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Bayerisches Meran wird Namen mehr als gerecht

Feilnbacher Obstbäume so früh wie nie in Vollblüte – doch der bange Blick bleibt

So früh wie nie und prächtig wie selten: In wenigen Tagen ist die Apfelhauptblüte in Bad Feinbach vorbei.
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So früh wie nie und prächtig wie selten: In wenigen Tagen ist die Apfelhauptblüte in Bad Feinbach vorbei. Dann heißt es hoffen.

Dass die Obstbäume jemals so früh geblüht haben wie in diesem Jahr, daran kann sich Michael Litzlfelder senior nicht erinnern. „Alles steht in Vollblüte“, deutet der Feilnbacher auf die weiße Pracht in seinem Garten. Die Bedingungen sind perfekt. Doch die kommenden Tage bergen noch Gefahr.

Bad Feilnbach – Solch eine Vollblüte wie derzeit hat es in Bad Feilnbach schon lange nicht mehr gegeben, weiß Michael Litzlfelder senior aus seinen langjährigen Erfahrungen. Obstbau und Apfelsorten-Kunde sind seine ganz große Leidenschaft, vererbt von Vater und Großvater, weitergegeben an Sohn Michael (Vorsitzender des Obst und Gartenbauvereins Bad Feilnbach-Wiechs-Litzldorf). Mit dem kleinen Enkel Andreas wuselt schon die nächste Generation über den großen Hof am Ortseingang von Bad Feilnbach.

Rund 90 Apfelsorten hat Michael Litzlfelder in seinen Streuobstgärten. Im Versuchsgarten wächst auch eine rotblühende und rotfleischige.

„Bayerisches Meran“ wird das Dorf auch genannt, wegen des milden Klimas, in dem sich vor allem die Apfelbäume genauso wohl fühlen wie im italienischen Südtirol. Heuer offenbar sogar noch wohler: „Ich habe Fotos gesehen, die ein Freund in Südtirol gemacht hat: Normal sind die zwei bis drei Wochen eher dran, aber heuer blüht es dort noch gar nicht“, sagt Litzlfelder.

Ganz anders als im vergangenen Jahr. Auch da war die heimische Obstblüte verhältnismäßig früh dran. Auch waren – anders als sonst oft in den vergangenen zehn Jahren – keine Frostschäden an Blüten oder Knospen zu beklagen. Aber: „Genau in dieser Zeit war die Witterung dann zu schlecht. Es war nass und kalt, die Bienen sind während der Blütezeit keinen einzigen Tag geflogen: keine Bestäubung, ganz schlechte Ernte.“ Überhaupt habe es seit dem Rekordjahr 2018 keine „gescheite Ernte“ mehr gegeben. Alle Vorräte – Schnaps, Maische, Essig – seien komplett aufgebraucht.

„Groß wie ein Fünf-Mark-Stück“ war schon früher das Ideal-Maß einer Apfelblüte. Boskop (links) und Gravensteiner sind heuer voll mit dabei.

Heuer war der Winter besonders mild – „eigentlich ein Totalausfall“. Es gab keine Frostperiode, der Februar und März waren warm wie nie. Normalerweise rechnen die Feilnbacher Apfelbauern mit der Hauptblüte um den 15. Mai, doch heuer standen die Bäume schon so früh im Saft, dass sie bereits einen Monat eher – und diesmal auch noch rekordverdächtig stark blühen. Und das im Zusammenspiel mit idealen Bedingungen für Hummeln (fliegen ab 8 Grad) und Bienen (ab 12 Grad unterwegs).

Litzfelders Pflaumen blühten bereits Ende März, gefolgt von Birnen, Kirschen und Zwetschgen. Und nun neigt sich die Hauptblüte der Äpfel schon dem Ende zu. Und: In diesem Frühjahr blühen sogar alle Bäume. Das ist laut Litzlfelder höchst selten der Fall, denn in der Regel folgen auf ertragreiche Jahre wieder weniger ertragreiche. Heuer jedoch ist alles weiß in seinen Gärten, so weit das Auge reicht. Und groß und voll wie selten sind die Blüten obendrein. Keine „gschlamperte Blüah“, wie man die Blüten nennt, der Knospen bereits vom Frost befallen waren, schmunzelt Litzlfelder.

