„Stadt ist auf einem guten Weg“
Platz 683 im Solar-Städteranking: Wie gut ist Kolbermoor mit PV-Anlagen ausgestattet?
Die Stadt Kolbermoor geht in die Offensive in puncto erneuerbare Energie. Doch auf einigen Dächern städtischer Gebäude fehlen noch Photovoltaikanlagen. Klimaschutzmanager Thomas Ertl erklärt, warum das so ist und was die Bürger derzeit bewegt.
Kolbermoor – Welche Richtung schlägt Kolbermoor ein, um der Energiewende gerecht zu werden? Laut Klimaschutzmanager Thomas Ertl ist die Stadt „auf einem guten Weg“. Man sei vergleichsweise „relativ weit oben mit dabei“, so Ertl, der vor einigen Monaten das Amt von Vorgänger Martin Roith übernommen hatte. Ein Thema, das nicht nur in Kolbermoor hinsichtlich der erneuerbaren Energien diskutiert wird, ist die Ausstattung von Dächern mit Solaranlagen. Nicht selten ernten Kommunen Kritik, da auf städtischen Liegenschaften offenbar nicht ausreichend Photovoltaikanlagen angebracht wurden. Und in Kolbermoor?
„Die Datenlage ist hierzu noch dürftig“, schickt Ertl bei dem Thema voraus. Derzeit arbeite man intensiv daran, verschiedene „Klimaschutzmanagementstrategien“ zu erarbeiten. Er könne jedoch noch keine verlässlichen Angaben dazu machen, wie viele Gebäude mit PV-Anlagen bestückt sind und wie viel Strom dadurch letztlich produziert werde.
„Das wird bei der Diskussion oftmals übersehen“
Klar ist: Diverse Gebäude haben keine PV-Anlagen auf den Dächern. Laut Ertl ist aber auch klar, dass nicht alle Gebäude geeignet seien, was etwa die Statik angeht. „Das wird bei der Diskussion oftmals übersehen“, erklärt der Klimaschutzmanager. Darüber hinaus führten PV-Anlagen auf öffentlichen Liegenschaften vereinzelt zu Schwierigkeiten, da durch das teilweise Einspeisen des gewonnenen Stroms ins Netz die Gemeinnützigkeit des dort beheimateten Vereins oder beispielsweise des Kindergartens verloren gehen könnte.
Dennoch, nicht nur auf öffentlichen Gebäuden, gehe die Entwicklung in Kolbermoor in die richtige Richtung. Im vergangenen Jahr wurden in Kolbermoor insgesamt 86 Solaranlagen neu installiert, was einem Zuwachs von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das geht aus den offiziellen Photovoltaik-Ausbauzahlen der Bundesnetzagentur für das Jahr 2022 hervor, die das Vergleichsportal für Solaranlagen „Selfmade Energy“ für 2.050 Städte ausgewertet hatte. Demnach liegt das Wachstum in Kolbermoor unter dem bundesweiten Durchschnitt aller deutschen Städte (16 Prozent).
Die Gesamtzahl der auf den Dächern von Kolbermoor installierten Solaranlagen beträgt demzufolge aktuell 733. Gemessen an der Anzahl der PV-Anlagen pro 1.000 Einwohner schafft Kolbermoor es damit im Ranking der Städte auf Platz 683. Zum Vergleich: Bad Aibling belegt Platz 721 in der Rangliste des Jahres 2022.
Stadt will Vorbildfunktion annehmen
Laut Klimaschutzmanager Ertl nehme man das Ranking zwar zur Kenntnis, allerdings nehme es keinen wirklichen Einfluss auf die Arbeit in der Kommune. Der Städtevergleich hinke an verschiedenen Stellen, weshalb teilweise „Äpfel mit Birnen“ verglichen würden. Man fokussiere sich lieber auf die eigenen Aufgaben, so Ertl. So arbeitet die Verwaltung derzeit an einer flächendeckenden Datenanalyse, die nicht nur die Zahlen zu PV-Anlagen beinhalten soll.
Wie auch Bürgermeister Peter Kloo vorgegeben habe, verfolgt die Stadt mehrere Philosophie-Ansätze, erklärt Ertl. „Der eine betrifft die Vorbildfunktion der Stadt.“ Laut Klimaschutzmanager könne man nicht von den Bürgern erwarten, auf erneuerbare Energie umzusatteln, als Stadt auf der anderen Seite selbst aber nichts dafür zu tun. „Wir wollen uns also auch weiterhin um das Thema kümmern, auch um glaubwürdig zu bleiben“, so Ertl.
Ein weiterer Ansatz sei der Versuch, eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen. „Wir wollen es möglichst schaffen, vor 2045 CO2-neutral zu werden.“ Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hatte die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.
Große Nachfrage bei den Kolbermoorern
Bürger, die sich unter anderem über PV-Anlagen informieren wollen, „dürfen sich gerne an mich wenden“, beton Ertl. Zudem kooperiert die Stadt mit der Verbraucherzentrale und bietet monatliche kostenlose Beratungstermine an, bei Bedarf sogar mit Hausbesuchen. „Die Nachfrage bei dem Thema ist aktuell wahnsinnig groß“, sagt Ertl. Zu Beginn des Krieges in der Ukraine sei vor allem die Angst sowie die Frage kursiert, was passiert, wenn das Gas abgestellt wird.
Mittlerweile gehe es überwiegend um die teuren Gas- und Ölpreise. Veranstaltungen zu dem Thema seien derzeit gut besucht. „Die Leute wollen von Öl und Gas weg. Auch wegen der Nachhaltigkeit, aber vor allem auch, um nicht mehr abhängig zu sein.“ Neben Solaranlagen verfolge man als Stadt auch Themen wie das Fernwärmenetz intensiv weiter, auch die Möglichkeiten der Geothermie, also Erdwärme aus dem Erdinneren, würden geprüft.
Zudem liege ohnehin ein großer Fokus darauf, dass der Verbrauch aller städtischen Liegenschaften reduziert werde. Dabei soll etwa die Umstellung auf LED-Beleuchtung oder eine energetische Optimierung des Heizens helfen.