Rekord-Nacht in London für „Im Westen nichts Neues“
Auf dem Sprung zum Oscar? Wie Benedict Hoermann aus Wasserburg die Film-Awards erlebte
Sieben Preise der britischen Film-Academy holte „Im Westen nichts Neues“. Eine wichtige Rolle bei der Produktion spielte Benedict Hoermann: Wie der Wasserburger die glamouröse Nacht der britischen Oscars erlebte.
Wasserburg/London – Diese deutsche Produktion hat Filmgeschichte geschrieben: Sieben Auszeichnungen der britischen Film-Akademie (Bafta) hat „Im Westen nichts Neues“ gewonnen, so viele wie kein ausländischer Film zuvor. Für den Wasserburger Benedict Hoermann (47), als Assistant Director an der aufwändigen Produktion stark beteiligt, eine Sternstunde: „Es war völlig unerwartet.“
Bei der Preisverleihung in London sei‘s gewesen wie bei den Oscar-Galas in Los Angeles: Alle, vor allem die Kandidaten, lauschen gespannt auf die Worte des Laudators, der öffnet irgendwann einen Briefumschlag – und kurz darauf bricht an einer Stelle des Saals freudentrunkenes Chaos aus und alle umarmen sich. „Genau so war‘s bei uns“, sagt Hoermann. Das Netflix-Team erhielt den wichtigsten Preis aus der Hand von Weltstar Catherine Zeta-Jones.
Nicht nur die meisten, sondern auch die wichtigsten
Insgesamt siebenmal durfte das Team der Netflix-Produktion am Sonntagabend (19. Februar) jubeln, es räumte nicht nur die meisten, sondern auch die wichtigsten Preise ab. Etwa den Hauptpreis in der Kategorie „Bester Film“. Der Film von Regisseur Edward Berger setzte sich gegen den ebenfalls hochgelobten „The Banshees of Inisherin“, das Biopic „Elvis“, den Sci-Fi-Streifen „Everything Everywhere All at Once“ und das Drama „Tár“ durch.
Zudem wurde „Im Westen nichts Neues“ als „Bester nicht-englischsprachiger Film“ gewürdigt sowie Edward Berger als bester Regisseur. Gemeinsam mit Lesley Paterson und Ian Stokell wurde er zudem für das „Beste adaptierte Drehbuch“ ausgezeichnet. Die drei weiteren Awards für den deutschen Beitrag gab es für „Beste Filmmusik“, „Beste Kamera“ sowie „Bester Ton“. Insgesamt holte „Im Westen nichts Neues“ genau die Hälfte der möglichen Auszeichnungen.
So viele Stars in einem Saal sieht man selten
„Wir waren optimistisch, dass wir bester ausländischer Film werden können“, sagt Hoermann. Dass es dann auch insgesamt der Titel des besten Films wurde, sei „unfassbar“. Die Deutschen traten damit auf einer der wichtigsten Bühnen des Films ins ganz große Rampenlicht. „Es waren so viele Stars da, überhaupt so viele Leute“, erzählt Hoermann. Unter ihnen William, Prince of Wales. Und natürlich alle Mitgewinner. Zum Beispiel Cate Blanchett, die für ihre Hauptrolle in „Tár“ ausgezeichnet wurde.
„Als wir als bester Film ausgezeichnet wurden, merkte ich schon: Der Abend läuft verrückt“, sagt Hoermann. Was ihn besonders beeindruckte: „Die Engländer sind so generös.“ Mit einem deutschen Film zu gewinnen, in deutscher Sprache, der eine Geschichte aus derm Ersten Weltkrieg erzählt, den die Engländer noch immer den „Großen Krieg“ nennen: „Das hat uns sprachlos gemacht.“
Starke Konkurrenz für „All Quiet on Western Front“
Die Deutschen bekamen ihren Glanzauftritt auf der großen britischen Bühne des Films gegen starke Konkurrenz. Da war zum Beispiel „Maverick“ mit Top-Gun-Legende Tom Cruise. Große Chancen hatte man auch dem Science-Fiction-Film „Everything Everywhere All At Once“ gegeben. Im Urteil der Jury blieb er wie auch „The Batman“ und „Guillermo Del Toro’s Pinocchio“ hinter „All Quiet on Western Front“ zurück. „Ich bin aus dem Häuschen, und ich bin sehr, sehr dankbar“, sagt Hoermann. Nach der vierstündigen Gala ging‘s zum Bafta-Dinner mit vielen Kollegen und fast genau so vielen Glückwünschen, dann zur Netflix-Party.
Am nächsten Morgen reiste Benedict Hoermann aus London ab. Aktuell erreicht man ihn in Prag, per Handy. Hoermann arbeitet schon wieder. „Als Ersatzmann am Set einer deutschen Serie“, sagt er. Kaum zu erwarten, dass die ihm nochmal so glanzvolle Ausflüge beschert wie den nach London. Und den Mitte März (12. März 2023) - zu den Oscars.