Wie Senioren sich schützen können
„Enkeltrick“ oder „Schockanruf“ - Polizei klärt Bruckmühler über fiese Machenschaften auf
Unter dem Titel „Betrug durch falsche Polizeibeamte, Internetkriminalität und andere Tricks“ lud die Marktgemeinde zu einer Informationsveranstaltung zum besseren Schutz von Senioren ein. Wo derzeit die größten Gefahren lauern und wie sich vor allem ältere Menschen besser schützen können.
Bruckmühl – Immer wieder berichten die Medien über Betrügereien verschiedenster Art an Senioren. Unter dem Titel „Betrug durch falsche Polizeibeamte, Internetkriminalität und andere Tricks“ lud die Marktgemeinde nun zu einer Informationsveranstaltung zum besseren Schutz dieses Personenkreises ein. Die gemeindliche Seniorenbeauftragte Anneliese Weißbrich hieß hierzu in der Theaterhalle Heufeld neben Zuhörern wie Marktgemeinderat Harald Höschler, der Vorsitzende des Rauchclubs- und Sterbekassen-Unterstützungsvereins Bruckmühl, Karl Heinz Thaller und VdK-Beirat Xaver Engl den Referenten Wolfgang Moritz willkommen.
Auf andere kriminelle Wege umgestiegen
Der Kriminalhauptkommissar ist Leiter der Beratungsstelle der Kriminalpolizei in Rosenheim. „Weil in Corona-Zeiten die Menschen meistens daheim waren, sind die Gauner von Einbrüchen verstärkt auf andere kriminelle Wege umgestiegen“ erklärte der erfahrene Polizeibeamte. Er ging intensiv auf den sogenannten „Enkeltrick“ ein, der jedoch nicht neu sei. „Es gab ihn schon zu DM-Zeiten, aber er funktioniert immer noch“, stellte er fest. Gründe hierfür seien oftmals die Einsamkeit älterer Menschen und ihr Wunsch nach mehr Kontakt zu ihren Kindern und Enkeln.
Ausgesucht würden die Opfer meist anhand von alten Vornamen im Telefonbuch sowie kurzen Telefonnummern. Auch das Weglassen der Vornamen darin helfe nur bedingt, denn die Suche geschehe oft Computer-gesteuert – „und das Netz vergisst nichts“, so der Experte. Eine weitere aktuelle Masche seien „Schockanrufe“, mit denen durch das Vortäuschen schwerer Verkehrsunfälle oder plötzlich notwendiger lebensrettender Operationen eine finanzielle Notlage Angehöriger vorgegaukelt würde.
„Die Polizei wird niemals telefonisch um die Übergabe von Bargeld bitten“
In solchen Fällen sei vor der Zahlung unbedingt ein klärender Anruf bei den vermeintlich Geschädigten unabdingbar. Häufig würden Bürger auch von falschen Polizisten oder Staatsanwälten über Einbrüche in der Umgebung informiert und dazu gebracht, den Tätern Bargeld und Schmuck zu übergeben.
„Legen sie bei solchen Anrufen einfach auf“, lautet der Ratschlag des Polizeiberaters. „Die Polizei wird niemals telefonisch um die Übergabe von Bargeld bitten“. Die Kriminellen hätten es auch auf den Inhalt von Bankschließfächern abgesehen und würden dabei vor mutmaßlich betrügerischen Bankmitarbeitern warnen. „Bei all diesen Betrügereien nutzen die Täter das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei aus“, konstatierte der Berater.
Weitere betrügerische Machenschaften gebe es etwa bei Geldanlagen im Internet, durch telefonische Informationen über angebliche Gewinne, über neue Whatsapp-Nummern sowie durch vorgetäuschte Mitteilungen über Erbschaften im Ausland. Ebenfalls Vorsicht sei angezeigt bei Bank-Aufforderungen im Zusammenhang mit dem Online-Banking, bei allen Arten von Haustürgeschäften und bei Besuchen von nicht bestellten Handwerkern.
Auf Geldbörse und Schlüsselbund achten
Beim Einkaufen sei es wichtig, auf Geldbörse und Schlüsselbund zu achten und nicht auf Wechselgeld-Betrüger hereinzufallen. Erhöhte Vorsicht sei auch bei Aufenthalten auf Friedhöfen geboten, wo beispielsweise bei der Grabpflege oftmals die Handtasche unbeaufsichtigt gelassen werde. Immer wieder würde auch der sogenannte „Krankenhaustrick“ angewendet, bei dem Betrügerinnen die Senioren auf einen Krankenhausaufenthalt ansprechen. Sollte in letzter Zeit tatsächlich ein solcher erfolgt sein, geben sie sich als eine der behandelnden Krankenschwestern aus und erschleichen sich das Vertrauen. Danach tauchen sie wieder auf und bitten die betreffende ältere Person, für sie wegen einer kurzfristig notwendigen Reise Schmuck aufzubewahren.
Das häusliche Versteck wird von ihnen „zur Sicherheit geprüft“ und damit kennen die Betrügerinnen den privaten Aufbewahrungsort von Wertsachen, um sich dort später zu bereichern. Sollte tatsächlich ein Einbruch stattfinden, rät Moritz dringend davon ab, etwaigen Einbrechern im Haus persönlich entgegenzutreten. Vielmehr solle man bei einem bemerkten Einbrecher die Zimmertüre absperren und per Handy die „110“ anrufen.
„Hallo, ist dort die Polizei?“
Dabei solle man beispielsweise betont laut sagen „Hallo, ist dort die Polizei, bitte kommen Sie.“ Damit könnte man die Einbrecher womöglich zur Flucht animieren. Der „Präventiv-Dozent“ erläuterte, dass bei häuslichen Diebstählen, Einbrüchen oder Raubüberfällen die Tipps an die Täter in hohem Maße von Mitgliedern des Putz- oder Pflegepersonals kämen. Große Vorsicht sollten die Senioren im Fall der Pflegebedürftigkeit auch bei der Erteilung von Vollmachen walten lassen. Abschließend empfahl er, auf ausreichende Sicherungseinrichtungen sowohl bei Haus- und Wohnungstüren als auch im PC zu achten.

