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Ausstellung „Form follows nature“ in Wasserburg

Es stapelt sich bis unters Dach: Wie Künstler Rudolf Finisterre das Ganserhaus füllt

Es stapelt sich bis unters Dach: Rudolf Finisterre zeigt im Ganserhaus seine Ausstellung „Form follows nature“.
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Es stapelt sich bis unters Dach: Rudolf Finisterre zeigt im Ganserhaus seine Ausstellung „Form follows nature“.

Premiere im Wasserburger Ganserhaus: Für seine Ausstellung braucht der Künstler Rudolf Finisterre sämtliche Stockwerke - sogar das Dachgeschoss. Warum sich der Rosenheimer so ausbreiten darf - und warum in den Keller des Ganserhauses sieben Tonnen Kies getragen wurden.

Wasserburg - „Form follows nature“: So heißt die neue Ausstellung im Wasserburger Ganserhaus, die ab 15. Januar zu sehen ist. Künstler, Bildhauer, Innen- und Hochbauarchitekt Rudolf Finisterre stellt dort seine Werke aus. Das gesamte Haus wird dafür in Anspruch genommen: Vom Keller bis zum Dachboden, der zum ersten Mal als Ausstellungsraum dient.

Katrin Meindl zeigt den Dachboden im Ganserhaus, der bei der Ausstellung „Form follows nature“ zum ersten Mal als Ausstellungsraum genutzt wird.

Dafür hat Katrin Meindl, Vorsitzende der Wasserburger Künstlergemeinschaft AK 68, mit ihrem Team das oberste Stockwerk erst einmal entrümpelt, um den Weg für alle Kunstinteressierten freizuräumen. Dort soll die „Spongiosa“ Platz finden - eine Vorlage aus Styropor. Finisterre hat damit ein Objekt geschaffen, das - in den Augen der Reporterin - eher einem Baum gleicht. „Andere sehen darin einen Tänzer, manche eine Panzerkette, mein Sohn erkennt darin Snoopy“, erzählt der 56-jährige Bildhauer aus Rosenheim.

Rudolf Finisterre mit der „Spongiosa“. Jeder Betrachter erkennt dort etwas anderes. Finisterres Sohn sieht darin einen Snoopy.

Das sei für den Künstler entscheidend: Dass die Betrachter verharren, sich Gedanken über das Objekt machen, jeder etwas anderes entdecke. Darüber hinaus sorge die richtige Beleuchtung für weitere Facetten.

Das wohl größte Stück der Ausstellung ist eine Figur aus Holz. Sie befindet sich im Erdgeschoss des Ganserhauses - zumindest der größte Teil, denn das Objekt reicht weit bis in den ersten Stock, der im Ausstellungsraum nach oben offen ist. So haben die Besucher auch die Möglichkeit, das Exponat aus der Vogelperspektive zu betrachten - eine Sichtweise, die selbst dem Bildhauer bis dahin noch verborgen geblieben ist. Die Figur besteht aus vielen Eichenplatten, die übereinander gelegt werden, sodass die Form einer Sanduhr entsteht. Circa drei Stunden braucht Finisterre für den Aufbau, der - je nach Ausstellungsort - immer anders aussieht.

Das Exponat besteht aus vielen Eichenplatten, die übereinander gelegt werden.

Mit Eichenholz arbeitet der 56-Jährige besonders gern. „Erstens weil wir es bei uns zuhause haben und zweitens, weil es sich hervorragend fertigen lässt. Ich benutze unbehandeltes Holz, es verfärbt sich mit der Zeit grau“, erklärt er. Aber auch Lärche oder Fichte würde er gerne verwenden. Gelernt hat der Bildhauer dies unter anderem von seinem Vater, der handwerklich sehr geschickt gewesen sei und vieles selbst geschreinert hätte.

Wachstumsprozesse interessieren den Künstler

Finisterre setzt sich mit Formen und Strukturen auseinander, besonders beschäftigen ihn Wachstumsprozesse. Dabei will er nicht „das Offensichtliche darstellen, sondern das Verborgene, das den Dingen zu Grunde liegt“, erläutert er. Er erschaffe Formen, die es in der Natur geben könnte, aber so noch nicht entdeckt worden seien. Dabei wolle er aber keineswegs „irgendetwas nachahmen, im Gegenteil.“ In seiner Kunst versucht der Rosenheimer eine „eigene Natur zu erschaffen“. Dabei fließen verschiedene Fachrichtungen ein: Mathematik, Physik und Biologie spielen eine große Rolle. Von der Idee bis zum fertigen Exponat braucht der Architekt ungefähr ein Jahr, erzählt er.

Das Objekt ist aus 80 Millimeter massivem Aluminium geschnitten.

Eine weitere Inszenierung des Künstlers befindet sich im Keller. Dort haben drei Leute sieben Tonnen Kies runtergetragen. „Jeder ist 70 Mal gelaufen, mit je zwei Eimern in der Hand“, berichtet der Bildhauer. Eine schweißtreibende Angelegenheit. „Das wird es auch, wenn wir es wieder raustragen müssen“, so der 56-Jährige lachend.

Dennoch notwendig, denn Finisterre will nicht nur seine Stücke ausstellen, er will „Dramaturgie erzeugen“ mit allem, was zur Verfügung steht: Licht, Musik, der kühle Keller, das Kiesbett - „ein Maximum an Wirkung“, sagt er. Auch die Bilderrahmen für die Ausstellung würde er selbst entwerfen. „Es hört ja nicht bei den Exponaten auf“, erklärt er.

Rudolf Finisterre mit Hund Tim im Keller des Ganserhauses. Sieben Tonnen Kies wurden hier runtergebracht.

Bis zur Vernissage am 14. Januar wird noch fleißig gewerkelt. Nervös ist der Architekt aber nicht, sagt er. „In meinem Alter bin ich nicht mehr aufgeregt“, erzählt er lachend. „Angespannt schon, aber nicht aufgeregt“.

„Form follows nature“

Die Ausstellung „Form follows nature“ von Rudolf Finisterre findet von Sonntag, 15. Januar, bis Sonntag, 12. Februar, im Ganserhaus in Wasserburg statt. Die Öffnungszeiten sind von Donnerstag bis Sonntag, von 13 bis 18 Uhr. Die Vernissage ist am Samstag, 14. Januar, um 18 Uhr.

Das Exponat besteht aus vielen Eichenplatten, die übereinander gelegt werden. Hier ist Rudolf Finisterre mit seinem Team beim Aufbau des Ausstellungsstücks zu sehen.

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