Wilde Möhre und Taubenkopfleimkraut
Kampf der Artenarmut: Bad Aiblinger Gärtnerei beteiligt sich an Biosphärenprojekt
Mit dem Aufziehen von Wiesenpflanzen aus gebietseigenem Samen beschäftigt sich der „Blumenhof Kefer“ in Bad Aibling. Junior-Chef und Gärtnermeister Michael Kefer und seine Freundin Elisabeth Born widmen sich seit 2019 den Anbau von „Regiosaatgut“ für das Biosphärenprojekt Berchtesgadener Land.
Bad Aibling – Die Maßnahme läuft in Zusammenarbeit mit der „Biosphärenregion Berchtesgadener Land“. Dort wird der Samen per Hand gesammelt, aus dem im Blumenhof Kefer Setzlinge gezogen werden.
Handverlesener Samen aus der Region
Angebaut werden entweder die eigene Absaat der Pflanzen oder handgesammelte Samen aus der Biosphärenregion wie beispielsweise aus Flachland-Mähwiesen im Raum Freilassing oder Laufen. Bei der Neuanlage von Blühflächen kommen fünf Setzlinge je Quadratmeter in den vorbereiteten Boden. „Die Absaat darf bis zu maximal fünfmal verwendet werden“, erläutert Elisabeth Born.
Mit Engagement und viel Herzblut
Die Gärtnermeisterin hat sechs Sommer im Schweizer Kanton Graubünden verbracht und das Saatgut-Thema dort in alpinen Hochlagen kennengelernt. Zudem wurde sie von ihrer Mutter Barbara inspiriert, die am Berchtesgadener Biosphärenprojekt ehrenamtlich mitgewirkt hat.
„Wir engagieren uns mit viel Herz für die Artenvielfalt, weil es uns ein Anliegen ist, die Schönheit unserer faszinierenden Natur zu erhalten. Für die Biosphärenregion Berchtesgadener Land gibt es allerlei Projekte wie zum Beispiel das Wildblumenprojekt ,Wild und kultiviert’ oder das Wildbienenprojekt, die wir mit der Arbeit in unserer Gärtnerei tatkräftig unterstützen“, erläutert Michael Kefer und ergänzt: „Wir sammeln zum Beispiel Wildblumensamen im Berchtesgadener Land, säen diese aus und entwickeln in unserer Gärtnerei Setzlinge für die Blumenwiesen, die im Rahmen der Biosphären-Projekte angelegt werden. Die ausgesäten Flächen der entstehenden Blumenwiesen werden dabei mit unseren Setzlingen ,beimpft‘.“
Die meisten Wiesen in Deutschland seien Kefer zufolge durch die Art der Bewirtschaftung artenarm geworden. Wiesen mit nur zehn verschiedenen Arten seien keine Seltenheit mehr, das sei nur noch ein Zehntel der gesunden Artenvielfalt einer Wildblumenwiese.
Reiche Blüte schon im ersten Jahr
„Mit gebietseigenem Samen hat eine neu angelegte Wiese eine besonders gute Voraussetzung für den Start, denn viele wichtige Arten sind bereits als gesunde kleine Pflänzchen vorhanden und sichern eine reiche Blüte schon im ersten Jahr“, erklärt Kefer. Somit vermehren sich die Blumen sicherer und stärker über Samen und die Wildblumenwiese ist schneller „eingewachsen“.
Insektenschutzist inklusive
Doch wie kann von einer gebietseigenen Wiesen Samen geerntet werden? „Eine artenreiche Blühwiese wird nicht vor Mitte Juni, oft erst Anfang Juli gemäht“, weiß Kefer.
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„Wichtig ist, dass die Blumen bereits Samen gebildet haben. Nach dem Mähen bei trockenem Wetter wird die Mahd ein paar Tage liegen gelassen, damit der überwiegende Teil der Samen in die Erde fällt und damit sich Insekten verkriechen können.“ Erst dann werde der Schnitt weiterverarbeitet.
„Mit dem Anbau fördern wir nicht nur den Erhalt des gebietseigenen Saatgutes, sondern auch den Schutz von gefährdeten Insektenarten wie der Schwalbenschwanzraupe“, betont Elisabeth Born.

