Quest Club Kolbermoor steht vor Verkauf
„Ich bin die Gegenwart, nicht die Zukunft“: Klaus Werndl übergibt an die nächste Generation
Die Verträge sind noch nicht unterschrieben, aber der Entschluss steht fest: Klaus Werndl verkauft den Quest Club Kolbermoor. Warum er das Unternehmen an die nächste Generation übergibt, und wie stolz er auf den Fitness-Club ist, erklärt er im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen.
Herr Werndl, warum wollen Sie Ihr Fitnessstudio in Kolbermoor verkaufen?
Klaus Werndl: Weil ich Vergangenheit und Gegenwart verkörpere, aber nicht die Zukunft. Ich habe all meine Unternehmen an die nächste Generation übergeben. Das Fitnessstudio war der letzte Baustein. Ich bin sehr froh, dass ich einen Nachfolger mit einer hervorragenden Expertise gefunden habe, der den Quest Club Kolbermoor weit über die Region hinaus zu einem Flaggschiff für Fitness und Gesundheit machen wird. Das ist eine einmalige Chance für die Region.
Bereiten Sie sich auf den Ruhestand vor?
Klaus Werndl: Mit 68 Jahren darf man durchaus etwas kürzer treten und es der nächsten Generation überlassen, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ich freue mich darauf, meinen Fokus stärker auf den Reitsport zu legen, der an Dynamik gewinnt. Meine Kinder gehören zu den erfolgreichsten Dressurreitern der Welt. Aktuell freue ich mich darauf, meine Tochter Jessica im April zum Weltcup-Finale der Dressur- und Springreiter nach Omaha in den USA begleiten zu dürfen.
Quest steht für Baukultur und außergewöhnliche Architektur. Wie entstand die Fitness-Sparte?
Klaus Werndl: Ursprünglich war das Fitness-Angebot nur für die Mitarbeiter unserer Firma gedacht. In den vergangenen 22 Jahren hat sich das Studio außergewöhnlich entwickelt. Unsere derzeit etwa 1500 Mitglieder können im Quest Club an 365 Tagen im Jahr etwas für ihre Gesundheit tun, an modernsten Geräten trainieren oder aus mehr als 100 Gruppenfitness-Kursen pro Woche wählen. Mit unserer Quest Oase sind wir einen Schritt aus dem Studio in die Natur gegangen und haben einen Kraftort unter freiem Himmel geschaffen. Das ist einmalig im Landkreis. Ich bin unglaublich stolz darauf, was wir hier geschaffen haben. Und natürlich erkennt man auch, dass der Quest Club mit liebevoller Hand und Sinn für Architektur gestaltet wurde.
Für junge Familien war der Mini-Club eine Chance, die Fitnessangebote nutzen zu können und ihre Kinder gut betreut zu wissen. Warum wurde das Angebot jetzt gestrichen?
Klaus Werndl: Der Mini-Club war ursprünglich als Angebot für junge Frauen aus der Mitte unseres Clubs gedacht, damit sie auch als junge Mütter weiter trainieren können. Er war für echte Minis gedacht, die noch nicht kindergartenfähig sind. In letzter Zeit hat sich das Klientel aber verändert. Wir mussten leider die Erfahrung sammeln, dass sich neue Mitglieder angemeldet haben, um die Vormittagsbetreuung von 8.45 bis 11.15 Uhr als preiswerten Ersatz für einen Kita-Platz zu nutzen. Das entspricht nicht unserer Philosophie. Eine solche Kinderbetreuung können und wollen wir nicht leisten. Deshalb habe ich entschieden, dieses Angebot zu streichen, noch bevor der neue Eigentümer den Fitness-Club übernimmt, damit er sich auf die Kernkompetenzen eines Studios für Fitness und Gesundheit fokussieren kann.
Für einige Mitglieder fällt damit ein außergewöhnliches Angebot weg.
Klaus Werndl: Ich vermute, dass davon möglicherweise 0,5 Prozent unserer 1500 Mitglieder betroffen sind.
Diese 0,5 Prozent haben das Gefühl, dass der Quest Club mit dem Wegfall des Mini-Clubs von einem familienfreundlichen zu einem profitorientierten Fitnessstudio wird.
Klaus Werndl: In den wirtschaftlichen Zahlen des Quest Club spielte der Mini-Club nie eine Rolle. Er war ein Entgegenkommen von uns. Auch kann nach drei Jahren Corona-Pandemie mit etwa neun Monaten Lockdown in den Fitnessstudios absolut keine Rede von Profit sein. Kein Club schreibt Gewinne. Im Gegenteil: Es geht ums Überleben. Wenn sich in solch einer noch immer schwierigen wirtschaftlichen Phase ein Unternehmer entscheidet, aus dem Quest Club einen Flagship-Store zu machen, dann ist das eine Riesenchance und ein Gewinn für die Mitglieder und die Region. Es ist sehr schade, dass mit der Kritik am Wegfall des Mini-Clubs etwas Neues und Außergewöhnliches schon verzerrt wird, bevor es überhaupt präsentiert werden konnte.