinkommen sollte nicht von einem freien Krippenplatz abhängen. Und: Auch weniger Wohlhabende sollten sich um ihre Kleinkinder selber kümmern können. Auch wenn Kitas weiterhin gebraucht werden und für alle zugänglich bleiben sollten, hat die familiäre Sorgearbeit, vor allem für die Kleinsten, doch mindestens zwei zusätzliche Pluspunkte:

Erstens: Die Forschung zur frühkindlichen Entwicklung bestätigt, dass Kinder bis zu drei Jahren unbedingt eine feste Bezugsperson brauchen und ständig wechselnde Umgebung als Stress erleben. Die häusliche Betreuung bietet ein Klima der Geborgenheit und eine krisenresistente Verlässlichkeit. Gute Bindung ist Voraussetzung für eine spätere gute Bildung. Dies kann die Krippe aufgrund der Personalnot und des ständigen Wechsels nicht leisten.

Zweitens: Synergieeffekte können genutzt werden und auf bürokratischen Personalaufwand kann verzichtet werden. Außerdem entfallen stressige und zeitraubende Fahrten mit dem Kind. Homeoffice, digitale Weiterbildung oder Hausarbeit können flexibel erledigt werden, während das Kind schläft oder kurzzeitig von einem anderen Familienmitglied betreut wird.

Ähnliches gilt für die häusliche Pflege, die immer noch 80 Prozent der Pflegeleistungen ausmacht und dadurch die Pflegeversicherung entlastet. Pflegende Angehörige brauchen ebenfalls dringend Entlastung Die Bauleitplanung muss für junge Familien wie auch für Alte und pflegende Angehörige bezahlbare Mehrgenerationenhäuser und genug Einrichtungen für Kurzzeitpflege vorsehen.

Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Kandidaten/der Kandidatin wurden 1:1 von der Redaktion übernommen, inhaltlich nicht überarbeitet und müssen deswegen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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