Weg endet im Nirgendwo
Gefahr im Moor: Google Maps führt Radler in der Sterntaler Filze in die Irre
Eine Mountainbike-Route mitten durch die Sterntaler Filze zeigt Google Maps an. Das Problem: Der Weg besteht längst nicht mehr, sondern endet mitten im Hochmoor. Nicht nur, dass es sich dabei um eine ökologisch sensible Fläche unter Naturschutz handelt. Es kann für Radfahrer auch gefährlich werden.
Bad Feilnbach/Raubling – Technik: Fluch und Segen zugleich. Mit Ersterem haben die beiden Gemeinden Bad Feilnbach und Raubling aktuell zu kämpfen. Denn Google Maps zeigt für Radfahrer einen nicht markierten, aufgelösten Weg durch die Sterntaler Filze an. „Dabei wird das schützenswerte Kleinod zerstört und die Radfahrer gefährden unter Umständen ihr Leben im Moor“, sagt Bad Feilnbach Bürgermeister Anton Wallner.
Nach Angaben der Gemeinde Bad Feilnbach weisen Google Maps und Open Street View dort eine Mountainbike-Strecke aus, die quer durch das Hochmoor führt. Aber: Diese Strecke existiert seit langer Zeit nicht mehr. Radfahrer landen stattdessen mitten im Hochmoor und müssen sich über eine Strecke von mehr als einem Kilometer durch das teils sumpfige Gelände kämpfen.
Natur vor Zerstörung schützen
„Um die Sterntaler Filze, die auch Teil unserer Heimat ist, in Zukunft von weiteren Zerstörungen durch Radfahrer zu verschonen, wurde eine entsprechende Beschilderung angebracht. Außerdem weisen wir dringend darauf hin, dass das Moor ein wichtiger und sensibler Lebensraum für bodenbrütende Vögel, Pflanzen und unzählige Insekten ist“, erläutert Cornelia Weber, Leiterin der Bad Feilnbacher Kur- und Gästeinformation.
Schilder warnen Radfahrer
Sie weiß um das Problem. Ebenso die Gemeinde Raubling, die von Nicklheim aus von der falschen Wegeführung betroffen ist. „Wir haben an den entsprechenden Punkten nun Erklärschilder mit Umleitung und Sperrhinweis für Radfahrer aufgestellt“, so Weber gegenüber unserer Zeitung.
Auch habe man von Google Maps und Openstreet View die Behebung des Fehlers gefordert. Für die Strecke von Nicklheim her sei das auch bereits erfolgt. „Jetzt muss das auch noch für das Wegstück von Wasserwiesen aus erfolgen“, so Weber. Doch die Richtigstellung gleiche einerm „Kampf gegen Windmühlen“. Denn aufgrund der Ortungsfunktion sorge jeder falsch fahrende Radfahrer wieder für ein Tracking der falschen Strecke.
Geschützte Fauna und Flora
„Aber wir bleiben dran und appellieren an Spaziergänger und Radfahrer, rücksichtsvoll mit der Natur umzugehen“, so Weber weiter. Dazu gehöre auch, nicht mit den Fahrrädern auf den Holzbohlen der Erlebnisstation bis zur Vogelbeobachtung zu fahren. Hintergrund: Die Sterntaler Filze ist nur bis zu einem bestimmten Teil zugänglich gemacht worden, um die Natur, deren Renaturierung und auch das geschützte Umfeld für Flora und Fauna zu erhalten.
Nicht nur Bad Feilnbach hat mit Google Maps Probleme
Bad Feilnbach steht mit dem Problem der falschen Straßenführung nicht alleine da. Weltweit gibt es kuriose Geschichten über Adressenfehler: So riss 2016 eine Baufirma das Haus einer Texanerin aus Versehen ab. Die Firma hätte ein Gebäude in der 7601 Cousteau Drive abreißen sollen. Doch die Arbeiter nutzten Google Maps zur Wegfindung, welches sie in die 7601 Calypso Drive lotste, wie Getty Images berichtete. In Norwegen führte 2017 Google Maps einen Radfahrer durch den Unterwassertunnel Oslofjord.
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Das Problem: Der Tunnel ist nicht für Radfahrer gedacht. Auch änderte sich die Steigung im Tunnel, woraufhin der Radfahrer absteigen musste. Das Sicherheitspersonal verfolgte den Mann per Kamera und ließ den Tunnel für etwa 30 Minuten sperren, bis die Polizei den Radfahrer rausholte.
In der Wüste gestrandet
Und: Ein Google-Maps-Fehler endete für eine Texanerin beinahe mit dem Tod: Die 24-jährige Frau wollte 2017 den Grand Canyon besuchen und hatte Benzin für etwas mehr als 100 Kilometer im Tank. Laut Google Maps sollte sich der nächste Highway knapp 55 Kilometer von ihrem Standort befinden. Jedoch lotste Google Maps die Frau auf eine nicht existierende Straße mitten in der Wüste.
Ohne Benzin strandete die Texanerin dort und überlebte nur mit ihren Nahrungs- und Wasservorräten. Um auf sich aufmerksam zu machen, legte sie nach Angaben von Getty Images sogar ein „Help“-Signal aus Steinen in den Sand. Nach fünf Tagen ohne Hilfe marschierte sie 17 Kilometer durch die Wüste, bis sie Netzempfang hatte und die Polizei verständigen konnte.