„Ich habe schon immer gerne gelesen“
Heidemarie Kaindl ist seit 50 Jahren Mitglied der Rosenheimer Stadtbibliothek
Seit 50 Jahren ist Heidemarie Kaindl Mitglied der Rosenheimer Stadtbibliothek. Selbst als sie in München wohnte, blieb sie der Einrichtung treu. Inzwischen pflegt sie ihre Liebe zur Literatur jedoch auf andere Weise.
Rosenheim/Großkaro – Mit Büchern ist Heidemarie Kaindl schon als Fünfjährige in neue Welten eingetaucht. Vor 50 Jahren ist sie in die Rosenheimer Stadtbibliothek eingetreten – und noch immer Mitglied. Ein Gespräch über Podcasts, Kochbücher und warum, das Verleihen von Büchern ihr nach wie vor schwerfällt.
Erinnern Sie sich noch, warum Sie sich vor 50 Jahren dazu entschieden haben, Mitglied in der Stadtbibliothek zu werden?
Heidemarie Kaindl: Ich habe schon immer wahnsinnig gern gelesen und habe mein ganzes Taschengeld in Bücher investiert.
Irgendwann hat mich mein Bruder in die Stadtbibliothek mitgenommen. Bis dahin wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gibt. Für mich waren so viele Bücher auf einem Haufen natürlich das Paradies. Und die Kinderabteilung erst. Da gab es alles, was das Herz begehrt. Ich bin damals bestimmt einmal in der Woche in die Bibliothek gegangen. Kein Wunder also, dass ich in machen Ferien zwölf Bücher pro Woche gelesen haben.
Was fasziniert Sie am Lesen?
Kaindl:Das Eintauchen in eine neue Welt. Beispielsweise bei Abenteuerbüchern. Man lernt unheimlich viel über andere Länder, aber auch über interkulturelle Themen. Mit 13 Jahren habe ich angefangen Bücher über Astrologie, Handlesen und Kunst zu lesen. Ohne die Stadtbibliothek hätte ich diese neuen Themenwelten wahrscheinlich erst viel später entdeckt.
Bücherschrank über zwei Stockwerke
Wie viele Bücher haben Sie in den vergangenen 50 Jahren gelesen?
Kaindl:Das weiß ich nicht. Aber ich habe in meinem Haus einen Bücherschrank, der über zwei Stockwerke geht. Und wissen Sie was: Einen Großteil der Bücher habe ich noch nicht einmal gelesen. Aber ich könnte Ihnen ganz genau sagen, wo welches Buch steht – sie sind nach Verlag geordnet. Einer meiner Lieblingsautoren ist übrigens Bernhard Schlink.
Was lesen Sie im Moment?
Kaindl:Ich muss gestehen, dass ich kaum noch Bücher lese. Nach der Arbeit bin ich oft zu müde. Dafür habe ich meine Liebe zu Hörbüchern entdeckt. Beispielsweise beim Bügeln, der Hausarbeit oder beim Pendeln in die Arbeit nach München. Ich mag Krimis und Thriller – aber es sollte nicht zu brutal sein. Auch Biografien höre ich sehr gerne.
Ihre Leidenschaft sind Kochbücher
Warum sind Sie immer noch Mitglied bei der Rosenheimer Stadtbibliothek, obwohl Sie mittlerweile in Großkaro wohnen?
Kaindl:Für mich gab es immer nur die Stadtbibliothek in Rosenheim. Selbst als ich in München gelebt habe, bin ich immer nach Rosenheim gependelt. Ich kenne die Mitarbeiter dort und weiß, wo was steht. Ich mag beispielsweise die ganzen kulturellen Veranstaltungen und bin auch weiterhin Fördermitglied.
Ich war auch mit meiner Tochter oft bei Kinderveranstaltungen, als sie noch jünger war. Meine Tochter liest so gut wie gar nicht, hört dafür aber unheimlich viele Hörbücher. Ich nutze übrigens nach wie vor die Online-Angebote der Stadtbibliothek und lade mir beispielsweise Reiseführer runter.
Gibt es Bücher, die man gelesen haben muss?
Kaindl:Es gibt viele Kinderbücher, die für mich zum Kulturgut gehören und die jeder gelesen haben sollte. Die „Kleine Hexe“ von Otfried Preußler ist in meinen Augen so ein Buch. Im Moment gilt meine Leidenschaft übrigens den Kochbüchern. Davon habe ich bestimmt 100 Stück zu Hause.
Einfach hinsetzen und anfangen
Was für eine Art Leserin sind Sie?
Kaindl:Ich lese Bücher ungern zwei Mal und lese auch die zu Ende, die mir nicht so gut gefallen. Der „Schwarm“ war ein Buch, durch das ich mich durchkämpfen musste.
Aber jetzt kann ich sagen, dass ich gelesen habe. Ich lese sehr gerne abends im Bett oder im Urlaub. Wenn mir etwas von einem Autoren gefällt, kaufe ich mir meistens auch noch andere Bücher, die von ihm erschienen sind und versuche, möglichst viel über den Autoren zu erfahren.
Haben Sie Tipps für Leute, die mehr Lesen wollen, es bisher aber nicht geschafft haben?
Kaindl:Einfach hinsetzen und anfangen. Wenn mich der Klappentext anspricht, dann bin ich meistens schon richtig neugierig und freue mich darauf, dass Buch zu beginnen.
Verleihen Sie Bücher?
Kaindl:Das ist schwierig. Weil es auch schon einmal vorgekommen ist, dass ich Bücher, die ich verliehen hatte, nicht zurückbekam. Wenn mir ein Buch besonders gut gefällt, kaufe ich es meistens noch ein zweites Mal, um es dann zu verschenken.
Immer mehr Menschen setzen auf einen E-Reader. Auch für Sie eine Alternative?
Kaindl:Ich halte ein Buch lieber in der Hand, als es auf einem Display zu lesen. Aber natürlich ist es für den Urlaub praktischer, wo ich zum Teil schon zehn Bücher mitgenommen habe. Das waren schnell mal drei Kilogramm.