Schon über eine halbe Million Euro
Gemeinde Eggstätt wartet nach Umweltschaden in Natzing auf Prozess
Acht Pressemitteilungen und einen eigenen Reiter auf der Homepage der Gemeinde – alle beschäftigen sich mit einem Thema: dem Umweltschaden im Gewerbegebiet Natzing. Der Verwaltung Eggstätt ist es wichtig, die Bürger immer über die aktuellen Erkenntnisse zu informieren
Eggstätt – . Nicht zuletzt, weil es immer wieder nachfragen vonseiten der Einwohner gebe, so Bürgermeister Christian Glas (FB). Deswegen hat die Gemeinde zu Beginn des Jahres einen Rück- und Ausblick über den aktuellen Sachstand des Umweltschadens gegeben. (wir berichteten)
Steigende Kostenentwicklung
Die Kosten für die Reinigungsarbeiten beliefen sich bis Ende 2021 auf gut 520 000 Euro – Tendenz steigend, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung der Gemeinde. Denn heuer sind noch einige Maßnahmen geplant. „2022 steht der Aushub des restlichen belasteten Schlammmaterials aus dem Retentionsfilterbecken an.
Zudem muss das Becken selbst grundsaniert werden. Alleine diese Maßnahme kostet die Gemeinde rund 800 000 Euro“, prognostiziert Eggstätts Bauamtsleiter Bernd Ruth. Dazu kommen die Ausgaben für die laufenden Messungen und das kontinuierliche Reinigen des Grundwassers. Die Verwaltung schätzt, dass so bis Ende 2022 knapp zwei Millionen Euro zusammenkommen.
Keine Gefahr für Leib uns Leben
Glas betont ebenfalls, dass keine Gefahr für Leib und Leben bestehe. Technisch habe die Gemeinde die Folgen des Umweltschadens im Griff. „Wir werden sehr gut beraten“, sagt Glas. Das Bauamt koordiniert die einzelnen Maßnahmen zusammen mit der R&H Umwelttechnik, einer fränkischen Fachfirma. Der Gemeinde zur Seite steht zudem der Gewässerunterhaltszweckveband (GUZV).
Die finanziellen Auswirkungen belasten die Gemeinde Eggstätt nach wie vor sehr. „Es ist emotional kaum zu tragen“, so Glas. Die Gemeinde müsse fast jede Woche tausende von Euro ausgeben, sagt der der Bürgermeister den OVB-Heimatzeitungen und zählt die vielen Maßnahmen auf, die die Gemeinde in den vergangenen Wochen durchführen musste. „Ich weiß nicht, wie wir das überhaupt stemmen können.“
Wichte Projekte stehen an
In den kommenden Wochen wird die Gemeinde Eggstätt ihren Haushalt für das laufende Jahr beschließen müssen. Mit der finanziellen Belastung keine leichte Aufgabe. Denn unabhängig vom Umweltschaden, habe die Gemeinde, wichtige Projekte. „Wir wollen den Kindergarten neu bauen“, gibt Glas als Beispiel.
Ihm ist es wichtig, dass sich die Gemeinde weiterentwickelt und die Projekte aufgrund des Schadens nicht „hinten abfallen“.
Der „frische Wind und Enthusiasmus“ Dinge in der Gemeinde zu bewegen sei nach wie vor da, so Glas, „der Umweltschaden hat uns aber einen Knüppel zwischen die Beine geworfen“.
Prozess muss abgewartet werden
Ein erster Antrag auf Fördermittel nach dem Finanzausgleichsgesetz – sogenannte FAG-Mittel – ist im Herbst von der Regierung von Oberbayern abgelehnt worden, heißt es vonseiten der Gemeinde.
Grund war unter anderem die noch nicht geklärte Frage, ob der Verursacher des Umweltschadens für Schadensersatzforderungen herangezogen werden kann. „Wir müssen die Verhandlungen abwarten“, erklärt Glas. Erst danach kann die Gemeinde einen neuen Versuch in Sachen FAG-Bescheid wagen.
Bis dahin steht Glas immer wieder im Kontakt mit den verschiedenen Ministerien, den Fachfirmen und dem Landratsamt Rosenheim. Bereits Ende Januar ist die nächste Telefonkonferenz angesetzt. Vielleicht gibt es dann eine erneute Pressemitteilung – dann hoffentlich mit guten Nachrichten.
Was ist passiert?
Die Gemeinde hat mit einem Umweltschaden zu kämpfen. Die Polizei erwischt Anfang April einen Ortsfremden, der er illegal giftige Stoffe (Perfluorierte Tenside) in Natzing im Kanalsystem entsorgt. Der Schaden für die Gemeinde ist enorm. Seitdem versucht die Gemeinde, den Umweltschaden zu beheben. Es wurde das Kanalsystem gespült, der belastete Boden des Retentionsfilterbeckens entnommen und über vier Grundwassermessstellen – eine davon befindet sich in der Schutzzone 3 der Wasserversorgung Bad Endorf – wird Grundwasser mittels eines Aktivkohlefilters gereinigt. Bis jetzt muss die Gemeinde, die finanzielle Belastung komplett alleine stemmen. Gegen den Täter wurde eine Anklage erhoben.