Hilfsaktion in Eiselfing für die Menschen in der Ukraine
Die ganze Region packt an: „Wenn jeder einen Beitrag leistet, kommt Großes dabei heraus“
Russische Truppen greifen mehrere Orte in der Ukraine an, es herrscht Krieg mitten in Europa. Millionen Kinder, Frauen und Männer bangen um ihr Leben und ihre Zukunft, sind auf der Flucht. Eine Entwicklung, die die Bürger in der Region umtreibt. Viele wollen helfen - wie bei der Sachspendenaktion in Eiselfing:
Eiselfing - Samstagmittag, 5. Februar: Es wuselt am Feuerwehrgerätehaus in der Rosenheimerstraße. Sprachfetzen wie „Lebensmittel nach links, Hygieneartikel und Kleidung nach rechts, Spielzeug zur Jugendfeuerwehr“ hallen an unser Ohr.
Die Gemeinde Eiselfing organisiert in Kooperation mit der Feuerwehr Bachmehring eine Hilfsaktion für die Menschen in der Ukraine. Zahlreiche Helfer haben sich eingefunden, um Spenden entgegenzunehmen und Unzählige sind gekommen, um zu spenden.
Viele Sachspenden aus Eiselfing und Umgebung
Die Hilfsbereitschaft ist enorm, bereits eine halbe Stunde vor offiziellem Start der Aktion kamen die ersten, um Sachspenden abzugeben. Eine Stunde später muss bereits konkretisiert werden: Kleidung - außer für Kinder und Babies - wird vorerst nicht mehr angenommen. Manuela aus Babensham packt die Kleidung, die gerade nicht gebraucht wird, wieder in den Wagen.
„Die Sachen, die in Eiselfing jetzt nicht benötigt werden, geben wir an anderen Sammelstellen ab oder heben sie für einen späteren Zeitpunkt auf“, erklärt die Babenshamerin gegenüber wasserburg24.de, während sie die übrig gebliebenen Kisten in den Kofferraum hievt. Gemeinsam mit ihren Arbeitskollegen will sie helfen, hat sich über eine WhatsApp-Gruppe abgesprochen, Sachen gesammelt.
Außerdem hat sie Lebensmittel eingekauft, die bereits von den Helfern auf der Auffahrt des Gerätehauses gestapelt werden. „Von Deutschland aus kann man ja nicht viel für die Menschen im Kriegsgebiet tun, daher möchte ich mit den Spenden einen Teil dazu beitragen, dass den Leuten in der Ukraine geholfen ist. Das ist mir ein großes Anliegen.“
Katharina und Peter aus Eiselfing geben ebenfalls Kisten voller Lebensmittel ab: Konserven, Dosen, Nudeln oder Reis. „Wir haben erst überlegt, was man im Notfall dringend braucht, wenn man auf der Flucht ist und danach eingekauft“, erklärt Katharina, während ihr Mann die Kisten zu den Wehren bringt. „Hilfe ist immer gut - egal ob der Krieg weiter weg ist oder in Europa.“
„Situation der Menschen in der Ukraine bewegt uns sehr“
Indes wird die Schlange an Leuten, die spenden wollen, immer länger. Mittendrin Isabella und ihre Tochter. Lena besucht die Eiselfinger Schule - daher hat die Ameranger Familie von der Sammelaktion erfahren. „Die Situation der Menschen in der Ukraine bewegt uns sehr“, untermalt Mama Isabella.
„Wenn wir einmal in eine Notlage geraten, freuen wir uns auch über jede Kleinigkeit. Uns tut es nicht weh zu spenden und man sieht, dass es sich bewährt“, freut sich die Amerangerin und lässt ihren Blick über die Menschenmenge und die gestapelten Kisten schweifen. „Wenn jeder auch nur einen kleinen Beitrag leistet, kommt Großes dabei heraus.“
Laufend fahren Autos vor das Feuerwehrgerätehaus in Eiselfing, die Bürger bringen Kisten um Kisten. Sie wollen helfen, waren einkaufen und spenden, was in Nöten gebraucht wird. Fürs Erste sind das neben unverderblichen Lebensmitteln Medikamente, Drogerie- und Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Pflegeprodukte, Decken, Schlafsäcke und Isomatten.
Hilfe aus allen Nachbargemeinden
„Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend - wir werden nahezu überrannt“, fasst der Eiselfinger Bürgermeister Georg Reinthaler, selbst Mitglied der Bachmehringer Feuerwehr, zusammen.
„Aus allen Nachbargemeinden kommen die Leute, es fahren auch immer wieder Feuerwehrfahrzeuge vor. Wir sammeln aus dem ganzen Landkreis alte Feuerwehrstiefel und -kleidung sowie Schutzhelme für die Kollegen in der Ukraine, damit die sich helfen können vor Ort.“
Sortiert wird nach Dringlichkeit
Weil der Andrang so groß ist, haben sich auch spontan Feuerwehr-Kollegen aus dem Umkreis bereit erklärt zu helfen. So wie zwei Feuerwehrmänner aus Aham, die im Gerätehaus Kisten bereitstellen und sich im Dschungel der Spenden zurechtfinden. „Es ist schön zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft für die Ukrainer ist“, konstatiert einer von ihnen, während der andere sich schon ans Einpacken der nächsten Kiste macht.
„Jeder möchte einen Teil beitragen und helfen“, unterstricht Reinthaler mit einem Blick auf die vielen Hilfsgüter. „Die Leute stellen uns nicht nur die Kisten hin, viele bleiben und helfen beim Sortieren.“
Sortiert werde nach Dringlichkeit, was gerade am nötigsten gebraucht wird. Danach geht es ins Zentrallager und auf die Lkw. Über den Partnerschaftsverein in Bad Endorf, den die Eiselfinger mit ihrer Aktion unterstützen, werden die Sachen in den nächsten ein bis zwei Wochen direkt in die West-Ukraine gefahren.
Kleidung für ankommende Kriegsflüchtlinge: „Es geht nichts verloren“
Die Kleidung, die trotz vollen Lagern noch in Eiselfing ankommt, wird zentral gesammelt - außer die Leute wenden sich noch an andere Sammelorte in der Region, weiß Reinthaler. Die gesammelte Kleidung werde in den kommenden Wochen auch für ankommende Kriegsflüchtlinge benötigt.
Je nach Bedarf werden weitere Hilfsaktionen in anderen Orten, von der Tafel oder dem Roten Kreuz unterstützt. „Es geht nichts verloren und wir freuen uns über jeden, der helfen möchte“, schließt Reinthaler seine Ausführungen, ehe er sich den nächsten Bürgern zuwendet, die bereits mit Kisten voller Lebensmitteln und Drogerieartikeln parat stehen.
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