Erdgasbohrung Irlach
Halfinger Gemeinderäte gegen eine Erdgasbohrung in Irlach
Die Mehrheit der Gemeinderäte hat sich gegen eine Wiederaufnahme der Erdgasförderung in Irlach ausgesprochen. Während die Gemeinderäte in der Mehrzweckhalle diskutierten, fand im Rathaus das zweite Dialogforum mit Vertretern der Firma Wintershall Dea statt.
Halfing – Während die Firma Wintershall Dea in einem geschlossenen Dialogform versucht, sich den Bedenken der Gegner zu stellen, positioniert sich der Halfinger Gemeinderat mehrheitlich gegen eine Wiederaufnahme einer Erdgasförderung in Iralch. Mit zwei Bannern „Stoppt die Gasbohrung in Halfing“ standen die Demonstrierenden am Abend vor dem Rathaus Spalier und nahmen die Vertreter der Firma Wintershall Dea im Empfang. „Wenn man sich anschaut, was bei uns geplant ist, dann muss man als Halfingerin verzweifeln“, sagt Hildegard Rieder-Aigner, die Initiatorin der Bürgerinitiative „Pro Halinfing“.
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Resolution gegen eine Erdgasbohrung
Ängste, die der Gemeinderat in der rund 100 Meter entfernten Mehrzweckhalle erhört hat. Der Gemeinderat spricht sich mehrheitlich gegen eine wieder Inbetriebnahme des Erdgasfelds Halfing/Irlach aus. Peter Aicher (Halfinger Wählervereinigung) hatte in einem Antrag einen entsprechenden Beschluss gefordert. Am Ende wurde es eine Resolution.
Bürgermeisterin Regina Braun (CSU) erklärte eingangs den aktuellen Sachstand. Das Projekt sei noch in der Vorprüfung der Umweltverträglichkeit. „Das Bergamt hat noch keine Unterlagen auf dem Tisch“, sagt die Bürgermeisterin. Erst wenn die Vorprüfungen abgeschlossen sind, könnten die Träger öffentlicher Belange, also die Gemeinde, die Bürgerinitiative sowie Privatmenschen, die geplante Erdgasförderung beklagen.
Beschluss soll nicht ins Leere gehen
„Die Einwände, die die Gemeinde bringen kann, sind: Besteht ein Naturschutzgebiet, liegt ein FFH Gebiet vor, oder hat die Gemeinde hier bauleitplanerische Vorhaben. Und alle die Dinge sind nicht erfüllt“, erklärt Braun. Es könne kein Beschluss von der Gemeinde gefasst werden, wenn keine konkrete Sachlage vorliege. Das Problem sei „einen Beschluss zu fassen, der letztlich ins Leere geht, der im Papierkorb verschwindet, wird nichts nutzen“.
Antragssteller Peter Aicher war es wichtig, jetzt Stellung zu nehmen. „Es gehe um die Zukunft der Bürger, da positioniere ich mich jetzt. Ich lasse mich nicht von der Gemeinde hinhalten“, so Aicher. Die Einwände Brauns, dass die Gemeinde sich mit einem Beschluss gegen das Projekt positionieren könne, wenn die Träger der öffentlichen Belange Klagen können, war Aicher zu spät.
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Kein Beschluss sondern Resolution
Sepp Hofer (Freie Wähler Halfing) machte den entscheidenden Vorschlag. „Wir könnten eine Art Resolution machen, dass wir das Projekt nicht befürworten.“ Christina Zehetmayer (CSU) stand der Erdgasförderung „neutraler“ gegenüber. „Ihr wollt morgen nur in der Zeitung stehen haben, dass der Gemeinderat dagegen ist.“ Johannes Guggenberger (CSU) wollte abwarten, bis die Gemeinde offiziell Einwände tätigen kann.
Der Gemeinderat sprach sich mehrheitlich gegen die Wiederaufnahme einer Erdgasförderung in Irlach aus. Vier Gemeinderäte stimmten dagegen. Guggenberger enthielt sich. Parallel zum Gemeinderat fand im Rathaus das zweite Dialogforum statt. „Das Gespräch sei sehr konstruktiv gelaufen“, so Derek Mösche, ein Sprecher der Firma Wintershall Dea. Im Fokus des Treffens stand der „Gewässerschutz“. Derzeit werden zwölf Sondierungsbohrungen im Rahmen des Baugrundgutachtens durchgeführt. „Die Bohrungen dienen als Grundlage für ein hydrogeologisches Gutachten – unter anderem wird der Grundwasserstand geklärt“, erklärt Mösche. Damit versuche die Firma Wintershall Dea, die Bedenken der Bürger aufzugreifen und entsprechende Informationen zu liefern. „Dabei ist uns klar, dass wir nicht alle Bedenken aufräumen können“, sagt Mösche. Es gehe derzeit darum, festzustellen, ob eine Erdgasförderung in Irlach überhaupt möglich wäre.
Entscheidung geht nicht weit genug
Rieder-Aigner von „Pro Halfing“ kritisiert die Bohrungen. „Sie wurden mit dem Einverständnis der Grundeigentümer ausgemacht, ohne die Gemeinde.“ Das sich der Gemeinderat nun gegen eine Wiederaufnahme der Bohrung positioniert hat, sei „wenigsten etwas.“ Weit genug, gehe das aber noch nicht. „Wir wünschen uns, dass alle politische Ebenen in Anspruch genommen werden“, so Rieder-Aigner.
Was plant Wintershall Dea?
Die Firma Wintershall Dea plant in Irlach im Gemeindebereich Halfing 100 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Jahr zu fördern (wir berichteten). Mit dem Erdgas könnte der Stromverbrauch von 200 000 Einfamilienhäusern abgedeckt werden. Dazu muss Wintershall Dea zunächst Erkundungsbohrungen durchführen. Eine erste Probebohrung könnte im März 2022 beginnen. Die Tiefe der Bohrung liegt bei rund 1900 Meter. Im Rahmen eines Baugrundgutachtens werden derzeit 12 Sondierungsbohrungen mit einer Bohrtiefe von rund sieben Metern durchgeführt. Die Bürgerinitiative „Pro Halfing“ kritisiert das Projekt und macht gegen die geplante Erdgasförderung mobil. Eine gestartete Online-Petition wurde von bisher von knapp 2000 Unterstützern unterschrieben. Die Petition kann unter folgendem Link abgerufen werden: www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-gasbohrung-in-halfing-irlach.