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Seit 1978 fast immer vor Ort

„Ich bin traurig und sauer“: Warum Wasserburgs größter WM-Fan heuer daheim mitfiebern muss

„Emotionalster Moment“ für WM-Fan Hermann Klobeck: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock übergab dem Wasserburger im Flieger der Nationalmannschaft 2014 den WM-Pokal – für einen kurzen Moment.
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„Emotionalster Moment“ für WM-Fan Hermann Klobeck: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock übergab dem Wasserburger im Flieger der Nationalmannschaft 2014 den WM-Pokal – für einen kurzen Moment.

Fußball ist sein Leben. Seit 1978 war Hermann Klobeck bei fast jeder Weltmeisterschaft vor Ort – in den Stadien der Welt. Warum Wasserburgs größter WM-Fan heuer daheim bleibt und was das für das Mitglied des erlauchten Kreises der „Freunde der Nationalmannschaft“ emotional bedeutet.

Wasserburg – Seit 1978 hat er bis auf eine Ausnahme alle Fußballweltmeisterschaften miterlebt – live vor Ort in den Stadien dieser Welt. Doch heuer muss Hermann Klobeck passen. Zu Besuch bei Wasserburgs leidenschaftlichstem Fan der deutschen Elf, dem anzumerken ist, wie traurig er ist.

In seinem Büro im von ihm aufgebauten und von seinem Sohn Christoph weitergeführten Bettenfachgeschäft hängen die Wände voll mit Bildern, Wimpeln, Autogrammkarten. Im Fokus: ein großes gerahmtes Foto, das Hermann Klobeck mit dem begehrtesten Pokal der Welt zeigt: dem WM-Pott von 2014. Damals reiste er mit der übernächtigten Nationalelf („die hatten ganz schön gefeiert“) im gleichen Flieger heim Richtung Empfang in Berlin und durfte die Trophäe kurz selber in die Hand nehmen. „Ein traumhaft schönes, einmaliges Gefühl“, schwärmt Klobeck.

Freund der deutschen Nationalmannschaft

Er gehört zum erlauchten Kreis der „Freunde der Nationalelf des DFB“: eine etwa 150 Mitglieder umfassende Vereinigung, in der Fans aufgenommen werden, für die ein Mitglied als Pate die Fürsprache übernimmt. 1999 schaffte es der Wasserburger Klobeck in den Kreis, der nah dran ist an der Elf und intensiv die Sepp-Herberger-Stiftung unterstützt. Seitdem fährt er mit den Mitgliedern zu Welt- und Europameisterschaften. Doch Klobeck ist sogar noch länger dabei, wenn die deutsche Elf spielt: 1978 reiste der heute 78-Jährige zum ersten Mal zur WM. Sie fand in Argentinien statt. Seitdem machte er nur einmal Pause, als im Geschäft in der Herrengasse der große Umbau stattfand.

Fußballfan ist Klobeck Senior schon von Kindesbeinen an. Er spielte in seiner früheren Heimat beim SSV Wurmannsquick im offensiven Mittelfeld, später bei den Alten Herren in Wasserburg. Von 1982 bis 1985 war er Trainer in der Innstadt, lange Abteilungsleiter Fußball. Noch heute verpasst er selten ein Heimspiel der Löwen. Außerdem ist Klobeck Bayern-Fan. Auch beim Rekordmeister sitzt er dank Jahreskarte seit 1993 fast immer im Stadion.

Klobeck kennt alle wichtigen Spielstätten. Die Familie, das Geschäft und der Fußball sind seine Welt. Eigentlich wäre er deshalb gerne auch nach Katar geflogen. Denn so hat er es immer gehalten: Er macht sich selber ein Bild vor Ort, lernt außerhalb des Stadions in der Regel Land und Leute kennen. Doch diesmal geht das nicht, bedauert Klobeck. Das DFB-Reisebüro, über das er immer seine Teilnahmen gebucht hatte, konnte nach seinen Angaben ihm heuer kein verlässliches Angebot unterbreiten. Es gab Probleme mit Vorleistungen für die Hotels vor Ort, große Unsicherheiten rund um die Beherbergung. Freunde, die sich trotzdem trauen, gastieren deshalb nicht in Katar, sondern in Abu Dhabi und müssen zu jedem Spiel extra einfliegen und kurzfristig ein Visum beantragen.

