Wiesn-Streiflichter vom Rosenheimer Herbstfest
Von blauen bis roten Turnschuhen: Marisas „Sbäschl Edischn“ und Kolossales auf nackter Haut
An Tattoos kommt auf der Wiesn keiner mehr vorbei. Es gibt sie in in Massen. Eine Rarität sind dagegen die Schuhe von Marisa Steegmüller. Aber kein Tattoo kann es „größenmassig“ mit der gewaltigsten Bratpfanne auf dem Herbstfest aufnehmen, die dem Wiesn-Igel spanisch, ja sogar mexikanisch vorkommt.
Jeder dritte Deutsche trägt inzwischen ein Tattoo. Auch unsere Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl hat jetzt eins. Und natürlich kommt man auch auf der Wiesn um die Bilderflut auf nackter Haut nicht mehr vorbei. Die einen mögen sie, andere nicht. Manche schmücken sich mit dezent, versteckt und kleinflächig gestochenen Tattoos, andere tragen so kolossale Kunstwerke zur Schau, dass dem Wiesn-Igel vor lauter Farben und Motiven im Dekoletté ein bisserl schwindlig wird – auch ohne Karussellfahren oder mehreren Mass Bier im Blut. Wenn man den Statistiken glauben darf, sind in Deutschland übrigens deutlich mehr Frauen als Männer tätowiert.
Marisas „Sbäschl Edischn“
Taylor Swift trägt häufig Adidas-Schuhe – und verlangt keinen Cent dafür. Genauso wie Marisa Steegmüller – mit dem kleinen Unterschied, dass sich die Chefin vom Flötzinger-Bräu extra zur Wiesn ein Unikat anfertigen ließ. Die schicken rotweißen Adidas-Sneaker (früher sagte man ganz einfach Turnschuhe dazu) mit dem 1543er-Logo sind weltweit einmalig – quasi eine „Sbäschl Edischn“. Nur ein blaues Paar gibt es noch – das trägt Marisas Tochter Sophie Steegmüller. Indessen fühlt sich der Wiesn-Igel Ignaz auch nach vier kraftraubenden Herbstfest-Tagen noch immer fit wie ein Turnschuh. Oder ist das schon veraltet und es muss jetzt „Fit wie ein Sneaker“ heißen?
Kein Missverständniss: Eine Miss und zehn Ex-Missn auf einem Bild
Da geht dem Wiesnigel Ignaz das Herz so richtig auf: Die aktuelle Miss Herbstfest hat er zusammen mit zehn Vorgängerinnen und Ehrenvorstand Hermann Tomczyk vom Wirtschaftlichen Verband vor die Kamera gekriegt. Charmanter und fescher kann Rosenheimer Wiesn-Geschichte nicht sein! Wie steht es um Ihr Miss-Verständnis beziehungsweise an welche Damen erinnern Sie sich noch? Zu sehen sind von links: Bernadette Deutschenbaur (2015), Anna Birklein (2022), Sabrina Zehrer (2019), Vroni Oswald (2013), Amelie Frei (2023), Maria Berger (2024), Hermann Tomczyk, Stefanie Furtner (2016), Lisa Bayer (2003), Vroni Volke (2004), Regina Schuhmacher (2018) und Verena Huber (2010). Erst 2001 hat es in Rosenheim erstmals eine Miss Herbstfest gegeben. Maria Berger aus Dettendorf bei Bad Aibling ist heuer bereits die 22. Wiesn-Repräsentantin.
