Anhänger mit roter Farbe besprüht
Attacke auf Blitzer in Kolbermoor: Jubel, Empörung – und eine überraschende Vermutung
Unbekannte Täter haben in der Nacht auf Samstag, 17. Mai, einen Blitzer in Kolbermoor besprüht und damit außer Gefecht gesetzt. Eine Aktion, die in sozialen Medien verurteilt, von einigen aber auch bejubelt wurde.
Kolbermoor – Attacke auf einen Blitzeranhänger des Zweckverbands Kommunale Dienste Oberland, der im Auftrag der Stadt die Überwachung des fließenden und ruhenden Verkehrs in Kolbermoor übernommen hat: Unbekannte haben den Kasten, der Temposünder im Bild festhält, in der Nacht auf Samstag, 17. Mai, mit roter Farbe beschmiert. Während die Stadt die Aktion scharf verurteilt, zeigten auf Facebook einige Nutzer sogar Verständnis für die Übeltäter. Was wiederum zu einer emotionalen Diskussion auf der Plattform führte.
Vermutlich mit einer Spraydose hatten die bislang unbekannten Täter in der Nacht auf 17. Mai das Gehäuse des Blitzers besprüht – unter anderem die Glasscheibe, hinter der sich die Kameralinse für die Aufnahmen verbirgt. An der Seite hatten die Täter zudem in roter Farbe die Zahl 161 aufgesprüht.
Höhe des Sachschadens noch völlig unklar
„Wir wurden über die Sachbeschädigungen informiert und hatten bereits mit dem Besitzer des Anhängers Kontakt“, bestätigte ein Sprecher der Polizeiinspektion Bad Aibling (PI) am Montag (19. Mai) auf OVB-Anfrage den Vorfall. Angaben zur möglichen Höhe des Sachschadens konnte die Polizei aber nicht machen. „Das hängt jetzt extrem davon ab, ob die Farbe leicht wieder abgeht oder ob beispielsweise auch etwas ins Gehäuse hineingeritzt worden ist“, sagte der Polizeisprecher.
Vermutungen, wonach die Täter aus dem linken politischen Lager stammen könnten, wollte der Polizeisprecher nicht kommentieren. Zumal es „für die Ermittlungen zunächst keine Rolle spielt“, wie er betonte. Die Vermutung war in den sozialen Medien aufgrund der Zahl „161“ aufgekommen, die die Täter auf den Blitzer gesprüht hatten. Denn diese Zahlenkombination soll für die Buchstabenfolge AFA stehen, was wiederum im linken Spektrum eine Abkürzung für „Antifaschistische Aktion“ ist.
In der Facebook-Gruppe „Kolbermoor – da san ma dahoam“ beschäftigten sich einige Gruppenmitglieder aber nicht nur mit den Tätern. Von einigen Nutzern wurde die Tat gar richtig gefeiert. „Damit sind die Wegelagerer gleich mal außer Gefecht gesetzt“, fand ein Gruppenmitglied, ein anderes richtete sich mit dem Satz „Ois richtig gmacht!!!“ direkt an die Übeltäter.
Anwohner betonen die Notwendigkeit der Geschwindigkeitskontrollen
Kommentare, die wiederum anderen Nutzern sauer aufstießen. Vor allem Anwohner der Bergstraße betonten die Notwendigkeit, dort das Tempo der Autofahrer zu überwachen. So fand eine Userin, dass es „höchste Zeit“ wurde, „dass da der Blitzer steht, um die Raser zu bremsen“. Eine andere Kolbermoorerin betonte, dass es mittlerweile „viel zu gefährlich“ sei, dort als Fußgänger unterwegs zu sein.
Weshalb letztlich auch die Stadtverwaltung den Zweckverband, der trotz mehrmaliger Anfrage für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, gebeten hatte, dort ein Auge auf die Geschwindigkeit der Autofahrer zu werfen, wie Christian Poitsch, Leiter des Kolbermoorer Stadtmarketings, gegenüber dem OVB betonte. „Seit Anfang des Jahres wird dort bereits stärker kontrolliert“, teilte Poitsch mit, der darauf verwies, dass die „begleitende Maßnahme“ dazu diene, „um die Anwohner zu schützen“. Zumal dort durch die Sperrung der Flurstraße der Verkehr dort zugenommen habe. Erschwerend komme hinzu, dass es dort keinen Gehweg gäbe, dort aber in Richtung Tonwerkweiher viele Fußgänger unterwegs seien.
Wie wichtig die Tempoüberwachung dort ist, machen konkrete Zahlen deutlich: Nach Angaben von Thomas Rothmayer, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, sei bei mobilen Messungen, die seit Jahresbeginn dort immer wieder stattgefunden haben, fast jedes dritte Fahrzeug (29 Prozent) zu schnell unterwegs gewesen. An vergleichbaren Messstellen in der Stadt läge der Schnitt hingegen bei 1,5 bis zwei Prozent. „Daher ist es schon sehr sinnvoll, hier aktiv zu werden“, so der Chef des Ordnungsamtes, der für die Sachbeschädigung an der Bergstraße „überhaupt kein Verständnis“ zeigte.
Einnahmen gehen zu 100 Prozent an den Zweckverband
Auch gegen den Vorwurf einzelner Bürger, die Stadt wolle damit nur abkassieren, setzte sich Rothmayer zur Wehr. „Es geht hier alleine um die Sicherheit“, so der Leiter des Ordnungsamtes, der darauf verwies, dass bei einer derartigen Blitzanlage wie an der Bergstraße, einer sogenannten semistationären Messanlage, die Einnahmen komplett beim Zweckverband Kommunale Dienste Oberland verbleiben.
Doch wie häufig kommt es im Mangfalltal überhaupt vor, dass Verkehrsteilnehmer die Wut gegen einen Blitzer auf derartige Weise zum Ausdruck bringen? „Auch wenn man es vielleicht anders erwarten würde, kommt so etwas sehr selten vor“, so der Sprecher der PI Bad Aibling gegenüber dem OVB. „Da scheint die Hemmschwelle – und vielleicht auch das Risiko, entdeckt zu werden – für viele zu hoch zu sein.“
