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Netzwerkleiter Florian Wiesböck im Interview

Start-ups in Rosenheim: „Wenn wir es hier nicht schaffen, erfolgreich zu digitalisieren, wo dann?“

Viele Aufgaben für die Gründer in der Region: Florian Wiesböck, Geschäftsführer des Stellwerk 18, gibt einen Überblick über die aktuelle Lage.
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Viele Aufgaben für die Gründer in der Region: Florian Wiesböck, Geschäftsführer des Stellwerk 18, gibt einen Überblick über die aktuelle Lage.

Rosenheim – Florian Wiesböck hat vor rund einem Jahr das Rosenheimer Gründernetzwerk Stellwerk 18 übernommen. Inmitten der Corona-Pandemie begleitete der 35-jährige Rohrdorfer die Start-ups in der Region. Im Interview blickt der Geschäftsführer des Netzwerks zurück und erklärt, auf was es für Gründer jetzt ankommt.

Herr Wiesböck, ein Netzwerk lebt bekanntlich davon, sich zu treffen und auszutauschen. Wie steht es also um das Stellwerk 18 nach einer Pandemie?

Die Zeit war sehr stark von Einschränkungen geprägt. Unser Netzwerk basiert darauf, sich zu begegnen, Menschen auf Veranstaltungen persönlich kennenzulernen und gemeinsam Projekte zu identifizieren. Das war lange Zeit nicht möglich. Speziell im Winter war das öffentliche Leben lahmgelegt. Unsere Gründer mussten daher den Pulsschlag durch digitale Formate am Leben erhalten. Sie haben in der Zeit vermehrt an einzelnen Arbeitsbeziehungen gearbeitet und sich nicht auf großen Veranstaltungen präsentiert. Das hat schon gefehlt.

„Sechs neue Start-ups“

Wie sind die Gründer durch diese schwere Zeit gekommen?

Ich glaube, die Entwicklung der vergangen beiden Jahre muss man differenziert betrachten. In der Pandemie waren zunächst viele Unternehmen verunsichert und haben Investitionen aufgeschoben. Gleichzeitig war diese aber auch ein Beschleuniger für Themen rund um die digitale Kommunikation. Wir haben, im Vergleich zum letzten Jahr, sechs neue Start-ups und sind jetzt bei einer Gesamtgröße von 24. Zusätzlich kamen 20 neue Unternehmenspartner hinzu, wodurch wir nun mit knapp 60 etablierten Firmen zusammenarbeiten. Aktuell verschieben sich die Prioritäten wieder aufgrund der geopolitischen Lage. Nachhaltigkeit und Lieferketten werden wichtiger. Auch diese Themen befeuern die Digitalisierung, weshalb wir froh sein können, wenn wir in der Region junge Firmen haben, die Innovationen in diesem Bereich schaffen.

Wir haben in unserer Region das Glück, dass wir eine hervorragende Ausgangslage haben. Die TH Rosenheim ist eine der Vorzeige-Hochschulen Bayerns. Dort werden junge Menschen mit viel Fachwissen, auch über die neuen Technologien, ausgebildet. Das ist eine gute Voraussetzung.

Um diese Basis herum haben wir viele mittelständische Unternehmen wie „TechDivison“ oder „QAware“, die innovativ und Technologieführer in ihrem Bereich sind. Außerdem haben wir viele Gründer, die darauf brennen, ihre Ideen umzusetzen. Im Stellwerk 18 haben wir einige Start-ups, die bereits die kritische Anlaufphase überstanden haben und Arbeitsplätze in der Region schaffen. Kurzum: Wenn wir es hier nicht schaffen, erfolgreich zu digitalisieren, wo dann?

„Unterstützung durch die Politik ist ein wichtiger Punkt“

Wo sehen Sie dennoch Potenzial?

Wir müssen die Voraussetzungen in der Region auch nutzen. Es gibt noch so viel mehr herauszuholen. Die Unterstützung durch die Politik ist ein wichtiger Punkt. Nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch durch die bayrischen Ministerien. Außerdem müssen die etablierten Unternehmen mit den Start-ups zusammenarbeiten. Es bleibt also für alle Beteiligten eine Menge Arbeit, um die gute Ausgangslage, die wir haben, zu nutzen.

Welche Herausforderungen gibt es nach der Pandemie für Gründer?

Im Moment sehen viele die geopolitische Lage als Problem. Wir haben viele Start-ups, die Unternehmen als Kunden haben. Diese Unternehmen kommen nun angespannt aus der Pandemie und sind mit Beschaffungskrisen, wirtschaftlicher Instabilität und dem Wegbrechen des Russlandmarktes konfrontiert.

Wir erleben eine Phase, in der die Existenz der Firmen teilweise bedroht ist. Dadurch zögern sie im Moment mit Investitionen. Das spüren unsere Gründer.

Wie kommen die Start-ups durch diese Phase?

Was ich gerade beschrieben habe, war die Schattenseite. Auf der anderen Seite zeigt die aktuelle Situation, dass es für jedes Unternehmen wichtig ist effizienter zu werden, Lieferketten zu überdenken und Prozesse zu verbessern. Das bietet eine Chance für unsere Gründer. So ein geopolitischer Schock kann sowohl positiv als auch negativ sein. Veränderung ist grundsätzlich nicht schlecht für Start-ups, da dadurch immer wieder neue Gelegenheiten entstehen können.

Endlich wieder im Austausch: Das digitale Gründernetzwerk Stellwerk 18 konnte nach der Pandemie wieder zahlreiche Unternehmer zum Tag der offenen Tür in Rosenheim einladen.

Was genau würden Sie den Unternehmen raten?

Wichtig für jede Firma, egal ob Start-up oder nicht, ist es, sich zu fragen, was die aktuelle Lage mittel oder langfristig bedeutet. Diese Planung fällt natürlich etablierten Unternehmen leichter als Gründern, die um das Überleben kämpfen.

Diese müssen jetzt versuchen, den Kopf oben zu halten. Sie sollten die Zeit nutzen, um ihre Produkte und Modelle weiterzuentwickeln und um ihr Netzwerk auszubauen, damit sich daraus wiederum Chancen ergeben.

Unsere Vision und Aufgabe ist es, das Netzwerk in der gesamten Region Südostoberbayern auszubauen. Wir feiern dieses Jahr fünfjähriges Bestehen. Das heißt, wir sind jetzt aus der Gründungsphase raus.

Jetzt beginnt die Wachstumsphase. Zum Beispiel haben wir aktuell nur einen festen Standort in Rosenheim. Wir wollen aber auch Traunstein, Mühldorf, Berchtesgaden oder Altötting erschließen. In Traunstein sind wir jetzt schon sehr nah dran, dass wir am dort entstehenden Campus Chiemgau weitere Räumlichkeiten vor Ort aufbauen können.

Das Stellwerk 18 öffnet die Tore: Tag der offenen Tür in Rosenheim

Lange ist es her, dass sich die 24 Gründer aus der Region so präsentieren konnten wie beim Tag der offenen Tür im Rosenheimer Stellwerk 18. In den Büroräumen an der Eduard-Rüber-Straße luden die Start-ups an ihren Ständen dazu ein, sich über ihre Projekte zu informieren.

Als Rahmenprogramm diente eine Reihe von Vorträgen wie von Geschäftsführer Florian Wiesböck, der das digitale Gründerzentrum vorstellte. Zusätzlich gab es zahlreiche Präsentationen sowie eine Podiumsdiskussion zu Themen wie Finanzierung, Kundengewinnung oder das Gründen nach dem Studium.

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