Nur mit Sonne und gutem Fußball
Kein Sommermärchen für Prien? – Welche Hoffnung die Region (trotzdem) mit der EM verbindet
Am westlichen Chiemseeufer herrscht Fußball-Flaute: Kein Public Viewing zur EM und bisher noch mäßige Begeisterung. Wie der Sommer doch noch zum Märchen werden könnte.
Prien – Eine warme Sommernacht am See. Das Lachen und die Gespräche der Menschen mit dreifarbig geschminkten Gesichtern schaffen eine einnehmende Geräuschkulisse. Die Luft ist elektrifiziert von Vorfreude, und auf der großen Leinwand wird die Aufstellung der deutschen Mannschaft gezeigt. Der Moderator liest die Namen vor - Klose und Podolski sind im Sturm, der Gegner Argentinien.
Kein Public Viewing in Prien
Das Sommermärchen 2006 in Deutschland, mit der WM im eigenen Land, hat viele prägende Erinnerungen geschaffen. Nun ist die EM in Deutschland gestartet. Doch von der großen Euphorie ist noch wenig zu spüren. Zumindest am westlichen Chiemseeufer. „Wir haben kein Public Viewing diesmal“, heißt es vonseiten des Tourismusbüros in Prien.
„Für Prien sind derzeit keine Public Viewing-Events jetzt in der Vorrunde geplant“, bestätigt auch Bürgermeister Andreas Friedrich, „weil unsere Säle alle bereits angefragt und gebucht waren für andere Veranstaltungen.” Deutschland wurde als Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 2024 durch die UEFA im Jahr 2018 verkündet. In manchen Restaurants in Prien, die auch sonst Fußballspiele zeigen, würde auch die EM übertragen werden, meint der Bürgermeister.
Hochwasser und Regenwetter drücken die Stimmung
Von einer Fußball-Euphorie nehme man derzeit in Prien „ehrlich gesagt, nicht viel wahr“, führt der Rathauschef aus, was er „den letzten ziemlich schlechten Testspielen unserer Mannschaft“ zuschreibt. Zusätzlich blieb Prien zwar vom Hochwasser größtenteils verschont, aber durch das anhaltend kalte und regnerische Wetter würde ebenfalls weniger Fußballstimmung aufkommen, meint Friedrich. „In anderen Gemeinden, die jetzt vom Hochwasser wirklich betroffen waren, da hat man was anderes zu tun und im Kopf als Fußball.“
Das trifft etwa auf die Nachbargemeinde Bernau zu. „Normalerweise bin ich schon ein Fan unserer Mannschaft“, sagt Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Aktuell kämpfe die Gemeinde immer noch mit den Aufräumarbeiten vom Hochwasser - „Das ist halt einfach momentan vordergründig“, führt Biebl-Daiber aus, „dieses Feeling, draußen sitzen, mit Bier oder Cocktail oder irgendwas und dann EM schauen, das geht einfach ein bisschen ab durch das grausige Wetter.“
Public Viewing in Bernau
Trotz der Aufräumarbeiten und des mäßigen Wetters wird es in Bernau auch in der Vorrunde schon die Möglichkeit auf Public Viewing geben. Unter anderem in der Fischerbar Minholz und dem Gasthaus Kampenwand. Weitere Veranstaltungsorte in der Region listet der Chiemsee-Alpenland Tourismus auf seiner Webseite auf.
„Großveranstaltungen in München, wie zum Beispiel die Fußball-Europameisterschaft, Messen oder auch das Oktoberfest, wirken sich positiv auf die Buchungslage vor Ort aus“, sagt Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin des Chiemsee-Alpenland Tourismus. In Prien und Bernau sei davon laut den Bürgermeistern allerdings noch nicht so viel zu spüren. Deshalb ruht die Hoffnung auf einer guten Vorrunde der deutschen Elf.
Mehr Fremdenverkehr und Fähnchen an den Autos
„Wenn die deutsche Mannschaft über die Vorrunde hinauskommt, könnten noch zwei weitere entscheidende Spiele in München stattfinden“, erklärt Christina Pfaffinger, „dementsprechend könnte es noch im Laufe des Turniers zu spontanen Buchungen im Chiemsee-Alpenland kommen.“
„Also, ich gehe davon aus, dass sie die Vorrunde schaffen“, sagt Bernaus Bürgermeisterin Biebl-Daiber. Sollte Deutschland weiterkommen, „was wir natürlich alle hoffen und auch fest dran glauben“, dann könnte es auch in Prien für die weiteren Runden öffentliche Fußballveranstaltungen geben, sagt Priens Bürgermeister Friedrich. Auch die Fußball-WM 2006 habe sich erst im Verlauf dazu entwickelt, dass Flagge schwenkende Leute durch die Straßen gezogen sind und die Fähnchen an den Autos hingen, erinnert sich Friedrich. Mit gutem Fußball und sonnigem Wetter könnte auch dieser Sommer am Chiemsee noch märchenhaft werden.




