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Nur 1000 von 22.000 bestellten Dosen erhalten

Impfzentrum Rosenheim sagt Sonderimpftage ab: Nachschubchaos bedroht Kampagne gegen Corona

Eingang Impfzentrum Rosenheim
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Der Eingang des Impfzentrums in Rosenheim.

Ärzte und Behördenvertreter in der Region Rosenheim äußern sich bestürzt: Das Chaos beim Nachschub des Corona-Impfstoffs bedroht den Erfolg der Kampagne gegen die Pandemie. Das Impfzentrum hat die Sonderimpftage ab nächster Woche abgesagt. Wird die Hotspotregion im Stich gelassen?

Rosenheim Es ist nicht länger eine Klage allein der Allgemein- und Fachärzte, das Lamento über das Liefer-Chaos bei den Corona-Impfstoffen ist nun amtlich: Die Sonderimpftage ab der kommenden Woche bis Weihnachten werden abgesagt. Und zwar alle. Das teilte das Landratsamt am frühen Mittwochnachmittag mit.

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Der Absage der Sonderimpftage sei ein Beschluss der Führungsgruppe Katastrophenschutz vorausgegangen. Begründung für die alarmierende Absage: Wie die niedergelassenen Ärzte auch erhalte das gemeinsame Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim derzeit viel zu wenig Impfstoff.

Man wollte wenigstens die vereinbarten Termine im Impfzentrum auf der Loretowiese in Rosenheim einhalten. Daher – keine Sonderimpftage mehr.

Die für diese Woche geplanten Sonderimpftage in Rohrdorf, Bad Feilnbach und Ostermünchen finden nach Mitteilung des Landratsamtes noch statt.

Abgesagt sind dagegen alle weiteren Sonderimpftage: in Wasserburg, Raubling, Bad Endorf, Söchtenau, Rosenheim, Prien, Stephanskirchen und Rohrdorf.

Eher ein Nadelöhr als nur ein Engpass

Der Mangel an Impfstoffen ist bestürzend. Es handelt sich nicht länger mehr um Engpässe, der Vergleich mit einem Nadelöhr wäre zutreffender.

Der Leiter des Rosenheimer Impfzentrums, Hans Meyrl, hatte der Führungsgruppe berichtet, dass er von 22 .000 bestellten Impfdosen von Biontech nur 1000 erhalten habe.

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Der Mangel an Impfstoffen kommt zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Eben erst war die Impfkampagne nach monatelangem Stocken wieder angesprungen. Hans Meyrl sprach von einem „enorm angestiegenen Interesse“.

Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen mussten nicht abgesagt werden. Oder besser: Noch nicht. Meyrl habe schon in den vergangenen Wochen stets mehr Impfdosen bestellt, als zum damaligen Zeitpunkt benötigt worden seien, hieß es seitens der Stadt Rosenheim. Diese Reserve neige sich nun jedoch dem Ende entgegen.

„Jetzt ist der Bund gefordert“: Das sagt Hans Meyrl. Auch Vertreter der niedergelassenen Ärzte, Dr. Fritz Ihler aus Rosenheim und Dr. Sebastian Zipplies aus Breitbrunn, forderten Verlässlichkeit bei der Belieferung mit Impfstoffen. Bis zum Eintreffen der Impfstoffe in den Praxen wisse man derzeit nicht, wie viel von den bestellten Vakzinen und welcher Impfstoff geliefert werde. „Das ist die Sache von Berlin, dafür zu sorgen, dass ausreichend Impfstoffe da sind“, sagte Ihler. Vor allem: „Es müssten schon die Impfstoffe sein, die die Leute wünschen.“ Heißt: Eher nicht Moderna, das für Impfwillige unter 30 Jahren ohnehin nicht empfohlen sei.

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Dr. Nikolaus Klecker, Bezirksvorsitzender des kassenärztlichen Verbands, spricht von „Unprofessionalität“. Kein Geschäftsmann könne seinen Laden in der Art und Weise führen, wie das Bundesgesundheitsministerium die Gesundheitspolitik steuere.

Dr. Daniel Darga aus Bad Feilnbach hatte den Impfaufruf mitverfasst, den über 500 Ärzte aus der Region unterschrieben hatten. Er berichtet den OVB-Heimatzeitungen über die Klagen der Kollegen landauf und ab. „Die Impfstoff-Planung ist nicht an die Pandemie angepasst“, sagt er.

Bitter ist das Versagen in diesem Bereich auch für das Engagement der Hausärzte. Man wolle ja auch das Impfkampagne forcieren, sagt Darga. „40 Prozent der Arbeitszeit wenden wir für Impfen und Impfberatung auf“. Und jetzt? „Der Impfkampagne tut das nicht gut“, fürchtet Darga.

Ärzte der Region Rosenheim sauer auf Berlin

Allgemein sind die Ärzte verstimmt über die Weichenstellungen in der Pandemiepolitik. Darga kritisiert Ministers Spahns Ankündigung der Biontech-Rationierung. Das habe den Eindruck einer Mangelwirtschaft erweckt und im übrigen Moderna wie einen billigen Notnagel aussehen lassen. Nikolaus Klecker kann nur über die Ankündigung den kopf schütteln, Apotheker impfen zu lassen: Schon für die Ärzte und die Impfzentren sei nicht genug da. Da sollten Apotheken den Impfstoff ausgerechnet dann im großen Umfang weitergeben, wenn sie ihn selbst verimpfen könnten?

Es sieht so aus, als solle das Finale von Jens Spahns Amtszeit in schlechter Erinnerung bleiben. „Das kann doch nicht wahr sein“, ärgert sich etwa Peter Stenger aus Wasserburg – einer von vielen Unzufriedenen, die sich gegenüber den OVB-Heimatzeitungen geäußert haben. Seine Frau hat sich um eine Auffrischungsimpfung bei ihrer Hausärztin bemüht – und die Nachricht erhalten, dass derzeit kein Impfstoff da sei. „Unverschämtheit. Kein Wunder, dass das Vertrauen in die Politik so abgenommen hat“, schimpft der 78-Jährige, früher Stadtrat von Wasserburg.

Einer allerdings hat verhältnismäßig gute Laune. Stefan Schellenberger, stellvertretender Leiter der FOS/BOS in Rosenheim, hat zusammen mit der Schülermitverwaltung einen Impftag organisiert. Am 10. Dezember soll es so weit sein, Fritz Ihler wird mit seinem Team über 100 Schüler und Kollegen impfen. Der Impfstoff sei frühzeitig geordert worden. Er sei zu „99,9 Prozent sicher“, sagt Schellenberger, „wir von der FOS/BOS freuen uns sehr darüber“.

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