Raublinger feiert Priesterjubiläum
Ein Leben voller berührender Momente: Hans Holzner war Schul-, Pfarr- und Gefängnisseelsorger
Pfarrer Hans Holzner war Schul-, Pfarr- und Gefängnisseelsorge. Erst vor Kurzem feierte er sein 60-jähriges Priesterjubiläum. „Im großen und ganzen zufrieden“ blickt Pfarrer Hans Holzner auf sein Leben zurück.
Aschau im Chiemgau/Übersee/Raubling – Der gebürtige Raublinger, der mit zwei Geschwistern dort behütet aufwuchs, lebt seit seiner Pensionierung in Übersee.
Auf Empfehlung eines Redemptoristenpaters durfte er kurz nach dem Krieg das humanistische Gymnasium in Forchheim besuchen: „Mit einem Holzvergaser-Lkw ging es dahin.“ Nach dem Abitur entschied er sich für den Priesterberuf und trat ins Erzbischöfliche Klerikalseminar in Freising ein, wo er nach dem Studium der Philosophie und Theologie am 29. Juni 1962 vom damaligen Münchner Erzbischof Julius Kardinal Döpfner zum Priester geweiht wurde.
Weihe mit 26 Mitbrüdern
„Damals hatte ich 26 Mitbrüder, allein fünf davon aus dem Landkreis Rosenheim, und dieses Jahr gibt es keinen einzigen Primizianten“, bedauert der Pfarrer und fügt wehmütig hinzu, dass mittlerweile 19 Mitbrüder seines damaligen Weihekurses verstorben seien.
Bei seiner Primizfeier vor 60 Jahren auf dem Ludwigsplatz in Raubling hätten 6.000 Gottesdienstteilnehmer mitgefeiert, obwohl das Wetter durchwachsen war: „Der Wind hat sogar die mit Blumen geschmückten Bodenvasen umgeweht.“
Der Primizaltar war dem Volk zugewandt, „das war schon außergewöhnlich“, so Pfarrer Holzner, denn diese Ausrichtung sei eigentlich erst nach dem Vatikanischen Konzil, das bis 1965 ging, durchgesetzt worden. Zusammen mit dem jetzigen Ruheständler Pfarrer Josef Hartl von Pfraundorf hatte er seinen ersten Seelsorgeeinsatz in der Pfarrei St. Oswald in Traunstein.
Pfarrer von Aschau und Sachrang
Nach dem plötzlichen Tod des Stadtpfarrers Engelbert Reitmeier wurde er nach Bad Tölz versetzt: „Da war ich sehr gerne.“ Vier Jahre später ging es zurück nach Traunstein, an die Staatliche Berufsschule. 1979 ließ er sich vom Staatsdienst beurlauben und übernahm die nach dem Tod von Pfarrer Deschner längere Zeit verwaiste Pfarrei von Aschau und Sachrang.
„In Aschau hat es mir sehr gut gefallen.“
Die Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche und Kreuzkapelle fielen unter seine Amtszeit, auch an der Entscheidung, dass der Kirchplatz zum Kirchplatz hergerichtet wurde und „dass die Leute nicht mehr mit dem Auto quasi in die Kirche fuhren“, hat er mitgewirkt. Dafür habe er mit der politischen Gemeinde Grundstücke getauscht, verrät er schmunzelnd.
Sein silbernes Priesterjubiläum haben die Gemeinde und die Vereine in der Aschauer Festhalle ausgerichtet, viele Aschauer Persönlichkeiten habe er getauft oder wirkten bei ihm als Ministranten. „Mein erster Täufling war Herbert Reiter, der jetzige Tourist-Info-Chef.“
Aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden in einen früheren Ruhestand
Länger als zwölf Jahre darf ein Priester sich nicht vom Staatsdienst beurlauben lassen. Der Zufall wollte es, dass genau dann die Stelle des Gefängnispfarrers in Bernau vakant wurde. So wurde Holzner Gefängnispfarrer in der JVA. Viele berührende Momente habe es gegeben, erinnert sich Holzner. Auch tragische und konfliktreiche, etwa als ein Gefängnisinsasse gleichzeitig Besuch von seiner Ehefrau und seiner Freundin bekam. Aber Gewalt oder Angst, nein, das habe er nie erfahren: „Ich bin heil davongekommen.“
Die Gefängnisseelsorge habe er sehr gern gemacht, bekennt er, es habe auch immer ein gutes Einvernehmen mit der Leitung und den Angestellten geherrscht.
Eine Herz-OP zwang ihn schließlich zu einem frühen Ruhestand. Den verbringt er in Übersee. Zwischendurch habe er immer wieder als Seelsorger in den Pfarreien im Oberen Achental und in der Wohnsitzpfarrei Übersee ausgeholfen, aber nun sei es gut. Zufrieden trotz seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit hat er im kleinen Kreis sein diamantenes Jubiläum in der Höslwanger Pfarrkirche gefeiert.
Erst im Alter das Kartenspielen gelernt
Und doch zeigt sich Pfarrer Holzner zugewandt im Gespräch und interessiert am Weltgeschehen. Das habe er auch seiner Pfarrhausfrau zu verdanken. Christine Nietsche, die mit ihrer Familie einige Hundert Meter weiter weg wohnt. Sie versorgt ihn seit über 17 Jahren mit möglichst gesunder Kost. Und zu seinem 85. Geburtstag habe Nietsche ihm mit einem besonderen Geschenk überrascht: „Ich habe endlich das Kartenspielen gelernt.“
