Kritik wegen Wasser-Temperatur reißt nicht ab
Gänsehaut-Feeling im Wasserburger Badria: Jetzt reagiert die Stadt
Blaue Lippen, schlotternde Knie: So geht es vielen Gästen im abgekühlten Wasserburger Familienbad. Kommt jetzt die Rolle rückwärts beim Energiesparen?
Wasserburg - Energiesparen um jeden Preis? Die Entscheidung von Stadtrat und Stadtwerken, die Wassertemperatur im Badria zu senken, hat einen Riesenärger ausgelöst. In den sozialen Netzwerken entlädt sich die Kritik. Zu kalt für Familien mit kleinen Kindern sei es, so der Tenor vieler Kommentatoren. Auch bei den Stadtwerken und im Rathaus gibt es Beschwerden, Anrufe, Mails. Nur die Sportschwimmer sind zufrieden. Kein Wunder: Im großen Becken ist aufgrund der ausbleibenden Gäste viel Platz zum flotten, weil ungestörten Drehen von Runden.
So hat der Werkausschuss entschieden
Nichtöffentlich hat am Donnerstagabend der Werkausschuss des Stadtrates zur Problematik getagt. Zweiter Bürgermeister Werner Gartner (SPD) teilte auf Anfrage der Wasserburger Zeitung mit, dass das Gremium die im Juli gefasste Entscheidung, aus Energiespargründen die Temperaturen zu drosseln, zurückgenommen hat. Bereits jetzt, Freitag, 9. Dezember, wird die Wassertemperatur wieder hochgefahren, doch die „Normaltemperaturen“ werden laut Stadtwerke voraussichtlich erst am Samstag, 10. Dezember, wieder erreicht. Auch das Heißwasserbecken draußen soll dem Namen dann wieder gerecht werden. Auch die Lufttemperatur in der Halle - ebenfalls stark in der Kritik - wird sich wieder erhöhen, teilte Gartner weiter mit.
Einstimmig sei die Entscheidung gefallen, wieder zur Ursprungstemperatur zurückzukehren. Trotzdem habe es längere Diskussion gegeben. Doch zwei Punkte haben laut Gartner den Ausschlag zum Umdenken gegeben: Das Einsparpotenzial habe sich als „sehr enttäuschend“ gering entpuppt, denn egal ob volles oder fast leeres Schwimmbecken: Technische Anlagen wie Pumpen und Lüftungen müssten laufen. „Die Grundlast bleibt“, so der Zweite Bürgermeister. Den Energie- und Kosteneinsparungen hätten jedoch hohe Einbußen aufgrund wegbrechender Besucher gegenüber gestanden. Die Gefahr war, so ist herauszuhören, groß, dass das Badria Schaden nimmt. Damit es nicht im übertragenen Sinne baden geht als Sport- und Freizeiteinrichtung, die sich vor allem an Familien richtet und auch bei Senioren sehr beliebt ist, mussten Stadt, Stadtwerke und Werkausschuss wieder umdenken.
Entscheidung unter Vorbehalt
Die Entscheidung im Juli, die Wassertemperatur zu senken, war außerdem in der Phase gefallen, als die Gas-Warnstufe ausgerufen worden war. Stadtwerke und Stadtrat wollten ein Zeichen setzen. Sie reagierten auch auf einen Appell der Bundesregierung. Aktuell ist die Versorgungslage mit Gas und Strom jedoch wieder stabil, so Gartner. Auch deshalb sei die Entscheidung zur Rolle rückwärts berechtigt - immer unter dem Vorbehalt, dass sich die Lage im Energiesektor nicht wieder dramatisch verschlechtere. In Absprache zwischen Werkleitung und Bürgermeister Michael Kölbl werde die Lage anhaltend beobachtet und bei einem Notstand unverzüglich wieder gehandelt, so die Stadtwerke.
Gartner sieht auch persönlich die Notwendigkeit, zu reagieren. „Wir haben den Anspruch, ein Familienbad zu sein. Alle sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Er selber als sportlicher Schwimmer, der nicht kälteempfindlich sei, habe unter der Wassertemperatur nicht gelitten, sei weiterhin gerne zum Baden gegangen. Viele Bürgerinnen und Bürger dagegen hätten sich unwohl gefühlt und seien in der Folge sogar weggeblieben. Deshalb sei die Entscheidung, die Becken- und Raumtemperaturen im gesamten Bade-und Saunabereich ab Freitag, 9. Dezember, wieder auf Normalbetrieb anzuheben und alle weiteren Leistungsbeschränkungen im Bad- und Saunabereich aufzuheben, die richtige. Das Badria feieret 2023 außerdem das 45-jährige Bestehen. Zahlreiche Events, Aktionen und Veranstaltungen sind laut den Stadtwerken geplant. Eine anhaltende Diskussion um das als zu kalt empfundene Wasser hätte der Einrichtung geschadet.