Reiselust ist verhagelt worden

„Das ist mir alles viel zu kompliziert“, kritisiert Klobeck. Ihm ist die Reiselust diesmal verhagelt worden. Das liegt nicht nur an den Problemen rund um die Beherbergung und die „horrenden Preise“, sondern auch an der „Skandalvergabe“. „Unmöglich“ findet er die Wahl des Austragungsortes, die schon 2010 für Katar ausfiel. „Unfassbar“, dass erst später aufgefallen sei, dass die Teams im Winter spielen müssten. Klobeck kann „richtig sauer“ werden, wenn es um „das System FIFA“ geht. „Ohne Bestechung geht da gar nichts“, ärgert er sich.

Dass es rund um die Vergabe von Weltmeisterschaften schon länger nicht fair zugeht, hat er bisher zähneknirschend akzeptiert. „Doch jetzt ist mal Schluss“, verdeutlicht der leidenschaftliche Fußballfan, dass es ihm reicht. Jetzt hofft er, dass die Gesundheit es zulässt, 2026 bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko wieder dabei zu sein.

In Argentinien in eine Schießerei geraten

Denn live im Stadion, das sind Erlebnisse, die nicht nur viele Fotoalben und Reisetagebücher füllen. Schönste WM für Klobeck bis heute: 2014 in Brasilien. Deutschland wurde Weltmeister, doch Brasilien war für Klobeck auch ein Musterbeispiel an Gastfreundschaft. Selbst als Deutschland den Gastgeber 7:1 im Halbfinale besiegte, gab es für die Fans der deutschen Elf keinen Ärger im Stadion. „Die Brasilianer haben uns beklatscht und gratuliert“, erinnert sich Klobeck.

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Ebenfalls herausragend war nach seinen Erfahrungen die WM 1978 in Argentinien. Klobeck war untergebracht bei deutschsprachigen Familien, die ihm tiefe Einblicke in das von der Militärjunta drangsalierte Land gaben. „Da habe ich Sachen erfahren, die habe ich vorher nicht gewusst“, sagt er. Einmal geriet der Wasserburger sogar in eine Schießerei, er konnte sich in Sicherheit bringen. Für die WM in Argentinien hatte er bei der VHS sogar einen Spanischkurs besucht.

Viele Erinnerungen an tolle Turniere

Ebenfalls sehr gut in Erinnerung ist ihm die Weltmeisterschaft in Südafrika („da war ich sogar auf Safari und in Nelsons Mandelas Haus“), die WM dahoam, das Sommermärchen 2006, und die Weltmeisterschaft 2002 in Japan („seitdem liebe ich das japanische Essen“).

Der Fußball ist für den reiselustigen Klobeck deshalb ein Tor zur Welt. Fans könnten das Gastgeberland kennenlernen – und auch hinter die Kulissen schauen. „Auch deshalb bedauere ich es so sehr, dass ich in Katar nicht dabei sein kann. Ich hätte mir gerne selber ein Bild gemacht.“ Es könnte sein, dass dies auch seine Familie bereut, denn Klobeck ist, wie er einräumt, als Fan „voll dabei“. „Ich explodiere schon mal, rege mich auf, schreie rum. Am besten, man lässt mich alleine schauen“, sagt er schmunzelnd.

Tipp des Edelfans

Wie sieht Edelfan Hermann Klobeck die Chancen der deutschen Elf bei der WM in Katar? „Ich bin eher skeptisch“, sagt er. Deutschland habe keine eingespielte Abwehr, keinen herausragenden Mittelfeldspieler, der sich etabliert habe. Klobeck hofft, dass Torwart Manuel Neuer den Kasten freihält, und darauf, dass Jungstar Musiala sich gut macht. „Ob er es körperlich schafft?“ Außerdem sei es eine Binsenweisheit, die sich immer wieder als wahr erwiesen habe: „Deutschland ist eine Turniermannschaft.“ Deshalb: „Ich lasse mich gerne überraschen.“

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