Werden sie bald in Regelklassen unterrichtet?
Deutsch statt Ukrainisch: Was geflüchtete Kinder in Feldkirchen-Westerham zum Lernen motiviert
Die ukrainischen Kinder haben innerhalb weniger Wochen so gut Deutsch gelernt, damit sie sich unterhalten können. Die Lernatmosphäre in den Willkommensklassen an der Feldkirchen-Westerhamer Mittelschule ist bemerkenswert. Was die neuen Schüler motiviert.
Feldkirchen-Westerham – Was für eine kreative Lernatmosphäre: Konzentrierte Kinder. Intensive Mitarbeit. Schüler, die ihr Wissen freiwillig an der Tafel dokumentieren wollen. Saubere Hefte. Akkurate Schreibweise. Und Hausaufgaben, die nie vergessen werden. Die ukrainischen Schüler an der Mittelschule in Feldkirchen-Westerham sind mit Begeisterung bei der Sache.
Sie schlafen schlecht, sind oft sehr müde und oft sehr traurig, aber in der Schule können sie abschalten. Dann zeigen sie, dass sie aus einem hervorragenden Bildungssystem nach Deutschland gekommen sind: „Sie sprechen sehr gut Englisch, sind richtig gut in Mathe und unheimlich ehrgeizig“, lobt Rektor Jürgen Lang seine neuen Schüler. Sie sind von Null auf Hundert gestartet und haben innerhalb weniger Wochen so gut Deutsch gelernt, dass sie sich vorstellen und selbstständig in ihrem neuen Umfeld bewegen können. Und sie definieren auch schon genau, was ihrer Meinung nach unbedingt gesagt werden sollte: „Wir sind den Menschen in der Gemeinde für ihre Hilfe sehr dankbar und froh, hier zu sein.“
„Sie wollen so schnell wie möglich in die Regelklassen“
Wenn sie am Regelunterricht in Mathe teilnehmen, ist es für sie kein Problem, „7523“ auf Deutsch auszusprechen, denn sie lernen zügig: „Sie wollen so schnell wie möglich in die Regelklassen“, weiß Lang um die Motivation der Schüler und stellt dafür alle Weichen. Ab dem neuen Schuljahr werden sie voraussichtlich neben ihren deutschen Klassenkameraden sitzen und im entsprechenden Alter in einem Jahr wohl auch zu den Abschlussprüfungen zugelassen. Hürden gibt es bis dahin sicher keine mehr, denn: „Unsere Schüler sind so motiviert. Sie können in drei Monaten Deutsch, da bin ich mir sicher“, schätzt der Rektor ein.
Die neue ukrainisch-bayerische Gemeinschaft tut in Feldkirchen-Westerham alles dafür, sie zu fördern. Der Unterricht ist praxisorientiert. Vokabeln werden mit Erfahrungen verbunden. Eifrig bereiten sich 10- bis 13-Jährige auf ihren ersten „Arztbesuch“ vor, lernen in der Schule und freiwillig auch daheim, alle Körperteile auf Deutsch zu benennen.
Lieblingssuppe „Borschtsch“ mit Roter Bete und Weißkohl
Die Großen im Alter von 14 bis 17 haben ihre Lieblingssuppe „Borschtsch“ mit Roter Bete und Weißkohl in der Schule schon gekocht. Sie hat allen geschmeckt. Bei einem Besuch in der Gemeindeverwaltung lernten sie, wie deutsche Demokratie und Verwaltung funktionieren.
Auf Wanderungen wollen sie nun die Berge erkunden. Die bayerischen Traditionen vermitteln ihnen Birgit Speer und die Trachtenvereine. Und voller Stolz werden auch die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bald ihre Kultur vorstellen. Dafür proben sie in den Musikräumen der Mittelschule Lieder und Tänze aus ihrer Heimat. Am 20. Mai, dem Tag der Nachbarschaftshilfe, wird auf dem Dorfplatz von 15 bis 18 Uhr gefeiert – mit bayerischer und ukrainischer Musik.
