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Veranstaltung der TH Rosenheim

In fünf Minuten zum Gedächtnis-Champion: Felicitas Kluger verrät, wie das funktioniert

Felicitas Kluger arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH Rosenheim. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Menschen Inhalte besser einprägen können.
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Felicitas Kluger arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH Rosenheim. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Menschen Inhalte besser einprägen können.

Sich viele Informationen in kürzester Zeit zu merken, fällt einigen Menschen schwer. Felicitas Kluger von der TH Rosenheim forschte mehrere Jahre in diesem Bereich. Nun stellt sie die Techniken vor, mit denen Gedächtnis-Champions arbeiten, und verrät, wie sie im Alltag verwendet werden können.

Rosenheim – Nach ihrem Abitur wollte Felicitas Kluger eigentlich Lehrerin werden, doch es kam alles ganz anders. Ihr Interesse für Gedächtnistechniken führte sie nach Kanada. Dort erforschte sie die unterschiedlichsten Methoden. Nun arbeitet sie an der TH Rosenheim und stellt die Techniken vor, mit denen man sich Dinge schneller merken kann. Wie das in fünf Minuten gehen soll und warum Gehirnjogging so wichtig ist, verrät sie im OVB-Interview.

Welche Techniken gibt es, um sich Dinge besser merken zu können?

Felicitas Kluger: Zusammengefasst nennen wir diese Techniken „Gedächtnisgerüste“. Die bekannteste von ihnen ist die Loci-Methode, die auch als Gedächtnispalast bezeichnet wird. Diese Methode nutzt Wegpunkte als Gedächtnisgerüst beziehungsweise Verknüpfungsgrundlage. Also die zu lernenden Fakten werden bei der Loci-Methode mit Wegepunkten entlang einer bekannten Route assoziiert.

Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?

Kluger: Nehmen wir an, Sie möchten sich europäische Städte merken. Dafür stellen Sie sich nun vor, wie Sie über Moos laufen. Plötzlich verspüren Sie einen Schmerz in ihrem Fuß, weil eine Kuh draufgetreten ist. Moos und Kuh klingen ähnlich wie Moskau. Den Namen dieser Stadt verknüpfen Sie nun mit dieser bildlichen Szene. Diese Methode kann vor allem beim Lernen von Sprachen oder Fachbegriffen verwendet werden.

Gibt es noch eine weitere Technik?

Kluger: Ja, es gibt noch die Körper-Methode. Dabei werden die zu lernenden Fakten mit Körperteilen assoziiert. Besonders hilfreich für Studierende, die viele anatomische Begriffe und verschiedene Knochen- und Muskelgruppen lernen müssen.

Sind diese Gedächtnisgerüste angeboren oder müssen wir sie erlernen?

Kluger: Seit den 90er Jahren finden Gedächtnismeisterschaften statt. Man kann diese als mentale Sportart bezeichnen, ähnlich wie Schach. Teilnehmende versuchen, sich so viel wie möglich in kürzester Zeit zu merken. Vor einigen Jahren haben Forschende angefangen, die Führenden der Weltrangliste bei ihren Meisterschaften genauer zu untersuchen. Mithilfe von verschiedenen Gehirnscan-Techniken und kognitiven oder psychologischen Tests kamen sie zum Schluss, dass ihre unglaubliche Gedächtnisleistung nur auf dem Training basiert. Diese Techniken werden also erlernt und sind nicht angeboren.

Können diese Methoden auch im Alltag helfen?

Kluger: Ja, zum Beispiel beim Merken von Einkaufslisten, neuen Namen, Zahlen oder Gesichtern. Nehmen wir als Beispiel die Einkaufsliste. Sie wollen einkaufen gehen, haben aber keine Lust, eine Liste zu schreiben. Um sich die Lebensmittel zu merken, assoziieren Sie jedes davon mit einem Körperteil. Angefangen beim Fuß, arbeiten Sie sich hoch zum Kopf. Als Erstes wollen Sie Zucker kaufen. Auf eine kreative Art und Weise bringen Sie nun den Zucker mit Ihrem Fuß in Zusammenhang. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, wie sie mit Ihrem Fuß im Puderzuckerschnee stehen.

Und wie lange muss das Gehirn dafür trainieren, um sich Dinge besser merken zu können?

Kluger: In einer Studie für meine Doktorarbeit, hatten die Teilnehmenden nur fünf Minuten Zeit, um die beiden Techniken zu erlernen. In dieser Zeit konnten sie ihre Gedächtnisleistung um bis zu 30 Prozent steigern. Und das bereits nach dem ersten Versuch. Das Besondere an diesen Techniken ist, dass sich die Studierenden viel Zeit beim Lernen sparen. Denn das häufige Wiederholen von Lernstoff ist damit nicht mehr nötig.

Wie kommt es, dass Sie diese Techniken jetzt an der TH Rosenheim lehren?

Kluger: An Schulen und Unis sind diese Methoden leider kaum bekannt. Ich selbst bin in meinem Lehramtsstudium auch erst relativ spät darauf aufmerksam geworden. Für ein Forschungspraktikum bin ich nach Kanada gegangen, wo diese Methode genauer erforscht wird. Danach entschied ich mich, auch meine Doktorarbeit in diesem Gebiet zu schreiben. Nach Corona wurde an der TH Rosenheim das HigHRoQ-Projekt (Hybride, individuelle und greifbare Hochschullehre in Rosenheimer Qualität) gegründet. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin bin ich nun ein Teil dieses Projekts. Das Ziel ist es, die individualisierte, digitale und innovative Lehre an der TH Rosenheim zu etablieren.

In diesem Zuge findet am Montag die Veranstaltung „Die Hacks der Gedächtnischampions“ statt. Worum geht es da?

Kluger: Wir richten uns damit an die Öffentlichkeit und laden alle ein, die sich für das Thema Lernen und Lehren interessieren. Mit dieser Veranstaltung soll ein Einblick in das Thema innovative Lehre an der TH Rosenheim gegeben werden. Außerdem erhalten die Zuhörer Tipps und Strategien, um effektiver zu lernen und zu lehren.

Warum ist Gehirnjogging so wichtig?

Kluger: Es ist immer wichtig im Alter aktiv zu bleiben. Und gerade bei diesen Techniken, muss man kreativ werden, um sich Dinge zu merken. Vielleicht ist das auch eine besonders motivierende Weise, um aktiv zu bleiben, da sie viel Spaß macht. Und vielleicht bemerkt der ein oder die andere, dass er mit Hilfe dieser Techniken sein Wissen weiter ausbauen kann.

Weitere Informationen

Die Veranstaltung „Die Hacks der Gedächtnischampions“ findet am 6. November von 17.30 Uhr bis 19 Uhr statt. Teilnehmer können sich den Vortrag sowohl in der TH Rosenheim im Raum E 0.01 oder online anhören. Die Anmeldung ist unter https://eveeno.com/286963886 möglich.

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