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Waren die Schäden vorhersehbar?

Erst das Hochwasser, jetzt die Klage? Konrad Stadler fühlt sich von Flintsbach im Stich gelassen

Der Flintsbacher Konrad Stadler auf seinem Grundstück (links), das vor rund einem Monat komplett unter Wasser stand (rechts).
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Flintsbacher Konrad Stadler auf dem Grundstück seine Schwiegereltern (links), das vor rund einem Monat komplett unter Wasser stand (rechts).

Konrad Stadler hat das Unwetter vom 3. Juni stark getroffen. Dabei hat der Flintsbacher die Gemeinde schon jahrelang davor gewarnt. Nun ist er enttäuscht und droht sogar mit einer Klage.  

Flintsbach am Inn – Konrad Stadler steht frustriert im Garten auf dem Grundstück seiner Schwiegereltern in Fischbach und blickt auf die Schäden, die das Hochwasser angerichtet hat. Mittlerweile ist die Fläche wieder trocken, und nur ein Verschlag vor der Kellertür mit der Markierung der Wasserkante erinnert an das heftige Unwetter. Doch am Abend des 3. Juni glich der Garten in der Falkenbergstraße einem See, das Untergeschoss stand komplett unter Wasser. Heizung, Kühlschrank, Waschmaschine und sämtliche im Keller gelagerte Gegenstände wurden zerstört.

Vier Hochwasser seit 1983

Seit 61 Jahren lebt der gebürtige Flintsbacher in der Gemeinde und hat dementsprechend schon „so ziemlich alles” miterlebt. Von den ersten Starkregenfällen im Jahr 1983 über die Hochwasser 2005 und 2020 bis hin zum aktuellen Unwetter. Von den Wassermassen, die durch zahlreiche Grundstücke in der Gemeinde schossen, zeigt er sich deshalb wenig überrascht – ganz im Gegenteil. „Ich habe genau gewusst, dass so etwas passiert, und das hat auch nichts mit dem Klimawandel zu tun”, betont Stadler mit Blick auf die vier Vorfälle in rund 30 Jahren.

Spätestens seit der Überschwemmung im Jahr 2020 sei ihm klar gewesen, dass unter anderem die Häuser am Hang in Fischbach äußerst gefährdet sind. Keine 50 Meter entfernt beginnt der Hang am Steinbruch Richtung Petersberg. Von dort kommt das Wasser mit voller Wucht über die Wiese Richtung Wohngebiet.

Die Kellertür von den Schwiegereltern von Konrad Stadler ist mittlerweile komplett verbarrikadiert. Eine Markierung auf der rechten Seite markiert den Stand des Hochwassers.

Mit seinem Schreiben im Jahr 2021 bat Stadler die Gemeinde um Unterstützung, die Wege langfristig abzusichern. Zumal auch der angrenzende Markbach eine Bedrohung in diesem Bereich darstellen würde. Doch er bekam keine Antwort. „Dabei wäre es doch das Mindeste, dass man sich das vor Ort einmal anschaut und in einen Dialog tritt”, sagt der Flintsbacher, der betont, nichts „Persönliches“ gegen Bürgermeister Stefan Lederwascher zu haben. Vielmehr gehe es ihm um eine sachliche Analyse, um mit einer höflichen Umgangsform eine Lösung rund um die Falkenbergstraße zu finden. 

Klage gegen die Gemeinde?

Doch nachdem die Gemeinde aus seiner Sicht „nichts unternommen hat” und damit den aus dem Grundgesetz und dem BGB abgeleiteten Pflichten nicht nachgekommen sei, droht Stadler nun mit einer Klage gegen die Gemeinde. „Zumindest behalte ich mir das vor, wenn sich weiterhin nichts ändert“, meint er.      

Auch Bierbänke halfen beim Unwetter in Flintsbach nicht mehr.

Bürgermeister Stefan Lederwascher nimmt die Vorwürfe von Stadler relativ gelassen. „Er darf gerne klagen”, meint der Rathauschef. Er kenne die Problematik und hat dementsprechend im Jahr 2022 eine Prüfung für eventuelle Schutzmaßnahmen durch ein Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. „Die Ergebnisse des Sturzflut-Risikomanagement-Konzepts erwarten wir im August“, meint Lederwascher. Der Rathauschef sei jedoch davon überzeugt, dass bei einem Hochwasser eines solchen Ausmaßes auch die besten Schutzvorrichtungen kaum etwas geholfen hätten. Zudem verweist Lederwascher auf die Eigeninitiative der Anwohner, die ihre Grundstücke ab- oder zumindest gut versichern können. Vor allem, wenn man wie im Fall von Stadler scheinbar schon wüsste, dass so etwas passieren kann. „Nur zu sagen: Gemeinde, mach was!, das kann auch nicht die Lösung sein”, so der Bürgermeister.  

Flintsbacher bleibt auf den Kosten sitzen

Stadler kann diese Aussagen nicht nachvollziehen. „Erstens brauche ich hier kein Ingenieurbüro, da reicht mir der gesunde Menschenverstand“, meint er. Weiterhin käme der Auftrag für die Untersuchung möglicher Hochwasserereignisse im Jahr 2022 viel zu spät. Das Ergebnis sind nun Schäden, die laut Schätzungen von Stadler rund 20.000 bis 30.000 Euro ausmachen. Da seine Schwiegereltern keine Elementarversicherung abgeschlossen haben, bekamen sie nur 2500 Euro vom Rosenheimer Landratsamt. „Nicht nur daran sieht man, dass es sowas wie die viel zitierte unbürokratische Hilfe nicht gibt”, sagt Stadler.

Und das, obwohl der Flintsbacher mit Sandsäcken, Holzzaun und sogar einem behelfsmäßigen kleinen Abflussgraben auf dem Feldweg vorbereitet war. „So viel zum Thema Eigeninitiative”, sagt Stadler. Er sei gespannt, ob die Ergebnisse der Ingenieure im August etwas bewirken werden. Solange hofft er weiterhin, sich mit dem Bürgermeister austauschen zu können, um etwas zu verändern.

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