514 Kubikmeter Sondermüll
Giftstoffe in Gully im Gewerbegebiet Natzing entsorgt - Umweltsünder verursacht Schaden von über 100.000 Euro
Hochbelastetes Material leitete ein Auswärtiger in einen Gully und damit in ein Filterbecken im Gewerbegebiet Natzing ein. 514 Kubikmeter Sondermüll fielen an. Gemeinde und Experten tun alles, um Schaden für Natur und Mensch zu verhindern. Eine Gefahr für die Bevölkerung besteht nicht. Der Täter ist bekannt.
Eggstätt – Bürgermeister Christian Glas ist erbost. Drastischere Formulierungen wären vermutlich auch zutreffend. „Da nimmt jemand offensichtlich Schäden an der Gesundheit seiner Mitmenschen und Schäden an der Natur in Kauf und leitet hoch belastetes Material in ein Filterbecken ein...“ Eine unmittelbare Gefahr bestehe für die Bevölkerung nicht, versichert Glas. Das Filterbecken gehört zur Abwasserentsorgung, nicht zur Trinkwasserversorgung.
Sanierung des Filterbeckens ist angelaufen
Die Gemeinde muss sich aktuell mit einer umfassenden Sanierung des Retentionsfilterbeckens im Gewerbegebiet Natzing auseinandersetzen. Ein ortsfremder Unternehmer hatte illegal eine Flüssigkeit in einen Gully im Gewerbegebiet Natzing eingeleitet. Über das geschlossene Regenwasserkanalsystem gelangten so Schadstoffe des Typs PFT, Perfluorierte Tenside, in das Rückstau- und Filterbecken des Gewerbegebiets.
Den Täter auf frischer Tat ertappt
Der Verursacher wurde von Beamten der Polizeiinspektion Prien aufgrund eines Tipps auf frischer Tat ertappt. Die zuständige Staatsanwaltschaft Traunstein hat ein Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung eingeleitet.
Sofort Fachbehörden und Fachfirmen eingeschaltet
Unmittelbar nach der Verunreinigung, die der Gemeinde Ostern bekannt wurde, hätten sie die Fachbehörden eingeschaltet und arbeiten seitdem eng mit diesen zusammen, so der Bürgermeister. Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim entnahm im betroffenen Gebiet Boden- und Wasserproben, die Beprobungen dauern bis heute an.
Um die Ausbreitung der Schadstoffe so frühzeitig wie möglich zu verhindern, hat die Gemeinde Eggstätt Fachfirmen beauftragt und das Kanalsystem mittels einer Hochdruckreinigungsanlage spülen lassen. Die gebrauchten 14 Kubikmeter Spülwasser, die ein durchschnittliches deutsches Badezimmer bis knapp unter die Decke füllen würden, wurden aufgefangen und fachgerecht gelagert.
Zudem wurde in einem zweiten Schritt der Boden des Rückhaltebeckens lagenweise abgetragen. Insgesamt 500 Kubikmeter Erdreich werden seitdem verpackt in einer Lagerhalle zwischengelagert. „Alles Sondermüll, den wir irgendwann entsorgen müssen“, so Glas.
Keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung
Um die Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf das Grundwasser, sicher bewerten zu können, haben das WWA sowie die zur Sanierung des Beckens beauftragte Fachfirma fortlaufend Boden- und Wasserproben entnommen und tun das noch. Eine unmittelbare Gefährdung der Bevölkerung, darauf legen auch die Fachleute Wert, liegt nicht vor. Je nach Ergebnislage werden die weiteren Schritte veranlasst.
Umliegende Trinkwasserversorger sind informiert
Da das Retentionsfilterbecken direkt an dieWasserschutzzone 3 des Wasserwerks Bad Endorfanschließt, hat die Gemeinde Eggstätt sofort die Trinkwasserversorger aus Bad Endorf, Breitbrunn und Eggstätt über die eingeleiteten Maßnahmen informiert.
Kosten für die Gemeinde könnten sogar siebenstellig werden
Die gesamten Sanierungsarbeiten haben die Gemeinde bisher laut Glas etwa 100 000 Euro gekostet „und nach oben ist noch sehr viel Luft“, es könne im ungünstigsten Fall siebenstellig werden. Die Gemeinde muss in Vorleistung gehen. Und falls der Verursacher keine entsprechende Versicherung habe, befürchtet Glas, sehe die Gemeinde vermutlich keinen Cent wieder.
Das Glück hervorragender Fachleute
Alle Maßnahmen erfolgen in enger Absprache mit dem WWA und dem Landratsamt Rosenheim, Sachgebiet Wasserrecht und Wasserwirtschaft. Neben dem Gewässerunterhaltungszweckverband Rosenheim (GUZV) wurde mit der R & H Umwelt GmbH eine erfahrene Fachfirma mit der Durchführung der Sanierungsarbeiten betraut. „Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht und haben das große Glück, dass es in der Region hervorragende Fachleute gibt“, so Glas.
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