Tradition in Kolbermoor
Kolbermoorer Schäffler tanzen bald wieder – und zeigen altes Fassmacher-Handwerk
Nach sieben Jahren Pause lassen die Kolbermoorer Schäffler im kommenden Jahr ihre traditionsreichen Tänze wieder aufleben. Bereits jetzt geben sie der Öffentlichkeit spannende Einblicke in das historische Handwerk der Fassmacher.
Kolbermoor – Nach sieben Jahren Pause werden die Kolbermoorer Schäffler im kommenden Jahr wieder tanzen und damit eine uralte Tradition wieder aufleben lassen. Bereits jetzt sind sie mit dem Thema stark beschäftigt und lassen auch die Öffentlichkeit an ihrem Brauchtum und dessen Herkunft teilhaben.
Unter anderem geben sie Einblick in die alte Handwerkstradition Küfern, Böttchern beziehungsweise Schäfflern, hier zusammengefasst von Florian Podhorny, dem Schriftführer des Kolbermoorer Trachtenvereins Immergrün. Die Bilder und deren Beschreibung wurden von Franz Pommer, Fassbinder aus der Steiermark zur Verfügung gestellt.
Bereits seit dem frühen Mittelalter existiert der Beruf des Fassmachers in Deutschland. Abhängig von Region und Dialekt gibt es die unterschiedlichsten Bezeichnungen dafür. Häufig findet man diese noch in Straßen- oder Familiennamen wieder, was vielen wahrscheinlich auf dem ersten Blick gar nicht so bewusst ist.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Jedoch haben alle unterschiedlichen Namensgebungen etwas gemeinsam: es wird immer ein Gefäß mit regionaler Größe beziehungsweise Maßeinheit beschrieben. Von diesem leitet sich dann die Handwerksbezeichnung ab.
So kennt man in Preußen und Sachsen die Kufe als Volumenmaß – hiervon leitet sich der Name Küfner ab. Im Niederdeutschen ist die Bezeichnung „Böttcher“ beziehungsweise im Plattdeutschen der „Böttjer“ zu finden. Diese kommt von dem Gefäß, dem Bottich. Der Schäffler wiederum ist vor allem in Südbayern zu finden. Hergeleitet wird dieser Name von einem „Schaff“, welches oben geöffnet ist.
Trotz modernster Technik hat sich der Herstellungsvorgang in den letzten Jahrhunderten wenig bis gar nicht geändert. Als Erstes muss das Holz für die Dauben, das ist die Bezeichnung der hölzernen Wangen, zugeschnitten werden. Wichtig ist dabei, dass das Holz dafür exakt gewinkelt wird und in der Mitte breiter als an den Enden ist – nur mit dieser Form kann man daraus später ein Fass machen.
Als Nächstes werden die Bretter aufgestellt. Das heißt, die Dauben werden in einen Eisenreifen eingepasst und die oberen Enden gleich ausgerichtet. Die entstandene Form wird dabei Rose genannt.
Dann folgt der wichtigste Schritt des Fassmachens – das Biegen der Dauben. Hierfür werden weitere Eisenreifen auf die stehenden Bretter aufgezogen und in der Mitte des Fasses ein Holzfeuer entzündet, welches die Dauben biegsam macht. Wichtig ist dabei, dass die Bretter an der Außenseite laufend nass gemacht werden. Durch die entstandene Biegsamkeit werden die Dauben am anderen Ende mit Hilfe eines Fasszuges zusammengezogen. Danach wird das Fass gedreht und entsprechend bereift und darf erst mal abkühlen.
Nach einem Tag Ruhepause kommt das Nachfeuer und Rösten – auch Toasten – genannt. Beim Nachfeuern werden die inneren Spannungen der Fassdauben minimiert und der Grad der Röstung (leicht/mittel/stark) bestimmt – dies beeinflusst später den Geschmack des gelagerten Gutes. Im vorletzten Schritt werden dann die Fassdeckel und -böden hergestellt und eingesetzt und zu guter Letzt wird das Fass noch gehobelt und geschliffen und das Spundloch gebohrt.
War ein Schäffler in der Vergangenheit nicht aus dem öffentlichen Leben wegzudenken, wurde der Beruf gegen Ende des 19. Jahrhunderts von der industriellen Fertigung sehr stark verdrängt. Der Umstieg vor allem auf Kunststoff-, Aluminium- und Edelstahlfässer zwang viele Handwerksbetriebe zum Aufhören – zum Glück nicht alle.
Holz wirkt auf Aroma und Geschmack
Hatten in der schnelllebigen Neuzeit Holzfässer vor allem noch einen nostalgischen Dekorationszweck, gab es immer noch Weinmanufakturen und Brauereien, welche ihr Erzeugnis auch weiter in Holzfässern lagerten, da sich der Geschmack und das Aroma besser entwickelt. Heute sind deutschlandweit nur noch weniger Küfnereien und Schäfflerbetriebe übrig geblieben. Jedoch steigt mittlerweile die Nachfrage nach Holzfässern wieder, da das Holz dem Inhalt je nach Röstung einen eigenen, besonderen Geschmack verleiht. (re)



