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Umjubelte Festspiele

Weltstar Nagano dirigiert auf Herrenchiemsee: Warum gab es keine Zugabe?

So-Ock Kimspielte die Solo-Violine, Kent Nagano dirigierte das Orchester Klangverwaltung
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So-Ock Kimspielte die Solo-Violine, Kent Nagano dirigierte das Orchester Klangverwaltung

Darum gaben Kent Nagano und das Orchester Klangverwaltung nach einem umjubelten Konzert keine Zugabe mehr.

von Georg Fürchtner

Herrenchiemsee – Kaum ein Werk verströmt einen solchen romantischen Zauber wie das Violinkonzert in e-Moll op. 64 von Mendelssohn. Ein anderes klassisches Schwergewicht ist Beethovens 3. Symphonie in Es-Dur op. 55 „Eroica“, die sich an den Idealen der Aufklärung orientiert und den Prometheus-Mythos verarbeitet.

Beide musikalische Meilensteine durfte das Publikum im Rahmen der Festspiele im Spiegelsaal von Herrenchiemsee erleben. Kent Nagano leitete das Orchester der KlangVerwaltung, die Violine spielte die Koreanerin So-Ock Kim. Das Allegro molto appassionato von Mendelssohns Violinkonzert brachte So-Ock Kim mit großer poetischer Ausdruckskraft zum Erklingen. Wunderbar weich und melancholisch präsentierte sie das Hauptthema, das den ganzen Satz prägt. Nach sehnsuchtsvollem Beginn und kunstvollen Triolenfigurationen der Violine führte Nagano das Orchester mit Eleganz und souveräner Lässigkeit.

Melodisch hell und zart klangen die Bläser, weich und geschmeidig die Streicher, berührend war das von den Holzbläsern angestimmte Seitenthema. Als So-Ock Kim die lange, virtuose Kadenz spielte, herrschte im Saal staunende Stille. Nach einer effektvollen Stretta schloss sich übergangslos das Andante an, dessen träumerische Ruhe die Hörer bannte. Bläserfanfaren und spielerische Verzierungen der Violine führten über in das spritzige, höchste technische Ansprüche stellende Allegro molto vivace, das So-Ock Kim in makelloser Schönheit interpretierte. Ihre jubilierende Geige verband sich mit dem Orchester zu einem einzigartigen Hörerlebnis. Schade aber war es, dass die Geigerin nach dem anhaltenden Applaus keine Zugabe mehr spielte.

Beethovens „Eroica“

Mit Beethovens „Eroica“ beginnt die große Epoche der klassisch-romantischen Symphonie. Das Orchester der KlangVerwaltung zeigte einmal mehr einen faszinierenden Ausdrucksreichtum. Sanft und leise nach zwei Tutti-Schlägen ertönte das berühmte Thema des Kopfsatzes, voller Farbigkeit setzten Holzbläser und Streicher anschließend mit dem Seitenthema ein.

Nagano entlockte dem Orchester einen raumfüllenden, kompakten Klang. Der gewaltige Trauermarsch, in dem das Orchester eine düstere Atmosphäre erzeugte, wurde alsbald von einer tröstlich sehnsuchtsvollen Oboenmelodie und flirrenden Streichern abgelöst. In den fanfarenartigen Passagen brillierten die Blechbläser, voller berührender Innigkeit und Hingabe spielte das Orchester den Schluss.

Nach einem fulminanten Scherzo, in dem im Trio melodische Einschübe der Hörner an Jagdszenen erinnerten, erklang das schlichte Hauptthema, das einen ansteckenden Enthusiasmus ausstrahlte. Von Nagano klanglich wundervoll ausbalanciert, agierte das Orchester mit einer Energie und Geschmeidigkeit, die hinriss. Kraftvoll ertönte das abschließende Presto mit kurzen sanften Variationen und einer nicht enden wollenden Reihe von hämmernden Schlussakkorden. Trotz stürmischen Beifalls verzichtete das Orchester auf eine Zugabe, die nach diesem grandiosen Schluss auch nicht mehr passend gewesen wäre.

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