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Wahlkreis Rosenheim

Bundestagswahl 2025: Victoria Broßart (Grüne) im Steckbrief und zu den wichtigsten Fragen

Victoria Broßart (Grüne) hat sich den Fragen von rosenheim24.de gestellt.
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Victoria Broßart (Grüne) hat sich den Fragen von rosenheim24.de gestellt.

Bei der Bundestagswahl stehen im Wahlkreis Rosenheim zwölf Erststimmenkandidaten zur Wahl. Wir stellen alle Bewerber für das Rosenheimer Direktmandat einzeln vor. Dieses Mal: Victoria Broßart (Grüne).

Rosenheim – Bei der Wahl am 23. Februar 2025 wollen im Wahlkreis Rosenheim zwölf Kandidatinnen und Kandidaten direkt nach Berlin – vier Männer und acht Frauen. Wer die meisten Erststimmen für sich verbucht, ist „drin“. rosenheim24 stellt die Kandidaten einzeln im Steckbrief vor und hat sie mit einigen Kernfragen konfrontiert. Hier sehen Sie die Antworten von Victoria Broßart (Grüne).

Steckbrief und politische Schwerpunkte

„Ich bin Victoria Broßart, 32, und wohne mit meiner Frau in Rosenheim. Ich bin Ingenieurin, keine Politikerin. Studiert habe ich Elektrotechnik und Automatisierung. Derzeit arbeite ich für ein Unternehmen im Landkreis im Sondermaschinenbau, davor habe ich in der Entwicklung von Eisenbahnfahrzeugen gearbeitet. Zu meinen Hobbys zählt neben Radfahren und Lesen meine Modelleisenbahn, an der ich gerne bastle. Außerdem bin ich Mitglied in der Wasserwacht des Roten Kreuzes und stellvertretende bayerische Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Ich stehe für eine Verkehrspolitik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und die uns echte Wahlfreiheit ermöglicht. Unser öffentlicher Raum soll fair auf alle Verkehrsteilnehmer*innen verteilt werden. Dabei ist mir die Sicherheit im Verkehr besonders wichtig. Das Ziel heißt klar null Verkehrstote.

Mittlerweile spüren wir auch in Deutschland die ersten Auswirkungen des Klimawandels. Starkregen und Hitzewellen nehmen zu. Ich möchte, dass sich unsere Dörfer und Städte darauf vorbereiten können: Wir brauchen mehr Bäume und Grünflächen, denn sie wirken als natürliche Klimaanlagen und wir brauchen mehr Platz für Wasser, um Starkregen abfangen zu können. Wenn es dann doch zum Äußersten kommt, wollen wir uns auf Katastrophenschutz, THW und Feuerwehr verlassen können. Dieses Ehrenamt will ich stärken.

Klimakrise, Krieg in der Ukraine, kaputte Infrastruktur, schwächelnde Wirtschaft: Das beschäftigt mich so sehr wie Sie. Ich möchte in den Bundestag, weil ich viele Ideen dazu habe und Lösungen anbieten kann. Wir sind keine Zaungäste in unserer Demokratie. Jeder und jede von uns kann Politik gestalten, kann Parteien beitreten und für die besten Ideen streiten. Für meine Ideen stimmen aktuell die Rahmenbedingungen nicht, der Staat setzt derzeit falsche Anreize oder bürokratische Hürden lähmen notwendige Verbesserungen und deren Umsetzung. Mein Motto lautet jedoch: Nicht ärgern! Ändern! Deshalb möchte ich im Bundestag für meine Ideen kämpfen. Dafür bitte ich Sie um Ihre Stimme: Für mich und die Grünen.“

Klimawandel und Extremwetter

Klimawandel und Extremwetter mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur sind ein globales Problem. Was können Sie als Abgeordnete bzw. Abgeordneter tun?

