Stimmkreis Rosenheim-Ost
Landtagswahl 2023: Andrea Povolny (Tierschutzpartei) im Steckbrief und zu den wichtigsten Fragen
Bei der Landtagswahl 2023 in Bayern stehen im Stimmkreis Rosenheim-Ost 13 Kandidaten zur Wahl. Wir stellen alle Kandidaten einzeln vor. Dieses Mal: Andrea Povolny (Tierschutzpartei).
Rosenheim - Am 8. Oktober 2023 findet in Bayern die Landtagswahl 2023 statt. Im Stimmkreis Rosenheim-Ost treten 13 Kandidaten an. Jeder Kandidat hat sich zu sechs Kernfragen geäußert. Hier sehen Sie die Antworten von Andrea Povolny (Tierschutzpartei).
Kandidaten-Steckbrief
Bitte stellen Sie sich kurz vor und formulieren Ihre Kernaussage, Ihre politischen Schwerpunkte und Ihre Motivation.
Andrea Povolny (38), Rosenheim-Aising, Sozialarbeiterin in der Suchtberatung, ledig, Tierschutzpartei
Werdegang: „Nach meinem Zweitstudium der Sozialen Arbeit (Bachelor of Arts, B.A.) arbeite ich als Sozialarbeiterin in der Suchtberatung.“
Hobbys: „Zu meinen Interessen zählen die Natur und Wildkräuter, Kochen und Ernährung, Kultur (Musik, Lesen, Theater, Kino), gesellschaftliche Themen, Fremdsprachen und Reisen.“
Politische Kernaussage: „Die Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt muss aufhören.“
„Ich kandidiere hauptsächlich, weil ich dazu beitragen möchte, die Massentierhaltung und alle mit ihr einhergehenden tier-, umwelt- und gesundheitsschädigenden Maßnahmen abzuschaffen. Ich möchte unsere Städte grüner machen, weil mehr Grün in Städten nachweislich die Temperaturen dort senkt und unser aller Lebensqualität verbessert.
Für mehr Lebensqualität möchte ich außerdem eine bessere Infrastruktur für Fahrräder und mehr autofreie Zonen in den Innenstädten. Wir brauchen eine soziale und umweltverträgliche Verkehrswende. Ich kandidiere auch, weil ich einen sozial gerechten Wandel in der Gesundheits-, Sozial- und Rentenpolitik als unausweichlich sehe und diesen so gut ich kann mitgestalten möchte.
Ein weiteres Anliegen, was sich aus meinem Beruf ergibt, ist die bessere Versorgung von Millionen Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen aller Art, denn diese sind keineswegs am Rande der Gesellschaft, sondern mittendrin. Hierzu gehört zusätzlich zur Weiterfinanzierung der Suchtberatungsstellen unter anderem auch endlich das Erkennen der Notwendigkeit von mehr niedrigschwelligen Angeboten und Konsumräumen sowie deren Finanzierung.“
Dauerbrenner Brenner-Nordzulauf
Viergleisig nach Tirol: Dringend erforderliches Mega-Verkehrsprojekt oder überflüssiges Milliardengrab mit verheerenden Auswirkungen für Mensch und Natur? Wie stehen Sie zum Brenner-Nordzulauf? Wie sollte es weitergehen?
Antwort: Ich finde es wichtig, dass der Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert wird – jedoch nicht um jeden Preis. Meines Wissens nach kann die Kapazität auf der bestehenden Strecke noch deutlich gesteigert werden. Anstatt also unnötig weiter Grünflächen durch Neubauprojekte zu versiegeln – und das gilt für neue Autobahnen und Bahnstrecken gleichermaßen – und unseren Lebensraum zu zerstören, sollten die bestehenden Strecken modernisiert werden.
Raubtier-Alarm in den Alpen
In den Bergen war zuletzt der Bär los. Auch der Wolf hält die Almbauern in Atem. Was ist zu tun?
Antwort: Grundsätzlich ein schwieriges und emotionales Thema, das sicherlich nicht auf die Schnelle zur Zufriedenheit aller zu lösen sein wird. Meiner Meinung nach brauchen wir schnellstmöglich ein funktionierendes Wildtiermanagement für die großen Beutegreifer Wolf, Bär und Luchs.
Dieses Wildtiermanagement muss das Überleben der genannten Arten gewährleisten, jedoch auch die Interessen und Sorgen der Almbäuer*innen und der Bevölkerung berücksichtigen.
Nachdem es in Deutschland kaum Gegenden gibt, in denen wir Menschen uns nicht angesiedelt haben, kommt es unweigerlich immer wieder zu direkten und indirekten Begegnungen mit Bären, Wölfen oder Luchsen, wobei Luchse bei uns nach wie vor extrem selten sind.
Wölfe und Luchse ernähren sich normalerweise von anderen Wildtieren, wie zum Beispiel von Rehen und Wildschweinen. Bären sind zwar Allesfresser, aber hauptsächlich Pflanzenfresser. Unzureichend geschützte Nutztiere sind für die großen Beutegreifer jedoch die leichtere Beute. Deswegen brauchen sie einen besonderen Schutz.
Für die Almbäuer*innen in unserer Region brauchen wir geeignete Herdenschutzhunde, insbesondere an den Wolf angepasste Elektrozäune, und Kompensationszahlungen für gerissene Nutztiere. Wenn diese Herdenschutzmaßnahmen auf Dauer keinen oder zu wenig Erfolg zeigen und die Population der großen Beutegreifer stark wächst, ist es notwendig, sich die Maßnahmen noch mal anzusehen.
