Bürgerentscheid schon 2017
Verfall nach jahrelangem Stillstand: Die Bad Endorfer wollen endlich ihr Naturbad wieder haben
Kein Kinderlachen, kein plätscherndes Wasser. Es herrscht Stille im ehemaligen Moorbad in Bad Endorf. Seit Jahren führt das Becken kein Wasser mehr, verwaist steht die Rutsche am Rand. Bäume sprießen durch den Betonboden – die Natur holt sich das Areal Stück um Stück zurück.
Bad Endorf – Das ehemalige Moorbad in Bad Endorf scheint dem Verfall preisgegeben. Dabei hatten sich die Endorfer Bürger bereits 2017 per Bürgerentscheid für eine Reaktivierung des Moorbades ausgesprochen. Doch seitdem ist nicht viel passiert. Mit einer Infoveranstaltung am 7. Juli möchte der Moorbad Verein neuen Schwung in das Thema bringen.
Bisher nur Scheinalternativen
„Wir wollen, dass der Bürgerentscheid von 2017 umgesetzt wird“, sagt Dr. Hans Eberle vom Verein. Denn wer den Bürgerwillen übergehe, untergrabe den Gestaltungswillen und zeige den Bürgern nur ihre Ohnmacht. Außer mehreren Gutachten und Scheinalternativen habe die Verwaltung in den vergangenen fünf Jahren keine Schritte in Richtung Reaktivierung des Bades unternommen, so Eberle. Die Corona-Pandemie und ein Bürgermeisterwechsel hätten ihr übriges getan.
Eine rechtliche Verpflichtung den Bürgerentscheid umzusetzen, habe die Gemeinde nicht mehr, erklärt Dr. Andreas Gaß vom Bayerischen Gemeindetag. „Die gemeindlichen Organe sind nur ein Jahr an den Bürgerentscheid gebunden.“
Nichtsdestotrotz gebe es, laut Eberle, gleich mehrere Gründe, warum eine Reaktivierung des Bades wichtig sei. „Es geht darum, im Bad Endorf einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem man sich zusammenfinden kann“, sagt das Vereinsmitglied. Für Kindern müsse es ein Bad im Ort geben, zudem sie zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren können.
„Was wollen wir der nachfolgenden Generation alles bieten?“, wirft Eberle die Frage auf. Das könnten nicht nur Fernsehen und Internet sein. Es bräuchte auch ein Ort, an dem sich die Kinder und Jugendlichen austoben und spielen können.
Zudem sei das ehemalige Moorbad ein Kulturgut und identitätsstiftend. „Sonst sind wir nur ein Siedlungshaufen mit Internetanschluss“, so Eberle.
Ein altes Argument, dass das Bad nun inmitten einer Siedlung liegt und die Anwohner vom Badelärm gestört sein könnten, lässt Eberle nicht zählen. Das Bad sei nur über wenige Monate hinweg geöffnet, neue Häuser und Wohnungen hingegen würden ganzjährig zu Lärm führen.
Eine Wohnbebauung in dem ehemaligen Torfgebiet hält Eberle für nicht zeitgemäß. Torf sei ein natürlicher Wasserspeicher. Vor dem Hintergrund der Starkregenereignisse, die in Endorf im vergangenen Sommer zu Überschwemmungen geführt haben, sei eine weitere Flächenverschließung widersinnig.
Ideen, wie das Moorbad reaktiviert werden könnte, habe der Moorbadverein. Die Wasserwerkstatt Bamberg hatte bereits zu Beginn der Bürgerinitiative ein Plan für ein neues Schwimmbad gezeichnet. Dieser orientiert sich grob an den vorhandenen Strukturen. „Umkleiden, Toiletten – das ist alles da“, erklärt Eberle. Ob dann das Wasser Moorwasser oder klares Wasser sei, das kann Eberle nicht sagen. „Wir wollen einfach wieder ein Naturbad haben.“
Auch in Sachen Haftung mache sich Eberle keine Sorgen. Die bayerische Regierung habe im November 2021 eine Richtlinie herausgegeben, die besage, dass Badestellen in der freien Natur, die kein Eintritt verlangen, keine Aufsicht benötigen, so Eberle. Er ist überzeugt, dass dies auch auf das gewünschte Naturbad zutreffe.
Hoffen auf eine Leaderförderung
In Sachen Finanzierung hofft der Verein auf eine Leaderförderung oder eine Förderung durch die Stiftung der Marktgemeinde. Es gebe neun Zwecke, für die das Geld der Stiftung verwendet werden darf. Sechs davon würden mit der Reaktivierung des Moorbades abgedeckt werden. „Die Förderung der Erziehung, die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, die Förderung der Heimatpflege, die Förderung der Landschaftspflege und die Förderung des Sports“, zählt Eberle auf. All diese Punkte wolle der Moorbad Verein am 7. Juli bei der Infoveranstaltung diskutieren.