Ilse Aigner und die guten alten Zeiten
Sie ist den Rosenheimern seit Jahrzehnten einer der liebsten Politprominenz-Gäste auf der Wiesn: Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) – geboren und aufgewachsen in Feldkirchen-Westerham, in Bad Aibling zur Schule gegangen – kennt die Wiesn schon aus Kindertagen. Kein Wunder, dass das Dirigieren der Dreder Musi im Flötzinger-Festzelt für so einen erfahrenen Wiesnprofi wie sie ein Kinderspiel war. Darin hat die 59-jährige CSU-Politikerin schon einige Übung. Auf den gelungenen Auftritt auf der großen Bühne im größten Zelt Europas gab es hinterher ein „Prost“ mit Kapellmeister Roland Merk – unter dem schallenden Applaus der Gäste im Zelt, die gern an Ilse Aigners Amtszeiten als Bundeslandwirtschaftsministerin (2008 bis 2013) und Bayerns Wirtschaftsministerin (2013 bis 2018) zurückdenken. Da lief einiges noch reibungsloser. Ob Coronawelle, der Überfall auf die Ukraine, die große Inflation und andere Krisen – das kam alles erst danach.
„Mexikanische“ Bratpfanne XXL
Da hat einer etwas auf der Pfanne. Sicherlich eine der größten Bratpfannen auf dem Rosenheimer Herbstfest findet man bei „Branicki´s Schlemmerhäusl“ gegenüber der Auerbräu-Festhalle. Der Mais ist übrigens ein Einwanderer in Europa. Ursprünglich stammen die gelben Kolben aus Mexiko. Dort gab es sie schon vor 3000 Jahren. Mit Christopher Kolumbus kamen sie dann 1493 nach Spanien – fast 400 Jahre vor dem ersten Herbstfest in Rosenheim 1861.
Am Mittwoch erster Familientag
Am Mittwoch ist Familientag auf der Wiesn mit ermäßigten Preisen für Kinder. Leon (zweieinhalb) und Marlene (drei Jahren) fahren am Kinderkarussell schon mal die Motorradl warm.
Wie aus unbestätigten Informationen der Neurosenheimer Staatsanwaltschaft verlautet, hat der Stephanskirchener Modehersteller „Marken-Paul“ Strafanzeige gegen das auf der Rosenheimer Wiesn agierende Kasperltheater der Familie Schwarz Strafanzeige wegen unerlaubter Produktwerbung im kleinkinderkulturellen Bereich gestellt. „Das Auftreten eines grünen Krokodils in den Vorstellungen legt den Verdacht nahe, dass damit für einen französischen Mitbewerber im Polo-Shirt-Bereich die jüngstmöglichen Exklusivkunden für diese Marke angefüttert werden sollen“, so Marken-Paul-Pressesprecher Rainhard Freundlich.
Befragt von Wiesnigel Ignaz über die Kosten für den möglicherweise langen Prozess, erklärte Freundlich: „Das lacostet uns nur einen Huster, die werden brennen wie ein Luster.“ Ignaz gab zu bedenken, dass im Fall einer Klageabweisung, wenn der Ankläger wegen Nichtigkeit niedergeschlagen würde, das Kasperltheater aus der Verhandlung eine Influencer-Fernsehserie machen könnte, konterte Freundlich: „Macht nix – weu mir ham die Power, mir san souverän!“
Gabi Bauer: Streicheln statt zapfen
Viele Jahre lang – von 2002 bis 2019 – hat sie auf dem Herbstfest das erste Fass angezapft. Jetzt kommt die ehemalige Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer zwar nicht mehr in offizieller Mission auf die Wiesn, aber dafür macht es umso mehr Spaß. Hier herzt sie Franz Stettner vom Prosecco-Stadl, der dort seit kurzem das Team verstärkt und die kleine Streicheleinheit sichtlich genießt.
Die Tiroler können es auch ohne Blockabfertigung
Die Wiesn ist keine Autobahn. Deshalb kommen sie auf dem Herbstfest ganz ohne Blockabfertigung aus: Revier-Inspektor Sebastian Zierhofer und Inspektor Philipp Radacher (rechts) von der Tiroler Polizei verstärken ihre oberbayerischen Kollegen und schieben Wiesn-Dienst. Miss Herbstfest Maria Berger findet das klasse.
Kleine Auszeit vom Rummel
Wer eine kleine Verschnaufpause vom Wiesnrummel und Selfie-Wahn braucht, der ist hier richtig: Beschaulich geht es hinterm Vorhang in Ottos Fotobox zu. Schön, dass es das im Handyzeitalter noch gibt.