Wenn das Wetter verrückt spielt
Dürre, Waldbrände, Starkregen, Tornados - muss sich auch die Region auf deutlich mehr Wetter-Extreme einstellen? Wie kann sich Bayern wappnen? Und was kann Bayern zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beitragen?
Antwort: Die Alpenregionen verzeichnen momentan noch vergleichsweise viel Niederschlag. Wie lange das so bleibt, weiß niemand genau. Und dennoch mehren sich auch in Bayern Wetter-Extreme.
Durch den schmelzenden Permafrost, immer häufiger gepaart mit Starkregen, kommt es in den Alpen vermehrt zu Felsstürzen und Steinschlägen, die, genau wie die anderen sich häufenden Wetter-Extreme, immer mehr Menschenleben fordern.
Wochenlange Hitze ohne einen Tropfen Regen nach wochenlangem Fast-Dauerregen machen es unseren Landwirt*innen (nicht erst seit diesem Jahr) schwer, gute Ernten einzufahren. Unsere Nahrungsmittelversorgung steht auf lange Sicht auf dem Spiel. Es braucht schnell finanzstarke Förderprogramme und zukunftsträchtige Unterstützung, damit unsere Landwirtschaft klimafreundlich umgebaut werden kann. Mit diesem Umbau allein würde Bayern zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beitragen.
Bayern kann sich aber auch schon im Kleinen für den Klimawandel wappnen und gleichzeitig seine Bürger*innen entlasten, indem zum Beispiel in Städten vermehrt Sprühnebel-Installationen und Trinkwasserspender installiert und weniger Flächen versiegelt und stattdessen mehr Grünflächen angelegt werden.
Den weiteren Ausbau des ÖPNV finde ich ebenfalls sehr wichtig. Dieser muss so ausgebaut werden, dass er Menschen auch in ländlichen Gebieten zuverlässig und günstig bedient.
Flüchtlinge und kein Ende
Was muss der Freistaat beim Thema Flüchtlingsunterbringung aus Ihrer Sicht tun, damit die Kommunen die Aufgabe der Unterbringung von Flüchtlingen bewältigen können?
Antwort: Ich empfinde es als unsere moralische Verpflichtung, Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, bei uns aufzunehmen. Insbesondere in Zeiten, in denen Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert werden sollen, sehe ich in den Geflüchteten, die bereits bei uns sind, eine große Chance.
Die Unterkunfts- und generelle Wohnungsproblematik wird Bayern meiner Meinung nach nicht im Alleingang lösen können. Seit Jahrzehnten wird aus verschiedenen Gründen zu wenig gebaut. Eine schnelle Lösung, um Geflüchtete menschenwürdig unterzubringen, wird es daher wohl nicht geben.
Ich sehe kurzfristig höchstens die Finanzierung von Containermodulen, die zum Beispiel für Menschen ohne festen Wohnsitz oder für Menschen, die kurzfristig dringend eine Unterkunft benötigen, verwendet werden können, wenn sich die Situation entspannt, als eine pragmatische Lösung.
Medizin hängt am Tropf
Die heimischen Krankenhäuser machen gewaltige Defizite. Welche Möglichkeiten muss der Freistaat nutzen, um die medizinische Versorgung in Kliniken in der Region sicherzustellen und dabei auch das Personal vernünftig bezahlen zu können? Wie kann man generell die medizinische Versorgung verbessern und Medikamenten-Engpässe vermeiden?
Antwort: Die pflegerischen und medizinischen Berufe müssen attraktiver werden. Dies gelingt durch höheres Einkommen, aber noch mehr durch verbesserte Arbeitsbedingungen. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, wird mehr Personal benötigt. Hierfür müssen mehr Pflegekräfte ausgebildet und mehr finanzielle Ressourcen bereitgestellt werden.
Die Krankenhäuser, die derzeit auch noch unter der Inflation leiden und diese Mehrkosten nicht ausgleichen können, benötigen vom Freistaat endlich eine ausreichend hohe Investitionsfinanzierung. Des Weiteren bin ich für eine Abschaffung der diagnosebezogenen Fallpauschalen hin zu einer bedarfsgerechten Behandlung, da die diagnosebezogene Fallpauschale meiner Meinung nach mit zu den eklatanten Missständen geführt hat, wie wir sie heute sehen.
Was den Mangel an Haus- und Fachärzt*innen betrifft, gehen in den nächsten zehn Jahren viele von ihnen in Rente, was den derzeitigen Mangel wahrscheinlich noch verstärken wird. Das Interesse an einem Medizinstudium bei jungen Menschen wächst aber stetig, daher brauchen wir mehr Studienplätze, um die wegfallenden Ärzt*innen zu ersetzen.
Medikamenten-Engpässe können wir vermeiden, indem wir die Produktion zurück nach Deutschland verlagern. Damit werden zum einen vor Ort Arbeitsplätze geschaffen und zum anderen sind wir unabhängig in der Produktion zum Teil lebenswichtiger Medikamente.
Ihr Lieblingsthema
Ein Thema, das Sie für sehr wichtig halten, fehlt in der Liste? Etwa Wohnraum, Energiekosten, Bildung, Mittelstand oder Landwirtschaft? Dann nur zu! Nehmen Sie Stellung zu einem Thema Ihrer Wahl.
Antwort: Zu diesem Punkt verzichtete die Kandidatin auf eine Stellungnahme.
Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Kandidaten/der Kandidatin wurden 1:1 von der Redaktion übernommen, inhaltlich nicht überarbeitet und müssen deswegen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.