Im Aicherpark angesiedelt
Volksfest-Stimmung bei Eröffnung, Einkauf per „High Tech“: Vor 40 Jahren kam „Quelle“ nach Rosenheim
Vor 40 Jahren, Ende März 1985 eröffnete im Rosenheimer Aicherpark ein Quelle-Verkaufshaus. Dies wurde damals offenbar begeistert aufgenommen und es standen dort Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung, die für die damalige Zeit „High Tech“ waren. Wir versuchen außerdem herauszufinden, was daraus wurde.
Rosenheim - „Für viele wurde es zu einem kleinen Volksfest: Gestern eröffnete das Großversandhaus Quelle im Rosenheimer Aicher Einkaufspark ein neues Verkaufshaus. Sozusagen im Windschatten der Quelle-Tochter Möbel Hess, die schon im vergangenen Jahr auf dem Aicher-Gelände heimisch wurde, stellte die Schickedanz-Untemehmensgruppe jetzt mit dem neuen Verkaufshaus ein weiteres Bein in den immer attraktiver werdenden Rosenheimer Markt“, berichtet das Oberbayerische Volksblatt (OVB) in seiner Ausgabe vom Freitag, den 22. März 1985.
„Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker umriß gestern bei der Inbetriebnahme des Verkaufshauses die Gesamtsituation der Einkaufsstadt, in der es seiner Ansicht nach vielfältige Wechselwirkungen zwischen den Niederlassungen am Rande der Stadt und den Geschäften im Zentrum gibt“, so der Bericht weiter. Es sei das erste Mal gewesen, dass das Unternehmen mit einem Verkaufshaus in die Peripherie einer Stadt gegangen sei. „Diese Entscheidung war, wie der Leiter der Quelle-Verkaufsstellen, Direktor Rolf Beckmann, in einem Pressegespräch betonte, von mehreren Faktoren bestimmt, nicht zuletzt auch von den lokalen Gegebenheiten.“
Im Aicherpark angesiedelt - Volksfest-Stimmung bei Eröffnung, Einkauf per „High Tech“: Vor 40 Jahre kam „Quelle“ nach Rosenheim
Neben dem Versandgeschäft über den Katalog und dem Einkauf im Geschäft selbst gäbe es dort nun eine dritte Option, den Bestellkauf per Terminal. „Letzteres bedeutet, dass der Kunde im Verkaufshaus gewissermaßen über den ‚heißen Draht‘ in den Nürnberger Quelle-Zentralcomputer gelangt und dadurch Zugriff auf die mehr als 40.000 Artikel-Positionen des Hauptkatalogs und auf alle Spezialsortimente sowie auf aktuelle Sonderangebote hat.“ Der Auftrag werde in Sekundenschnelle bestätigt. „Innerhalb von drei oder vier Tagen kann sich der Kunde seine bestellte Ware im Verkaufshaus abholen oder sie wird ihm auf Wunsch zugeschickt.“
Doch damit nicht genug: „Moderne Einkaufs- und Beratungsmöglichkeiten wird es auch über Bildschirmtext geben.“ Der Bildschirmtext war ein interaktiver Onlinedienst, der Funktionen des Telefons und des Fernsehgeräts zu einem Kommunikationsmittel kombinierte. Er war zu diesem Zeitpunkt erst seit zwei Jahren verfügbar, nachdem er 1977 erstmals der Öffentlichkeit auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin präsentiert worden war. Er war übrigens bereits 1984 Ziel einer öffentlichkeitswirksamen Hacker-Attacke durch den Chaos Computer Club (CCC). Zu seiner Zeit war also in jenem Verkaufshaus im Aicherpark neueste Technik geboten.
Was wurde aus dem Quelle-Verkaufshaus
Doch was wurde aus dem Quelle-Verkaufshaus? Ein Bericht über seine Schließung lässt sich nicht finden. Allerdings reißen in den 90er-Jahren schlagartig die Zeitungsanzeigen dafür ab. „Laut unseren alten Dokumenten war Quelle von 1985 bis 1995 Mieter bei uns im Aicherpark“, berichtet die Aicher Truppel eGbR auf Nachfrage unserer Redaktion. Naheliegend erscheint es, schlicht bei dem Unternehmen selbst nachzuhaken. Jedoch reichte die Quelle GmbH Deutschland Am 9. Juni 2009 den Insolvenzantrag ein. Im August 2011 wurde ein Online-Marktplatz eingerichtet, der]wegen mangelnden Erfolgs zum 1. Mai 2013 eingestellt wurde. Seit 2. Mai 2013 ist www.quelle.de ein Universalversandhaus und Tochterunternehmen der Otto group. Das betraf damals auch Quelle-Shops ind er Region, beispielsweise in der Wasserburger Ledererzeile.
Der Quelle-Katalog: Früher und heute




„Die Quelle-Kaufhäuser waren ein relevanter Vetriebskanal in Deutschland und Österreich. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde dieser aufgelassen. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wann dies das Kaufhaus in Rosenheim betroffen hat“, erklärt ein Sprecher der Otto Austria Group GmbH auf Nachfrage unserer Redaktion, „Damals hat es Bestell-Leitungen und Sammelbesteller gegeben. Die Sammelbesteller haben im Wohnzimmer andere Menschen eingeladen und diese haben Produkte aus dem Katalog ausgewählt und bei den sogenannten Quelle-Shops gebündelt bestellt. Das war damals durchaus im Trend der Zeit. Sammelbesteller und Shops wurden allerdings mit dem Einzug des Internets nicht mehr profitabel.“
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„Das Internet führte zu einfachen Einzelbesteller, der Vorteil der Sammelbesteller ging verloren. Das war einer Gründe, die dazu führten, dass Quelle nicht mehr profitabel war. Auf die Umsätze der genannten Vertriebsformen zu verzichten war sehr schwierig, diese waren aber nicht mehr profitabel“, so der Sprecher abschließend, „Das Internet hat ganz neue Fähigkeiten benötigt mit einem viel breiteren Sortiment, besseren Preisen, perfekten Serviceleitungen, die die in die Zeit gekommenen Vertriebsformen Katalog, Sammelbesteller, Shops nicht leisten konnten.“ (hs)
