Größere Gondeln und Barrierefreiheit
Heftige Debatte um Erneuerung der Kampenwandbahn: „Massenansturm am Berg“
Größere Gondeln, mehr Kapazitäten, Barrierefreiheit - die Seilbahn auf die Kampenwand im Chiemgau soll erneuert werden. Das Projekt stößt aber nicht bei allen auf Freude.
Aschau im Chiemgau - Der Baubeginn für die von Umweltschützern kritisch gesehene Erneuerung der Kampenwandbahn zieht sich weiter hin. „Es steht im Moment nicht fest, wann die Arbeiten beginnen können“, sagte ein Bahn-Sprecher. Es stünden Antworten des Landratsamts aus. Unter anderem geht es um eine Materialseilbahn für die Bauphase, für die Bäume des Schutzwaldes gefällt werden müssten.
Gegner des Projekts demonstrierten am Samstag an dem Berg bei Aschau im Chiemgau mit einem „NO“ in großen weißen Lettern auf rotem Hintergrund. Kletterer stiegen für die Aktion in den Fels. An der Bergstation und im Ort richteten die Umweltschutzorganisation Mountain Wilderness Deutschland und die Bürgerinitiative „Rettet die Kampenwand“ Info-Stände ein.
„Für den Neubau muss wertvoller Schutzwald gerodet werden, was gemäß Alpenkonvention verboten ist“, sagt Melanie Förster von Mountain Wilderness. Zudem würden weitere Flächen versiegelt.
Die Nostalgie-Bahn aus den 1950er Jahren mit roten und gelben Kabinen soll modernisiert und erweitert werden. Die Kabinen sollen acht statt vier Plätze haben und barrierefrei sein. Die Beförderungskapazität soll bis auf das Dreifache steigen können - für weniger Wartezeit.
Die Natur verkrafte nicht mehr Gäste, warnen Gegner. Die Erweiterung würde zu einem „Massenansturm am Berg und zu einem Verkehrskollaps im Tal“ führen, fürchtet die Bürgerinitiative. Laut Bahn-Sprecher steht hingegen nur ein Bruchteil des Verkehrs in Zusammenhang mit der Bahn. Man rechne mittelfristig mit 10 bis 15 Prozent mehr Fahrgästen.
Kontrovers gesehen werden auch Sonderfahrten abends außerhalb der Betriebszeit. Laut Bahn ändert sich hier nichts Grundlegendes, schon jetzt seien 200 Fahrten unter anderem für Veranstaltungen etwa an Silvester sowie für Mitarbeiter der Berg-Gastronomie erlaubt.
Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Modernisierung. Er fordert aber eine Reduktion der geplanten Kapazität, ein Konzept für den öffentlichen Personenverkehr dorthin und eine deutliche Verringerung der geplanten Nachtfahrten.
Das Landratsamt hatte das Projekt grundsätzlich 2017 genehmigt, der Gemeinderat gab sein Okay. Die Erneuerung einer in die Jahre gekommenen Bergbahn sei „ein ganz normaler Vorgang“, hieß es aus der Gemeinde.
Die Kampenwand lockt im Sommer Ausflügler, Gleitschirmflieger, Kletterer und Mountainbiker an. Im Winter gibt es Skibetrieb.
dpa