Antwort: 2024 brachte uns Starkregen, vollgelaufene Keller und schlechte Ernten. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Extremwetterereignisse, die noch kommen werden. Konsequenter Klimaschutz wurde viel zu lange verschleppt, als überzogen abgetan oder aus Angst vor Zumutungen blockiert. Neben den Maßnahmen zum Klimaschutz wie dem Ausbau der erneuerbaren Energien, der Verbesserung des ÖPNV und der Entwicklung des klimafreundlichen Bauens müssen wir deshalb jetzt auch Vorbereitungen treffen, damit wir mit den Folgen wie Starkregen oder Dürren umgehen können. Dazu müssen wir unsere Kommunen grüner machen, indem wir mehr Bäume pflanzen und Fassadenbegrünung ermöglichen, denn sie wirken als natürliche Klimaanlagen. Außerdem braucht es mehr Platz für Wasser. Und Flächen müssen von Pflaster und Beton befreit werden. Wenn wir dort Grünflächen anlegen, kann der Regen wieder an Ort und Stelle versickern und sammelt sich nicht zu Überflutungen. Für diese Anpassungen brauchen die Kommunen Spielräume in den Bauleitplanungen, die sie heute oft nicht haben, denn der öffentliche Raum wird aktuell vor allem dem Autoverkehr gewidmet. Diese Spielräume können wir über eine Novellierung des Baugesetzbuchs im Bundestag schaffen.

Während an großen Flüssen meist umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen getroffen wurden, fehlen diese an kleinen Bächen häufig. Doch gerade die werden bei Starkregen oft zu reißenden Strömen. Deshalb muss genau dort der Hochwasserschutz zum überragenden öffentlichen Interesse werden, damit er unbürokratisch und schnell vor Ort errichtet werden kann.

Im Falle eines Unwetters können wir auf die Hilfe von Feuerwehr und THW setzen. Damit das in Zukunft so bleibt, brauchen sie eine gute und moderne Ausstattung, vom Feuerwehrhaus bis zum Spezialwerkzeug. Vor allem brauchen wir aber weiter tatkräftige Ehrenamtliche, die sich im Katastrophenschutz einsetzen. Diese müssen wir besser würdigen und unterstützen. Zum Beispiel mit besseren Freistellungsregelungen, Ermäßigungen und indem wir in ihre optimale Ausbildung und Ausbildungszentren investieren.

Migration und Integration

Der Zustrom von Flüchtlingen ist ein großes Thema in Deutschland. Was kann aus Ihrer Sicht bei der  Migration und der Integration der Menschen verbessert werden?

Antwort: Bei der Migration sind zwei Arten zu unterscheiden: Arbeitsmigration und Flucht. In Deutschland fehlen heute schon hunderttausende Fachkräfte. Da die letzten geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen, wird sich diese Zahl weiter erhöhen. Wir sind deshalb auf Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen und müssen Arbeitsmigration leichter machen. Zum Beispiel indem wir die Erteilung von Arbeitsvisa und die Prüfung der Qualifikation digitalisieren und mehr ausländische Bildungs- und Berufsabschlüsse anerkennen.

Menschen, die vor Krieg und Katastrophen zu uns fliehen, brauchen humanitäre Hilfe. Ihre Aufnahme und Erstversorgung stellen die Kommunen vor große Herausforderungen. Wir müssen die Kommunen deshalb vor allem finanziell deutlich besser ausstatten. Für die Geflüchteten muss es außerdem ab Tag 1 Integrations- und Sprachkurse geben, damit sie sich schnell in Deutschland zurechtfinden können. Diese Angebote sollten digital zur Verfügung stehen, auch um die Lehrkräfte und Ehrenamtlichen vor Ort zu entlasten. Die meisten Asylbewerber*innen möchten auch hier arbeiten. Das aktuelle Arbeitsverbot für Geflüchtete lehnen wir ab. Wer sich um einen Job bewirbt und genommen wird, soll auch arbeiten dürfen. Außerdem müssen Abschiebungen von Menschen, die hier integriert sind und arbeiten, endlich aufhören.

