Chiemsee-Händler enttäuscht
Kein Christkindlmarkt auf der Fraueninsel
Eingezäunt und streng kontrolliert – so wollten die Händler der Fraueninsel ihren Christkindlmarkt eh nicht. Die Absage an den traditionsreichen Markt mitten im Chiemsee kam aber aus anderen Gründen.
Fraueninsel – Den Christkindlmarkt 2021 wird es nicht geben. Entschieden hat dies Bürgermeister Armin Krämmer (Freie Wählergemeinschaft Chiemsee) in Absprache mit allen weiteren Beteiligten. Kurz zuvor hatte der Chiemseer Gemeinderat noch einstimmig beschlossen, dass nur Genesene oder Geimpfte den Christkindlmarkt besuchen dürfen.
„Die Kontrolle hätte aber wegen des großen Aufwands nicht auf der Insel durchgeführt werden können“, so Krämmer zur Chiemgau-Zeitung. Und da die Chiemsee-Schifffahrt als öffentliches Verkehrsmittel auch Ungeimpfte mitnehmen muss, hätte man am Ende womöglich eine unübersichtliche Lage auf der Insel provoziert. Somit machte Krämmer von seinem Recht Gebrauch, eigenständig zu entscheiden. Der Gemeinderat steht dahinter.
Viel Kunsthandwerk auf einem Fleck
Richtig findet das Inseltöpfer Georg Klampfleuthner. Aber enttäuscht ist er trotzdem: „Viele unserer Kunden reisen extra zum Christkindlmarkt an, um ihre Bestellung bei uns abzuholen“, erzählt Klampfleuthner. Jede zweite Bestellung, die er im Lager aufbewahre, werde normalerweise auf dem Markt abgeholt. Kunden kämen in zweiter oder dritter Generation. Doch die Laufkundschaft während des Christkindlmarkts sei auch nicht zu unterschätzen: „Er war und ist eine gute Werbung für uns.“ Wer Kunsthandwerk liebe, der finde eben auf der Fraueninsel in der Weihnachtszeit ein ausgewähltes Angebot, das seinesgleichen suche. Viel Arbeit habe die Töpferei jedes Jahr investiert, um pünktlich zur Adventszeit besondere Stücke zu präsentieren.
Christkindlmärkte in der Region
Welche Christkindlmärkte finden statt? Welche fallen aus? Hier gibt es die Übersicht für die Landkreise Rosenheim, Traunstein und Mühldorf.
Ursprünglichen Charme eingebüßt
Der Christkindlmarkt in diesem Jahr hätte anders werden sollen, erzählen die von der Chiemgau-Zeitung befragten Händler. Die Hütten, bereit gestellt durch einen Messebauer, sollten liebevoller geschmückt werden, das sei in den vergangenen Jahren etwas aus dem Blick geraten. Man hätte den Markt heuer testweise an neun durchgehenden Tagen öffnen wollen, statt wochenendweise. Mit der Prien Marketing GmbH als Organisator sei man „super zufrieden“, wie zum Beispiel Georg Klampfleutner betont, aber man habe zuletzt gemerkt, dass der Markt auf der Insel etwas von seinem ursprünglichen Charme eingebüßt habe.
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Das bestätigt auch Fischer Florian Lex: „Heuer hätten wir unser aktualisiertes Konzept zeigen können, aber dafür haben wir nun ein Jahr gewonnen, in dem wir noch einmal über alles nachdenken können, was wir verbessern wollen.“ Fast schwingt bei den Händlern auch etwas Erleichterung mit, dass es 2021 nicht klappt: So wären aus Gründen des Infektionsschutzes Zelte verboten gewesen, das Marktareal hätte eingezäunt werden sollen. „
Dabei wollen die Besucher sich doch frei auf der Insel bewegen, das ist doch gerade das Schöne“, meint Lex. Stattdessen hätten sie notwendige Einbahnstraßen und Absperrbänder daran gehindert. „Auch, wenn Schutzmaßnahmen wichtig sind, dem Image des Marktes hätten sie vielleicht geschadet“, mutmaßt Lex. Schade sei die Absage freilich für die sechs Inselfischer. „Um diese Jahreszeit fischen wir hauptsächlich Renken, die wir dann normalerweise auf dem Christkindlmarkt verkaufen.“
Die Hütten bleiben eingelagert
Zwar habe man die Möglichkeit, einen Teil einzufrieren und über den eigenen Onlineshop zu verkaufen, sei aber auf die Verwertung durch die Marktbesucher angewiesen.
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Pragmatisch sieht es Klosterwirt-Geschäftsführer Michael Leiner, dem ein Teil der Markthütten gehört: „Es ist schade, aber wir können es nicht ändern.“ Er mag auch nicht „jammern über das, was nicht ist“, sondern sich lieber „freuen an dem, was man hat“, nämlich statt Markttrubel eine staade Zeit und dafür vielleicht weniger Ansteckungspotenzial.
Denn Ausgangspunkt der Entscheidung gegen den Insel-Markt war die Befürchtung, die Chiemsee-Schifffahrt als öffentliches Transportmittel für Besucher und Händler könne zum Infektions-Nadelöhr werden. Bürgermeister Armin Krämmer meinte im Vorfeld, dass sich eine Einlassbeschränkung am Christkindlmarkt selbst zwar gut regeln lasse, dass aber die Zahl der anreisenden Gäste auf dem Schiff kaum kontrollierbar sei.
Und so lässt Klosterwirt Leiner seine Hütten für heuer auf dem Festland eingelagert. Der Advent kommt trotzdem. Und mit ihm vielleicht neue, frische Ideen für den Markt 2022. „Es wird nicht mehr so sein wie vorher“, prophezeit Leiner. Mehr wird nicht verraten.
