„Sie saßen draußen auf dem Boden“
Für Kinder in Afrika: Helfer aus Brannenburg errichten eine Schule in einem Dorf in Uganda
Eine Urlaubsreise nach Afrika von Christa Gromotka, ist nun rund neun Jahre später der Grund, dass in dem kleinen Dorf Kiyunga bald eine Schule steht. Von ihren Erlebnissen in Uganda berührt, kehrte die Rentnerin zurück und begann mit Unterstützung aus Brannenburg, sich für die Bildung der afrikanischen Kinder einzusetzen.
Brannenburg/Nußdorf bei Traunstein – „Als ich zum ersten Mal in Kiyunga war, habe ich gesehen, wie eine Handvoll Kinder rund um einer Lehrerin auf dem Boden saß und versuchte, ohne Hilfsmittel Englisch zu lernen“, beschreibt Gromotka ihre einschneidende Erfahrung. Schon während ihres dreimonatigen Urlaubs wollte die Nußdorferin helfen und hatte genug Geld übrig, um ein paar Arbeiter zu bezahlen, die für die Schüler einen kleinen Raum errichteten.
Zurück aus Uganda schilderte die 72-Jährige ihren Freunden und ihrer Familie die Eindrücke und hielt den Kontakt zu dem Dorf aufrecht. „Denn mit vier Wänden und einem Dach war die Arbeit noch lange nicht getan.“ Sei es das Schulgeld für die Kinder, die Bezahlung der Lehrer oder die Organisation von Schulbänken. „Die Probleme eines geregelten Schulbetriebes waren an jeder Ecke.“
Urlaub in Uganda war der Auslöser
Nachdem die Kosten für einen dringend benötigten Brunnen die finanziellen Möglichkeiten einer einzelnen Person endgültig überstiegen, gründete Gromotka im Jahr 2018 zusammen mit weiteren sieben Personen aus der Region einen Verein, den sie nach einem afrikanischen Gericht aus Kochbananen „Matoke“ benannte.
Mit der neuen Möglichkeit, Spenden entgegenzunehmen, konnten neben dem Brunnen auch das Mittagessen und das Schulgeld für mittellose Kinder sichergestellt werden.
Die größte Herausforderung blieb jedoch der mangelnde Platz. „Rund 250 Kinder aus einem Umkreis von mehreren Kilometern laufen mittlerweile nach Kiyunga zur Schule.“, sagt Gromotka. Aus diesem Grund begann das bisher größte Projekt des Vereins: Ein komplettes Schulhaus mit sieben voll ausgestatteten Klassenräumen, elektrischen Anschlüssen und Abwassersystem.
Ermöglicht wird das Projekt mit tatkräftige Unterstützung aus Brannenburg. Ludwig Watzlawik, der Neffe von Gromotka, ist als Bauingenieur seit rund einem halben Jahr in Uganda, um die Schule dort gemeinsam mit den Arbeitern aus Afrika aufzubauen. Der 29-Jährige kündigte sogar vorerst seinen Job in München und leitet nun ehrenamtlich die Helfer an, die mit Spitzhacke, Schaufel oder bloßen Händen an der Schule arbeiten. Schon vor seiner Ankunft wurden von der Schulleitung Annet Nakigudde und den Schülern von Hand 20.000 Ziegel geformt und in der Sonne gebrannt. Ein laut Gromotka aus der Not geborener Ersatz für den Unterricht, der aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren ausfiel.
„Seit Beginn am Limit“
„Das läuft alles wirklich seit dem Beginn am Limit“, meint Maria Watzlawik, die Mutter des Ingenieurs. Auch wenn die Kosten für die 15 Arbeiter mit vier bis sechs Euro pro Tag plus Verpflegung gering seien, verschlang das Geld für weitere Baumaterialien die Reserven des kleinen Vereins.
Dementsprechend wichtig war eine weitere Brannenburger Hilfe von Hans Borowski. Der 79-Jährige hörte über Maria Watzlawik von dem sozialen Projekt in Uganda und spendete 10.000 Euro zur Fertigstellung des Daches. „Ich wusste, dass das Geld direkt da ankommt und bin froh, dass es bei dem Bau weitergehen konnte“, sagt der Brannenburger.
Aktuell stehen die Zeichen gut, dass die Schüler bald in die neuen Räume einziehen können. Nachdem das Grundgerüst bereits fertig ist, arbeitet Ludwig Watzlawik aktuell an einer Toilette sowie dem Schulhof.
Einweihung am 26. Februar geplant
Vereinsgründerin Gromotka wird am 26. Februar ihren sechsten Flug nach Uganda antreten, um pünktlich zur Einweihungsfeier vor Ort zu sein. Wie es nach dem Mammutprojekt, das den Verein bisher rund 55 000 Euro kostete, weitergeht, weiß die Nußdorferin noch nicht. „Es wird immer etwas geben und sei es ‚nur‘ die Unterstützung von Kindern, die sich das Schulgeld von rund fünf Euro im Monat nicht leisten können.“
Dementsprechend dankbar ist die Gromotka für jede einzelne Spende. Unter ihrer Webseite können sich potenzielle Helfer oder Interessierte über die Arbeit des Vereins informieren und diesen auf unterschiedliche Weise unterstützen.