Es wird immer wieder behauptet, die Asylbewerber*innen kämen wegen sogenannter „Pull-Faktoren”. Die Menschen flüchten aber vor Krieg, Hunger, Elend oder Verfolgung aus ihrer Heimat. Deshalb wäre es vor allem wichtig, gegen diese “Push-Faktoren” vorzugehen. Durch humanitäre Hilfe vor Ort, Entwicklungszusammenarbeit und faire Handelsbeziehungen, um die lokalen Wirtschaften aufzubauen und den Menschen in ihrer Heimat ein gutes Leben zu ermöglichen. Viele Kriege werden um Ressourcen wie Öl, Gas, Wasser oder Lebensmittel geführt. Deshalb ist es auch extrem wichtig, endlich beim Klimaschutz voranzukommen, uns von Öl und Gas zu lösen und die Folgen des Klimawandels wie Dürren und Überschwemmungen einzudämmen.

Inflation und Wohlstandsverlust 

Ob Heizungsrechnung, Miete oder frisches Gemüse – alles wird teurer. Immer mehr Menschen können sich das nicht mehr leisten. Wie lassen sich Inflation und Wohlstandsverlust stoppen?

Antwort: Die Inflation ist ein komplexes Thema, das sich nicht mal eben schnell lösen lässt. Hier spielen geopolitische Zusammenhänge wie die Angriffe der Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer und daraus resultierende Probleme in den Lieferketten genauso eine Rolle wie die lokale Verhinderungspolitik von Infrastrukturprojekten in Bayern oder schlechte Ernten durch Starkregen oder Dürren als Folgen des Klimawandels.

Ebenfalls ein großer Treiber der Inflation in den letzten zwei Jahre waren die Energiepreise. Durch unsere hohe Abhängigkeit von russischem Öl und Gas stiegen die Preise enorm, als die Importe mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine fehlten. Da bei der Stromerzeugung immer das teuerste Kraftwerk, das laufen muss, den Preis bestimmt (Merit-Order-Effekt), zogen die Gaskraftwerke auch den Strompreis kräftig nach oben.

Dazu kommt, dass insbesondere Bayern den Ausbau der Stromnetze und der erneuerbaren Energien abseits von Solaranlagen schon seit Jahren verzögert oder blockiert. Das führt dazu, dass in Bayern teure Gaskraftwerke laufen, selbst dann, wenn es in Deutschland gerade ausreichend spottbilligen Strom aus zum Beispiel Windkraft gäbe. Dieser kann aber mit den vorhandenen Stromnetzen nicht ausreichend hierher übertragen werden und die Gaskraftwerke müssen einspringen (Redispatch). Die Netzentgelte und damit die Strompreise steigen.

Durch den Ausbau der Stromnetze, mehr Windkraftanlagen in Bayern, den Einsatz von Geothermie zur Strom und Wärmeversorgung hier im Landkreis Rosenheim und mehr Stromspeichern im kleinen und großen Maßstab lassen sich folglich die Preise senken. Durch den Umstieg auf Wärmepumpen, Fernwärme oder Hackschnitzelheizungen verringern wir nicht nur den Öl- und Gasbedarf, was ebenfalls die Preise senkt, sondern können unsere Häuser auch klimafreundlich beheizen. Niedrigere Energiepreise kommen auch den heimischen Unternehmen zugute. Ergänzen wir das mit einem nachhaltigen Abbau der Bürokratie, können wir den Knoten in der Wirtschaft lösen und die Konjunktur ankurbeln.

Wirtschaft und Arbeitsplätze

Der Status Deutschlands als Exportweltmeister, Wirtschaftsmacht und Industrienation scheint zu wackeln. Was muss man tun, damit Deutschlands Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt und attraktive Arbeitsplätze erhalten bzw. schaffen kann? 

