„Schnüffler“ im Einsatz
Datenspürhunde bei Kinderporno-Razzia: Auch im Gebiet Rosenheim drei Durchsuchungen
Einen „erfolgreicher Schlag gegen Kinderpornografie“ nannte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann die Durchsuchungsaktion „Operation Weckruf 2023“. Der Einsatz von Datenträgerspürhunden war dabei besonders wertvoll.
Rosenheim, Bayern – Am 27. Juni fand eine Razzia gegen 55 Beschuldigte statt, die im Verdacht stehen, kinderpornografische Inhalte besessen, erworben oder verbreitet zu haben. Drei der Männer sollen aus Stadt und Landkreis Rosenheim stammen, sieben Verdächtige stammen aus dem Gebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Insgesamt sollen die Verdächtigen zwischen 20 und 79 Jahre alt sein. 270 Polizisten und mehrere Datenspürhunde waren bei der Razzia im Einsatz – unter der Koordination vom Cybercrime-Dezernat des bayerischen LKA der Spezialeinheit der Generaltstaatsanwaltschaft Bamberg, dem Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauchs im Internet. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete die Razzia als vollen Erfolg und einen empfindlichen Schlag gegen die Täter. Den meist virtuellen Inhalten sei in vielen Fällen ein realer schwerer Missbrauch von Kindern vorangegangen.
13 Datenspürhunde im Einsatz
Bei der Kinderporno-Razzia waren der Working Cocker „Chip“ und der Schäferhund „Dimi“ im Einsatz. Insgesamt waren 2700 Geräte sichergestellt worden, davon 2400 Speichermedien und 101 Festplatten. „Gerade im Kampf gegen Kinderpornografie haben es unsere Ermittler häufig mit gut versteckten Datenträgern zu tun“, so Herrmann. „Die Bayerische Polizei bildet deshalb seit Februar 2021 als Pilotprojekt spezielle Datenträgerspürhunde aus.“ Die Hunde helfen dabei, Smartphones, USB-Sticks oder Sim-Karten und andere Datenträger zu finden. Aktuell stehen 13 geprüfte Datenträgerspürhunde zur Verfügung, und seit Dezember 2021 sollen die „Schnüffler“ bereits 138 Mal im Einsatz gewesen und insgesamt 65 Beweismittel gefunden haben. Herrmann sprach von einem hohen Einsatzwert der Spürhunde.
270 prozentiger Anstieg der Kinderpornografie seit 2019
Die Razzia ergab auch neue Ermittlungsansätze, die zu neuen Beschuldigten führen könnten. Im Jahr 2022 wurde ein starker Anstieg der Fallzahlen in Bezug auf Kinderpornografie festgestellt. Im Vergleich zu 2019 handelte es sich um 270 Prozent. Herrmann bezeichnete diese Entwicklung als erschreckend. „Wir müssen deshalb alles unternehmen, um Kinderpornografie und den dahinterstehenden Kindesmissbrauch zu bekämpfen“, so Herrmann. In Deutschland sei es bezüglich der Datenspeicherung sehr schwierig, dass Hinweise auf Kindesmissbrauch weiterverfolgt werden können, so der Innenminister. Er verwies auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes, das die Sicherung von IP-Adressen ausdrücklich erlaubt. „Über die Notwendigkeit der IP-Adressenspeicherung sind wir uns in der Innenministerkonferenz absolut einig. In der Bundesregierung sind FDP und Grüne gefordert, schleunigst ihre ideologischen Vorbehalte abzulegen und endlich die gesetzlichen Regelungen zu schaffen.“