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Deutschkurse: Kolbermoor reagierte schnell

„Die Frauen aus Charkiw“: Das wurde aus den ukrainischen Schülerinnen der VHS-Kurse

Die ukrainischen Teilnehmerinnen des ersten Deutschkurses mit Lehrerin Tatjana Rotar (stehend, fünfte von links).
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Die ukrainischen Teilnehmerinnen des ersten Deutschkurses mit Lehrerin Tatjana Rotar (stehend, fünfte von links).

Als die ersten Ukraine-Flüchtlinge in der Region ankamen, war die Integration in aller Munde. Auch in Kolbermoor stellte man damals schnell Deutschkurse auf die Beine. Doch was haben diese bewirkt und was ist aus den ersten Teilnehmern geworden?

Kolbermoor – Als der Krieg in der Ukraine begann und die ersten Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gab es auch hierzulande kaum ein anderes Thema. Doch was ist eigentlich aus den Menschen geworden, die seit dem in der Region leben? Und wie hat die immer wieder betonte Integration geklappt, die in erster Linie über das Erlernen der deutschen Sprache gelingen sollte?

Was können die Kurse bewirken?

Auch in Kolbermoor kamen damals zahlreiche Geflüchtete an. Zunächst hatten sich Kolbermoorer Familien, bei denen ukrainische Flüchtlinge wohnen, an die Volkshochschule gewandt und nach Kursen gefragt. Vhs-Leiterin Ulrike Sinzinger und Rathauschef Peter Kloo waren da bereits aktiv geworden.

Statt abzuwarten, hatte sich Kloo zusammen mit Sinzinger mit der Bitte um Unterstützung an Gewerbetreibende und Privathaushalte gewandt (wir berichteten). Schließlich mussten die Kurse finanziert werden. Anschließend starteten die ersten Kurse. Und heute?

Unter der Leitung von Tatjana Rotar startete damals die erste Gruppe im März. Die Teilnehmerinnen stammten überwiegend aus der Gegend um Charkiw. Die Frauen kamen ohne ihre Männer, nicht die ganze Familie hatte den Sprung nach Deutschland wagen können, erzählt Vhs-Leiterin Ulrike Sinzinger gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Deren Familien sind in der Ukraine, es besteht Kontakt, sie besuchen auch ihre Familien in der Ukraine und kehren dann wieder nach Deutschland zurück.“

„Andere wollen auch gern wieder in die Ukraine zurück“

Aus besagter Gruppe sind von 16 Teilnehmern fünf bereits wieder zurückgekehrt, berichtet Sinzinger. Eine der Frauen fahre in Kürze zurück. „Auch wenn es in der Ukraine schwer ist, möchte sie bei ihrer Familie sein“, so die Leiterin. Das zeigte sich auch daran, dass im August nahezu alle Teilnehmerinnen ihre Familien in der Ukraine besuchten. „Andere wollen auch gern wieder in die Ukraine zurück, aber sie haben keine Ahnung, wie und wann“, erklärt Sinzinger das Dilemma. Deshalb würden sie einstweilen hierbleiben.

Jeder Geflüchtete aus de r Ukraine hat Anspruch auf einen Integrationskurs. Laut Sinzinger ist das schon länger so, seit Frühsommer aber hätten die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zertifizierten Integrationskursträger ihre Kapazitäten an Lehrkräften oder Räumlichkeiten nicht so schnell aufbauen können.

Die Vhs Kolbermoor gehört zwar nicht zu den zertifizierten Integrationskursträgern (in Rosenheim gibt es drei Anbieter). Da es für diese jedoch lange Wartezeiten gab, war das Angebot der Vhs perfekt, sagt Sinzinger. „Jetzt, im Herbst, besuchen die meisten Ukrainer, sofern sie keine Kinder betreuen müssen, einen Integrationskurs.“ Dieser habe, so Sinzinger, in der Regel 20 Unterrichtsstunden pro Woche und dauert etwa sechs Monate. „Das ist also wirklich ein Full-Time-Job“, sagt die Leiterin.

Erfolgsgeschichten aus dem ersten Kurs

Heißt auch, dass diejenigen, die noch nicht genau wissen, wie es weiter gehen soll und was sie planen, erst einmal in den Deutsch-Unterricht gehen. Und das mit der Perspektive bis März/April 2023. Wenn sie dann die Prüfung bestehen, haben sie das sogenannte „Niveau B1“, mit dem man an eine Berufstätigkeit denken könne, erklärt Sinzinger.

Ulrike Sinzinger.

Doch auch jetzt gibt es schon echte Erfolgsgeschichten. Denn manche arbeiten bereits, sagt Sinzinger. Eine Dame sei bereits in ihrem Beruf als Friseurin tätig, eine weitere als Architektin. „Das ist natürlich toll. Sie ist sehr begabt, spricht sehr gut Englisch und weil ihre Schwester hier in Deutschland verheiratet ist, hat sie einen Bezug zum Land und möchte hier bleiben, auch wenn es im Augenblick schwer für sie ist“, erklärt Sinzinger. Eine andere Geflüchtete sei Juristin, möchte ihr Diplom anerkennen lassen und falls möglich, ihren Mann herholen und in Deutschland bleiben. Derzeit arbeite sie ehrenamtlich.

Mit Nähmaschine Geld verdienen

Sinzinger ist klar, dass die mit unter erfolgreichen Geschichten nicht die Gesamtheit der vor Ort lebenden Geflüchteten erfassen. Aber sie zeigen, dass Hilfsangebote wie die Deutschkurse einen Beitrag zur Integration einiger Ukrainer leisten. So seien mittlerweile auch einige Kursteilnehmerinnen in der Gastronomie beschäftigt. Und eine schöne Anekdote fällt Sinzinger noch ein: „Von einer weiß ich noch, dass sie Näherin ist. Sie hat im Juli von irgendjemanden eine Nähmaschine geschenkt bekommen und sich mächtig gefreut. So kann sie anfangen, damit Geld zu verdienen.“nbe

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