Ausstellungen, Konzerte und Lesungen
„Finale Genehmigungsphase“: Wie es mit dem Rosenheimer Kulturzentrum „Affekt“ weitergeht
Ausstellungen, Konzerte und Lesungen: Seit acht Monaten betreiben Anna Grude und Ludwig zur Hörst das Popup-Kulturzentrum „Affekt“ an der Wittelsbacher Straße 37 in Rosenheim. Das Gebäude noch in diesem Jahr abgerissen werden. Wie es um die Pläne steht und was aus dem „Affekt“ wird.
Rosenheim - Mitten auf einer Baustelle laufen die Proben für das Stück „Hansi‘ m Glück“ vom Jungen Theater Rosenheim. Schauspieler Benedikt Zimmermann trägt eine Sixpack-Attrappe und überprüft alle paar Sekunden die Schrittzahl auf seiner Uhr. Dramaturg Ludwig zur Hörst filmt, nickt hin und wieder. Regisseurin Florentine Klepper macht sich einige Notizen und gibt erste Anweisungen. Es sind die letzten Minuten der Probe an diesem Vormittag. Die Stimmung ist gut, trotz Baustellen-Atmosphäre.
Fragen rund ums Glück
„Wir beschäftigen uns in dem Stück mit der Frage, wovon das persönliche Glück abhängt“, sagt Florentine Klepper. Sie erinnert an das Märchen der Brüder Grimm, in dem es darum geht, dass sich Hans nach seiner Lehre mit einem Klumpen Gold für die Belohnung für seine Arbeit auf den Heimweg macht. Nach vielen Tauschgeschäften kommt er schließlich ohne jeglichen Besitz, dafür aber glücklich zu Hause an. „Also haben auch wir hinterfragt, was uns glücklich macht“, sagt Florentine Klepper.
Zur Vorbereitung auf das Stück habe es verschiedene Workshops mit Schülern gegeben, die zum Thema „Glück“ geforscht haben. Entstanden seien eine Vielzahl von Texten, die ebenfalls in die Produktion einfließen. „Es wird keine Nacherzählung des Märchens. Wir sind lediglich vom Material ausgegangen und haben unser eigenes Stück entwickelt“, erklärt die Regisseurin. Es gehe um aktuelle Themen, unterlegt mit viel Musik und eigenen Texten.
Seit einigen Wochen laufen die Proben, am Sonntag, 25. Juni, findet um 16 Uhr die Premiere statt. „Als junger Verein können wir eine eigene Spielstätte noch nicht komplett schultern. Deshalb sind wir froh, dass wir ins Affekt einziehen durften“, sagt Florentine Klepper. Eigens für das Stück „Hansi‘ m Glück“ finden im „Affekt“ gerade erste Umbauarbeiten statt. Verraten, was genau erneuert wird, will Anna Grude noch nicht.
Anlaufstelle für Kulturliebhaber
Sie ist es, die vor mehr als einem Jahr die Idee hatte, ein Kulturzentrum in Rosenheim ins Leben zu rufen. In dem ehemaligen Wirtshaus „Zur Brez‘n“ schafft sie mit Andreas Schwankl und Ludwig zur Hörst eine neue Anlaufstelle für Kulturliebhaber. Alles in Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater Rosenheim, der Stadt Rosenheim, der Asta-Kneipe und der Flötzinger Brauerei.
Der Brauerei gehören die Räume an der Wittelsbacher Straße. Wie berichtet, will die Familie Steegmüller gemeinsam mit der Immobilienagentur „Werndl & Partner“ auf der circa 9.000 Quadratmeter großen Fläche an der Ecke Wittelsbacher- und Aventinstraße einen Neubau errichten, der Platz für Wohnungen und Gewerbe bietet. Weil es zwischen der alten und neuen Nutzung eine Lücke gab, entstand laut Lorenz Stiglauer, Geschäftsführer der Flötzinger Brauerei, die Idee, den Raum zwischennutzen zu lassen. Entstanden ist das Popup-Kulturzentrum „Affekt“. „Wir sind sehr zufrieden, wie es bisher gelaufen ist“, sagt Ludwig zur Hörst.
Vorerst eröffnet bis zum Jahresende
Und auch Lorenz Stiglauer ist begeistert: „Wir freuen uns sehr, dass eine Übergangslösung gefunden und der Immobilie ein Zweck gegeben wurde.“ Auch, weil die Alternative gewesen wäre, dass die Räume für zwei Jahre leer stehen. Im Moment befinde sich das Projekt in der „finalen Genehmigungsphase“. Gute Nachrichten für Anna Grude und ihr Team. „Ab Herbst eröffnen wir wieder, dann voraussichtlich bis zum Jahresende“, sagt sie. Nach den Auftritten des Jungen Theaters, verabschieden sie und ihre Kollegen sich aber erst einmal in die Sommerpause. Die Idee ist, dass das „Affekt“ während dieser Zeit als Workshop-Raum genutzt werden kann. „Jeder der Kurse oder Seminare anbieten will, kann sich bei uns melden“, sagt Ludwig zur Hörst.
Jeden Dienstag findet bereits ein offener Theaterkurs statt. Interessierte zwischen 13 und 27 Jahren können in der Zeit von 18 bis 19.30 Uhr das Angebot wahrnehmen. „Das Konzept ab Herbst wird ähnlich sein, wie in den vergangenen Monaten“, sagt Anna Grude. Sie spricht von Kleinkunst über Konzerte, Poetry Slams, Lesungen und Filmvorführungen. „Gerne mit den Partnern, mit denen wir bisher zusammengearbeitet haben – aber gerne auch mit neuen“, fügt sie hinzu.
Mehr Informationen
Die Premiere des Stückes „Hansi‘ m Glück“ findet am 25. Juni um 16 Uhr im „Affekt“ statt. Eine weitere Aufführung ist am 30. Juni um 16 Uhr geplant. Zwischen den öffentlichen Vorstellungen am 25. Juni und 30. Juni bietet das Junge Theater vormittägliche Schulvorstellungen an. Folgende Tage können für Klassen gebucht werden: Montag, 26. Juni; Dienstag, 27. Juni; Mittwoch, 28. Juni, sowie Donnerstag, 29. Juni, jeweils um 10 Uhr. Kinder zahlen sieben Euro, Lehrer nichts. Karten gibt es unter tickets@junges-theater-rosenheim.de. Es spielen: Serge Kounouvi, Livia Schoeler, Andreas Schwankl, Benedikt Zimmermann; Regie: Florentine Klepper; Bühne: Bastian Trieb; Kostüme: Pia Zimmermann; Musik: Rosalie Eberle; Dramaturgie: Ludwig zur Hörst; Regieassistenz: Anna Grude.
