Polizei im Inntal soll umstrukturiert werden
Bestürzung in Kiefersfelden: Präsidium will Polizei-Inspektion dicht machen
Verliert Kiefersfelden seine Polizeiinspektion? Das Polizeipräsidium will sich im Inntal neu aufstellen. Und sieht offenbar keinen Bedarf mehr für eine PI an der Grenze zu Tirol. Brannenburg könnte profitieren.
Kiefersfelden/Brannenburg – Die Nachricht sorgt an der Grenze nach Tirol für Bestürzung: Die Polizeiinspektion Kiefersfelden soll aufgelöst und in die PI Brannenburg integriert werden. Derartige Pläne bestätigte gestern das Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen.
Bürgermeister: Für Kiefersfelden „eine Katastrophe“
Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber äußerte sich verärgert. „Eine Katastrophe“, sagt er. „Das stößt bei uns in Kiefersfelden auf großes Unverständnis, weil man speziell in den vergangenen Jahren während der Flüchtlingskrise und der Corona-Maßnahmen an der Grenze ganz deutlich gemerkt hat, wie wichtig Polizeipräsenz für einen Ort unmittelbar an der Grenze ist.“
Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim betonte, dass die Zusammenlegung derzeit geprüft werde. Man sehe durch die Eingliederung der Polizeiinspektion Kiefersfelden in die Polizeiinspektion Brannenburg eine „geeignete Maßnahme, Verwaltungsaufwände zu reduzieren und dadurch die sichtbare polizeiliche Präsenz auf der Straße sowie die Effektivität polizeilicher Einsatzmaßnahmen weiter zu stärken“.
Polizei will Kosten senken und mehr Beamte auf der Straße
Daher habe das Polizeipräsidium die Integration der Polizeiinspektion Kiefersfelden in die Polizeiinspektion Brannenburg mit einem Dienstsitz in Brannenburg beim Bayerischen Innenmisterium beantragt. Nicht einmal 20 Kilometer liegen die beiden Dienststellen auseinander. Da scheint es naheliegend, an die Absicht der Kostensenkung zu denken.
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In der Antwort des Präsidiums auf die Fragen der OVB-Heimatzeitungen heißt es dazu lediglich, das Polizeipräsidium Oberbayern Süd sei eine moderne und zukunftsorientierte Polizeibehörde. Dazu gehöre die ständige Prüfung und Analyse der Organisationsstruktur, vor allem im Hinblick auf Steigerung der Effizienz. Ziel sei es, gleichzeitig ein hohes Sicherheitsniveau zu wahren.
Wann die PI-Kiefersfelden schließt, steht nicht fest
Insbesondere die Anwesenheit der Bundespolizei scheint dem Polizeipräsidium die Gewähr zu bieten, dass unter der Umstellung und Konzentration auf Brannenburg auch das Sicherheitsgefühl der Menschen im Inntal nicht leidet. Ein konkreter Zeitpunkt für die Umsetzung ist noch nicht bekannt.
„Aktuell befinden wir uns in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration in einer Abstimmungsphase“, heißt es aus dem Präsidium. Wichtig sei es, in dieser Phase sowohl die Personalvertretung als auch Schritt für Schritt die betroffenen Beschäftigten „eng zu beteiligen“.
Weniger Inspektionen, aber nicht weniger Polizisten im Inntal
Der scheidende Polizeipräsident Robert Kopp – im September wird der 61-Jährige in den Ruhestand gehen – habe als Ziel ausgegeben, dass der Übergang „möglichst einvernehmlich und insbesondere sozialverträglich“ zu gestalten sei. So sollen alle Dienstposten bis auf weiteres im Raum Inntal weiterverwendet werden.
Es ist nicht seine erste Umorganisation. 2017 war die Polizeiinspektion Ruhpolding in eine Polizeistation mit Tagesbetrieb umgewandelt worden. Kopp hatte die Maßnahme so begründet, dass dadurch sein effektiverer Einsatz der Beamten im Raum Traunstein und Ruhpolding möglich sei.
Brannenburg überrascht von den Plänen der Polizei
Überrascht von der Nachricht wurde am Donnerstag Brannenburgs Bürgermeister Matthias Jokisch. Er bezeichnete die Zusammenlegungspläne als „schade für Kiefersfelden“. Die Präsenz am der Polizei am Ort, „ohne dass man das Gefühl hat, dreimal so genau kontrolliert zu werden wie die Menschen in andern Ortschaften, die hat schon was“, sagte Jokisch.
„Die Pläne sind uns bekannt“, sagte Birgit Manghofer, stellvertretende Bezirksvorsitzende des Bezirks Oberbayern Süd der Polizeigewerkschaft. Nun müsse das Polizeipräsidium seine Vorstellungen erläutern. Wichtig sei, dass die Sicherheit für die Bürger weiterhin gewährleistet sei. Die Gewerkschaft wolle sich auch für die Belange der betroffenen Kollegen einsetzen.