Treffen auf Einladung der Stadt
So bewältigen die Wasserburger Vereine die Nachwehen der Pandemie
Vereine sind ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft. Vor welchen Herausforderungen sie in Wasserburg und Umgebung stehen, erläuterten sie beim Vereinsempfang.
Wasserburg – In den Corona-Jahren wurde dieses Fest schmerzlich vermisst, am Montag war es dann endlich soweit: Das traditionelle Treffen von Vereinen in und um Wasserburg, von Verbänden und Organisationen sowie von kirchlichen und sozialen Einrichtungen fand wieder statt: „Das ist eine tolle Sache. Ich freue mich riesig, dass der Feuerwehrsaal gefüllt ist“, sagte Rathauschef Michael Kölbl zur Begrüßung der gut 130 Gäste, verschickt wurden 170 Einladungen. Gerade für das Vereinsleben sei die Pandemie eine große Belastung gewesen. Das Fest diene dem Ratschen, fügte Kölbl hinzu, der sich über einen „unglaublich schönen Geräuschpegel“ freute: „Das ist Musik in den Ohren eines Bürgermeisters.“
Ehrungen für viel Engagement
Zu Beginn ehrte Kölbl auf Vorschlag der Vereine vier tüchtige Männer, die mit viel Engagement in verschiedener Weise ehrenamtlich für die Gemeinschaft tätig sind. Zuerst bat der Bürgermeister Joachim Boy nach vorn, seit 2015 Vorsitzender des VdK Wasserburg. „Ein Ehrenamtler, der immer erreichbar, immer da ist“, lobte Kölbl. Ein echter Kümmerer eben. So sei er zum Beispiel für den Bürgerbahnhof aktiv und vertrete die Leiterin Ethel-D. Kafka, falls diese nicht zur Verfügung stehe.
Wolfgang Schmid, sonst als CSU-Stadtrat bekannt, wurde von Kölbl für seinen Einsatz beim Förderverein Gabersee gelobt. Mit besonderer Hingabe betreue er das Psychiatriemuseum, so der Bürgermeister. Worte der Wertschätzung fand Kölbl auch für Josef Wimmer, der in mehreren Vereinen, darunter die Arbeiterwohlfahrt Wasserburg, die Finanzen steuert. Ebenfalls gewürdigt wurde Martin Hintermayr, der mit seiner Harmonika seit 45 Jahren die Volkstanzgruppe der Stiftung Attl musikalisch führt. „Hintermayr lebt Inklusion im besten Sinne vor, das ist eine fantastische Sache“, sagte Kölbl. Viel Applaus gab es für die Tänzerinnen und Tänzer, die vor dem Publikum ihre Künste zeigte.
Zwei Vereine vorgestellt
Zwei Vereine hatten Gelegenheit zu zeigen, was sie ihren Mitglieder bieten können - der Obst- und Gartenbauverein Roßhart-Attel-Ramerberg sowie der Motorsportclub Wasserburg. Hermann Bortenschlager ist Vorsitzender der Gartler, einer, der seine Begeisterung für sein Hobby mit Lust weitergeben kann. Er ließ die Historie des Vereins Revue passieren und berichtete anhand vieler Fotos von den aktuellen Aktivitäten seiner 312 Mitglieder. MC-Vize Wolfgang Hinrichs veranschaulichte mit einem professionellen Film, was den Kartsport für die mehr als 200 Mitglieder des Vereins so attraktiv macht.
Gutgelaunt ließen sich anschließend die Gäste die begehrten Würstel schmecken, doch auch so manche Sorgen wurden an dem Abend geäußert. So verlor etwa der Kneipp-Verein Wasserburg in der Coronakrise einige Mitglieder durch Austritte, Neuaufnahmen hätten diesen Verlust nicht kompensieren können, wie die Vorsitzende Angela Obermayr einräumte. Aktuell verzeichne der Verein 275 Einzel- und 100 Familienmitglieder. Die Vorstandsposten seien zurzeit alle besetzt, doch die Chefin will nicht ausschließen, dass es auch mal an Personal mangelt.
Fritz Gottwald, Vorsitzender des Alpenvereins Wasserburg, spricht von „einzelnen“ Mitgliedern, die in der Coronazeit den Verein verlassen hätten, insgesamt aber wachse der Verein weiter. „Pro Jahr haben wir circa 100 Mitglieder mehr“, so Gottwald, der Gesamtstand betrage aktuell 4300, der Drang nach draußen sei ungebrochen. Wie es um die Bereitschaft stehe, sich um ein Vorstandsamt zu bewerben, falls notwendig? Hier ist Gottwald eher skeptisch: „Wenn meine Stellvertreterin oder ich jetzt plötzlich aufhören würde, dann wird es schon schwierig.“
Wenig Kandidatenfür Vorstandsposten
Robert Obermayr, Vorsitzender des Vereins Rio konkret, blickt skeptisch in die Zukunft. Was die Besetzung von Vorstandsposten angehe, „drängt sich leider niemand vor“. Aber dieses Phänomen gebe es schon seit langem. „Aber ob wir mit unseren 50 Mitgliedern auf Dauer das Nationenfest stemmen können, da steht schon ein Fragezeichen dahinter.“
Dr. Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter der bayerischen Staatsforsten in Wasserburg und Vorsitzender des Tennisclubs Reitmehring, kennt solche Sorgen. „Unser Schriftführer hat nach 25 Jahren aufgehört, und da traute sich zunächst niemand, in dessen Fußstapfen zu treten“, berichtete er. Utschig ist dennoch optimistisch: „Wir schaffen das, auch wenn es mühsamer geworden ist.“




