Großbrand auf Bauernhof in Au
Polizist schießt vergeblich auf Kuh mit Verbrennungen – Kugeln waren laut Jäger nicht geeignet
Ein Polizist hat am Rande des Bauernhof-Großbrandes in Au (Bad Feilnbach) am Mittwoch, 11. August, versucht, eine Kuh mit schweren Verbrennungen zu erlösen. Fünf Kugeln reichten nicht aus, ein Tierarzt musste kommen. Ein Jäger erklärt, was falsch gelaufen ist.
Bad Feilnbach – Massive Schäden sind bei einem Großbrand eines Bauernhofs in Au (Bad Feilnach) entstanden. Fünf Rinder sind im Zuge des Feuers ums Leben gekommen. Vier Kälber konnten die Rettungskräfte und die Familie des Landwirts schon nicht mehr aus den Flammen retten. Eine Kuh hatte schwere Verbrennungen.
Deshalb versuchte ein Polizist vor Ort, sie mit mehreren Kugeln zu erlösen – auf ausdrücklichen Wunsch des Bauers, wie Polizeisprecher Martin Emig betont. Der Versuch misslang allerdings, trotz insgesamt fünf Schüssen. Wie kann das sein?
Jäger gibt Einschätzung
Wir haben nachgefragt bei Franz Sommer. Er ist Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim. Demnach steckten in der Pistole des Polizisten die falschen Kugeln für solch einen Einsatz. „Eine Kuh hat einen massiven Schädel mit dickem Knochen“, erklärt Sommer. „Dafür bräuchte man Kugeln eines Hochwildkalibers.“ Diese werden beispielsweise auch benutzt, um Hirsche oder Wildschweine zu erlegen.
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Jagdmunition besitze eine „große Schockwirkung“, was bedeutet, dass die Kugel sich im Körper des Tieres aufspaltet und die Organe verletzt. So stirbt es schneller. Die Munition der Polizei ist Emig zufolge nur vom Kaliber 9 mal 19 und damit nicht für große Tiere geeignet. „Sie ist darauf ausgelegt, im Einsatz Menschen abzuhalten“, sagt er.
Tiere waren voller Adrenalin
Den Vorfall am Mittwochabend nennt Jagdexperte Sommer „eine sehr schwierige Situation“. Zum einen, weil der Polizist auf die Schnelle einfach keine andere Waffe zur Verfügung gehabt habe. Zum anderen, weil die Tiere „sehr aufgebracht und voller Adrenalin waren“. „Das vermindert die Schockwirkung der Schüsse“, erklärt er.
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Sein Fazit: Man braucht die richtige Waffe, die richtige Munition und muss wissen, wo der Schuss zu setzen ist. Bei einer Kuh sei der Kopfbereich zu empfehlen. Dorthin hat der Polizist am Mittwochabend auch geschossen. Laut Polizeisprecher Emig lernen Polizeianwärter das in der Ausbildung.
„Wir sprechen theoretisch darüber, aber praktisch machen wir natürlich nichts.“ Die Kuh in Au hat am Ende ein Tierarzt eingeschläfert. Alternativ könne man in solchen Situationen auch einen Jäger holen, der das Tier erschießt, sagt Franz Sommer.
Bauersfamilie will Stall wieder aufbauen
Der Landwirt aus Bad Feilnbach hat in dieser Nacht nicht nur fünf Rinder verloren, sondern auch seinen Stall und das Nebengebäude. Der Familie geht es laut Marinus Astner junior, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Au, einigermaßen gut. „Es passt schon“, sagt er.
„Aber sie können sich überhaupt nicht erklären, wie das passieren konnte.“ Astner war in der Brandnacht im Einsatz und kam auch noch die Tage danach auf dem Hof. Er kennt die Familie gut. Der Alt-Bauer ist seit 40 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Au dabei. „Sie waren geschockt, aber nicht am Boden zerstört.“ Die Familie plane, den Stall wieder aufzubauen, sei „motiviert“.
In der Nacht auf Freitag haben Feuerwehrler Astner zufolge noch kleine Glutnester im Nebengebäude, in dem viel Holz lagerte, durch das abgedeckte Dach gelöscht. „Die sind durch Wind nochmal aufgeflammt“, erklärt er. Stand Freitag sei der Einsatz aber komplett abgeschlossen. Das Ausmaß der Schäden ist sichtbar. Wie viel sie insgesamt kosten, ist aber laut Emig noch nicht bekannt. Zunächst müssten Gutachter den Unfallort besichtigen.