Polizei geht Spuren nach und hofft auf Zeugen
Biberdamm in Feldkirchen-Westerham zerstört: Tieren droht der Kältetod – und was den Tätern?
Wer und wieso? Das sind die beiden zentralen Fragen, die sich die Polizei rund um die Zerstörung des Biberdamms in Feldkirchen-Westerham stellt. Welche Spuren die Ermittler bereits gesichert haben – und was dem Tieren und den Tätern jetzt droht.
Feldkirchen-Westerham – Es ist eine Tat, die vor allem Tierfreunde im Mangfalltal fassungslos macht: Unbekannte Täter haben im Mühlbach im Bereich des Sonnleitenwegs in Feldkirchen-Westernham den seit Jahren dort existierenden Biberdamm zerstört. Die Polizei geht aufgrund der Ausmaße des Bauwerks davon aus, dass der oder die Täter mit schwerem Gerät gearbeitet hatten, um den Damm zu beseitigen. Das Gehölz wurde anschließend am angrenzenden Ufer abgelegt.
Einen genauen Zeitpunkt, wann die Unbekannten den dortigen Lebensraum der großen Nagetiere zerstört haben, kann die Polizei nicht angeben. Die Ermittler schätzen aber, dass die Tat im Zeitraum zwischen Mittwoch, 9. November, und Freitag, 9. Dezember, erfolgt sein muss und hat daher am Dienstag (13. Dezember) etwaige Zeugen aufgerufen, sich bei der Polizeiinspektion in Bad Aibling unter Telefon 08061/90730 zu melden.
Bislang allerdings ohne Erfolg. „Bei uns hat sich noch kein Bürger gemeldet, der Angaben zur Tat machen kann“, sagte Bernd Heller von der Bad Aiblinger Polizei auf Anfrage des Mangfall-Boten. Um den Tätern auf die Spur zu kommen, stellen sich die Ermittler derzeit vor allem die Frage, wer ein Motiv hat. „Es gibt sicherlich jemanden, der davon profitiert, dass der Damm nicht mehr da ist“, sagt Haller, der sich sonst aber „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht weiter dazu äußern will. Auch in puncto Spurenlage er sich bedeckt. „Wir haben Spuren gesichert“, bestätigt Heller, betont aber: „Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen.“
Landratsamt begleicht gemeldete Schäden
Gemeldet hatte die Tat der Polizei das Landratsamt Rosenheim, das laut Landratsamt-Sprecher Michael Fischer vom örtlich zuständigen Biberberater über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden war. „Tatsächlich gab es in Bezug auf den Biberdamm in der Vergangenheit mehrere Beschwerden von Anliegern“, erklärte Fischer gegenüber dem Mangfall-Boten. „Die Anrufer wurden vom Biberberater aufgesucht, die Schäden vom Landratsamt ausgeglichen.“
Um mögliche Schäden für Anwohner so gering wie möglich zu halten oder gar auszuschließen, hatte das Landratsamt nach Angaben von Fischer in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt drei Drainagerohre in das Bauwerk einbauen lassen. Die Maßnahmen hätten in Absprache mit dem Gewässerunterhaltungszweckverband sowie der Kommune stattgefunden.
Tieren droht „der Erfrierungstod“
Wie viele Biber dort genau leben, dazu konnte die Behörde keine genauen Angaben machen, aber, so Fischer: Es gibt eine Biberfamilie, die in zwei Burgen leben, die mehrere hundert Meter voneinander entfernt liegen.“ Die Biber-Experten der Behörde vermuten, dass die Eingänge in die Biberburg noch unter Wasser lägen, denn „sonst hätte der Biber sehr wahrscheinlich damit begonnen, den Damm wiederaufzubauen“. Sollte das nicht der Fall seien, „droht den Tieren der Erfrierungstod“.
Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Hans Schaberl (parteilos) verurteilt die Übergriffe gegen das tierische Bauwerk gegenüber dem Mangfall-Boten deutlich. „Selbstjustiz geht gar nicht“, findet das Gemeindeoberhaupt. Er als Jäger würde nach eigenen Angaben auch „nie Hand an einen Biber anlegen“, denn: „Dafür bedeutet mir meine Jagdlizenz viel zu viel.“
Bürgermeister will Biber an die Mangfall umsiedeln
Dass der Biber in und für die Gemeinde in den vergangenen Jahren aber auch Probleme verursacht habe, daraus macht Schaberl keinen Hehl. „Im Mühlbach als Triebwerksgewässer hat das Tier einfach keinen Platz“, sagte der Bürgermeister, der sich eine Umsiedlung der Biber an die Mangfall – bei steigender Population auch eine Entnahme – wünschen würde. Denn: „Wenn da durch die Biberburg mal die angrenzenden Flächen unter Wasser stehen und vielleicht sogar Keller ausgepumpt werden müssen, dann ist das Geschrei in der Gemeinde nämlich groß.“
Entsetzt über die Zerstörung des Biberdamms zeigte sich gegenüber dem Mangfall-Boten Dr. Getrud Knopp, Vorsitzende der Ortsgruppe Feldkirchen-Westerham des Bundes Naturschutz. „Für derartige Taten habe ich überhaupt kein Verständnis“, so Knopp, „zumal das Landratsamt ja vor Jahren dort bereits eingegriffen hat, um etwaige Überflutungen im Rahmen zu halten.“
Dass der Biber in den vergangenen Jahren für Unruhe bei den Bürger und für größere Schäden gesorgt habe, daran kann sich die Bund-Naturschutz-Vorsitzende nicht erinnern. „Mein Eindruck ist eher, dass hin und wieder mal ein Biber auftaucht und gesichtet wird, und dann wieder monatelang gar nicht darüber gesprochen wird.“
Knopp hofft jedenfalls, dass die Polizei die Täter ermitteln kann und derartige Zerstörungen nicht mehr vorkommen. Und was droht den Tätern, wenn sie letztlich überführt werden? „Dann sind Geldstrafen von mehreren 1000 Euro möglich“, so die Aussage seitens des Landratsamtes.