Geschäft in Feldkirchen-Westerham schließt
Laden geht vor die Hunde: Darum macht Babette Schwingenstein den „Dalmatiner Paul“ dicht
Aus für das Hundebedarf-Fachgeschäft „Dalmatiner Paul“ in Feldkirchen-Westerham: Zum 31. Oktober schließt der Laden endgültig seine Pforten. Was zur Entscheidung von Inhaberin Babette Schwingenstein geführt hat - und wie es mit den Räumlichkeiten weitergeht.
Feldkirchen-Westerham – Neun Jahre lang hat Babette Schwingenstein (51) Hundebesitzer aus Feldkirchen-Westerham und darüber hinaus mit gesunden Leckerlis, modischen Leinen und kuschelweichen Körbchen versorgt. Doch Ende Oktober ist Schluss. Zum 31. Oktober schließt die 51-Jährige ihren „geliebten Laden“ mit dem eingängigen Namen „Dalmatiner Paul“ an der Rosenheimer Straße 3a in Feldkirchen-Westerham für immer. „Natürlich fällt mir dieser Schritt schwer“, sagt Schwingenstein gegenüber dem OVB. „Wenn etwas aber nicht mehr passt, dann muss man flexibel bleiben und etwas Neues suchen, was dann wieder passt.“
Weil sie als Hundebesitzerin nach ihrem Umzug von München ins Mangfalltal ein Geschäft für hochwertigen Hundebedarf vermisst hatte, kam bei Schwingenstein die Idee auf, selbst einen Laden mit einem derartigen Sortiment zu eröffnen. Gedacht, getan! Unter dem Namen „Dalmatiner Paul“ – so hieß ihr erster Dalmatiner – bot sie fortan Waren für Hund und Herrchen beziehungsweise Frauchen an. „Auch wenn ein neues Geschäft immer eine gewisse Anlaufzeit braucht, lief es aber ganz ok“, erinnert sich die 51-Jährige an die Anfangszeit zurück. „Es war immer mehr oder weniger ein Plus-Minus-Null-Geschäft.“
Einschnitte durch die Corona-Pandemie
Schwierig wurde es für die heute 51-Jährige dann während der Corona-Pandemie. „Ich hätte zwar weiterhin offen haben dürfen, habe aus privaten Gründen aber dicht gemacht“, erzählt die frühere Münchnerin. „Das haben mir einige übel genommen.“ Der Lieferservice, den sie zeitgleich installiert hatte, sei dann aber gut angenommen worden. Um Personalkosten einzusparen, entschied sie sich nach der Corona-Pandemie dafür, nur noch samstagvormittags und nach Terminvereinbarung zu öffnen. „Einige fanden das recht praktisch, andere wollten aber nicht anrufen und einen Termin ausmachen, sondern einfach vorbeikommen, wenn sie gerade Lust aufs Einkaufen haben“, schildert die Geschäftsfrau, die ursprünglich aus der Medien- und Eventbranche kommt, ihre Erfahrungen.
Letztlich musste sich Schwingenstein aber eingestehen: „Es bleibt finanziell nichts hängen – und dafür ist es einfach zu viel Arbeit.“ Eine Erkenntnis, die zur Entscheidung führte, das Geschäft aufzugeben. Was ihr vor allem für ihre „vielen Stammkunden, die mir immer treu geblieben sind und die sich hier gut aufgehoben gefühlt haben“, leid tue.
Dass sich der Wunsch, das Geschäft „Dalmatiner Paul“ als Einnahmequelle zu betreiben, letztlich nie so richtig erfüllt hat, dafür macht die Hunde-Liebhaberin, deren aktueller Dalmatiner auf den Namen Loisl hört, verschiedene Faktoren verantwortlich. Zum einen das Online-Geschäft, das während der Corona-Pandemie nochmals einen Push erlebt habe. „Der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren schon dramatisch zugelegt“, sagt Schwingenstein.
Doch auch mit dem Kaufverhalten so mancher Menschen geht sie hart ins Gericht: „Die Leute wollen einfach, dass an sieben Tage die Woche rund um die Uhr alle möglichen Produkte in allen Variationen vorhanden sind. Das kann ich nicht leisten.“ Eine Erfahrung, die sie bereits in den ersten Monaten nach Geschäftseröffnung gemacht habe. „Ich habe mit wenigen hochwertigen Produkten begonnen und musste dann erst lernen, dass ich ein größeres Sortiment anbieten muss“, erinnert sich die 51-Jährige an die Anfangszeit zurück. „Man muss einen unglaublich großen Warenbestand aufbauen, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein.“
Doch auch ein dritter Faktor spielt laut Schwingenstein eine Rolle dafür, dass es Einzelhandelsgeschäfte extrem schwer hätten. Ein Faktor, den vor allem die Hersteller beeinflussen könnten. Stichwort Preisbindung. „Eine Preisbindung wäre extrem hilfreich“, sagt Schwingenstein, denn: „Es gibt Hersteller, die ihren Waren über ihre Homepage zu Preisen anbieten, die unter meinem Einkaufspreis liegen. Da habe ich natürlich keine Chance, mitzuhalten.“
Räumungsverkauf am 11. und 12. Oktober 2024
Aktuell versucht Schwingenstein, die noch übrigen Waren an Herrchen und Frauchen zu bringen. So hat das Geschäft an der Rosenheimer Straße 3 am Freitag, 11. Oktober, von 15 bis 18.30 Uhr und am Samstag, 12. Oktober, zwischen 10 und 13 Uhr im Rahmen eines Räumungsverkaufs mit Rabatten bis zu 50 Prozent geöffnet. Weitere mögliche Termine wird Schwingenstein auf ihrer Homepage unter www.dalmatiner-paul.de bekannt geben.
Und was passiert ab 1. November mit den Räumlichkeiten? Die sind bereits verplant, wie die 51-Jährige verrät. Denn die direkt benachbarte Physiotherapie-Praxis für Hunde wird den Laden übernehmen und dort unter anderem eine Ernährungsberatung für Hunde anbieten. Schwingenstein selbst hat für ihre Zukunft viele Ideen, wenn auch diese noch nicht spruchreif sind: „Um meine berufliche Zukunft muss sich aber niemand Sorgen machen.“