Schon sein Vater hat gesagt: „So groß wie ein 5-Mark-Stück sollten die Blüten sein.“ Der Obstbauer hält seine geballte Hand neben die Königsblüte am Zweig eines Boskop-Baumes. Tatsächlich: Sie ist so groß wie seine Faust. Fast meint man, die Äste müssten sich bereits unter der Blütenpracht biegen. Doch viele werden abfallen. Was den Ernteerfolg aber nicht einmal schmälert: „Selbst wenn aus 90 Prozent dieser Blüten keine Früchte entstehen: Wenn zehn Prozent davon zu Äpfeln heranreifen, spricht man von Vollertrag.“

Die Feinbacher Obstblüte ist heuer so schön wie schon seit Langem nicht mehr.

Über 80 Apfelsorten wachsen in Litzfelders Streuobst-Gärten und in seinem Versuchsgarten, dazu noch Pflaumen, Zwetschgen, Birnen und Kirschen. Doch vor allem die kommenden Tage und Wochen sind entscheidend. Denn Kälteeinbrüche im April mit Temperaturen um vier, fünf Grad Minus seien durchaus keine Seltenheit, auch das wissen die Obstbauern. Früher hätten sich die Obstbäume da noch im Winterschlaf befunden. Und der Blick auf die Wetter-App auf dem Smartphone gibt auch heuer noch keine Entwarnung: „Für die zweite Wochenhälfte ist noch einmal Frost angesagt in der Nacht“, murmelt Litzlfelder.

Das wäre der denkbar schlechteste Zeitpunkt, denn bei Temperaturen unter null ist jedes Grad entscheidend: „Je weiter offen die Blüten sind, umso empfindlicher sind sie.“ Vor allem Sorten wie Boskop und Gravensteiner streichen hier als erste die Segel, während etwa die Alte Goldparmäne bis zu vier, fünf Grad minus gerade noch vertragen kann.

Optimales Bestäubungswetter im April 2024: Die Bienen sind schon seit Wochen in den Feilnbacher Streuobstgärten unterwegs.

Zeit lässt sich dagegen der spätblühende Winterrambur – an seinen Zweigen spitzt trotz des warmen Klimas bislang noch nichts hervor. Er wird dann wohl der „Star“ in zwei Wochen sein, wenn die traditionelle Feilnbacher Blütenwanderung mit Blütenfest am 21. April stattfindet. Anders als im vergangenen Jahr, als Zwetschge und Kirsche mit ihren Blüten verzauberten, während von der Apfelblüte noch nicht einmal was zu sehen war, wird laut Litzlfelder heuer bis dahin ansonsten alles verblüht sein. Bereits in den kommenden Tagen wird das Weiß aus dem „Bayerischen Meran“ größtenteils weichen.

Doch auch den jungen Fruchtkörpern kann später Frost noch zusetzen. Erst im Mai sei die größte Gefahr gebannt, zumindest was den Frost angehe. Hagel sei den Sommer über zwar auch ein Thema und nicht umsonst heiße es „Äpfel hat man erst, wenn man sie im Korb hat“, aber im Schnitt treffe ein großer Schaden nur etwa alle zehn Jahre ein. Und vernichte dann in der Regel auch nicht alles, sodass immer noch Früchte zum Weiterverwerten, etwa für Obstsaft, übrigbleiben.

Doch natürlich bleibt die Hoffnung, heuer eine volle Ernte einfahren zu können, und damit letztlich nach den vorangegangenen mageren Jahren auch den Feilnbacher Apfelmarkt Anfang Oktober mit einer Fülle an heimischem Obst und Nüssen sowie der Produktvielfalt daraus bestücken zu können.

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