Antwort: Manche Branchen haben ihre Probleme selbst verursacht, weil sie zu lange an Altem festgehalten haben, obwohl sich die Entwicklung schon seit Jahren abgezeichnet hat. Andere, wie die Windkraftanlagen-, Solar- und Akkuproduktion wurden politisch aktiv aus Deutschland verdrängt. Diese Branchen gilt es jetzt zurückzuholen.

Generell können wir die Wirtschaft in Deutschland wieder ankurbeln, indem wir die Energiepreise senken, die Infrastruktur sanieren, dem Fachkräftemangel entgegenwirken und Bürokratie abbauen. Um die Energiepreise zu senken, müssen wir die Erneuerbaren schnell ausbauen und vor allem in Speichertechnologien im großen und kleinen Maßstab investieren. Aktuell bestimmt das teuerste Kraftwerk den Strompreis, das sind in der Regel Gaskraftwerke.

Außerdem müssen wir den Ausbau des Stromnetzes, der von Bayern jahrelang verzögert wurde, zügig angehen. Ohne ausreichende Netze laufen bei uns teure Gaskraftwerke, obwohl es im Norden günstigen Windstrom gibt. Das erhöht den Strompreis.

Wenn Güterzüge über kaputte Gleise schleichen und Lkws vor maroden Brücken im Stau stehen, haben unsere Lieferketten ein Problem. Deshalb müssen wir die Bahn endlich sanieren und unsere Brücken und Straßen reparieren. Gute Infrastruktur ist nicht nur ein Standortvorteil, ihre Sanierung ist ein Konjunkturmotor.

Uns fehlen bereits heute hunderttausende Fachkräfte. In den nächsten zehn Jahren wird diese Lücke noch größer werden. Darum sind wir darauf angewiesen, Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu ziehen. Deshalb müssen wir die Erteilung von Arbeitsvisa erleichtern und ausländische Bildungs- und Berufsabschlüsse besser anerkennen.

Ein großes Hemmnis ist dabei wieder einmal die Bürokratie. Die häufig als Lösung angepriesene Digitalisierung führt aber meist nur zu digitaler Bürokratie. Tatsächlich funktionieren wird nur der Rotstift. Deshalb wollen wir uns mit Menschen aus der Praxis, den Unternehmen und Behörden zusammensetzen, bürokratische Hürden identifizieren und nach Möglichkeit streichen.

Kein Geld für Rente und Medizin

Jahrzehntelang ist Deutschland für sein Renten- und Gesundheitssystem beneidet worden. Nun sind die Kassen leer und viele Krankenhäuser pleite. Halten Sie an der Krankenhausreform von Karl Lauterbach fest? Welche Änderungen sind notwendig?

Antwort: Ich habe Anfang des Jahres, genau wie die meisten von Ihnen, Post von meiner gesetzlichen Krankenkasse bekommen. Der Beitrag ist durch die Krankenhausreform kräftig gestiegen. Hier zeigt sich der größte Fehler der eigentlich gut gedachten Reform: Die Kosten werden nur auf die gesetzlich Versicherten umgelegt. Privat Versicherte profitieren nach wie vor von kürzeren Wartezeiten für Termine und besseren Leistungen, müssen aber die Kosten der Reform nicht mittragen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Die Kosten der Krankenhausreform müssen fair auf alle privat wie gesetzlich Versicherten verteilt werden.

Das Wichtigste bleibt, dass wir flächendeckend eine gute Gesundheitsversorgung haben. Insbesondere die Notfallversorgung, der Rettungsdienst und Apotheken müssen schnell erreichbar bleiben. Auch ein guter Zugang zu Hebammen und Geburtsstationen muss vorhanden sein. Deshalb möchten wir die Arbeitsbedingungen für Hebammen verbessern und den Beruf attraktiver machen. Die Niederlassungen von Ärzt*innen möchten wir außerdem besser mit der Krankenhausplanung der Länder abstimmen. Besonders im ländlichen Raum unterstützen wird die Schaffung von Versorgungszentren. Hier sollen Ärzt*innen, Therapie- und Pflegeberufe unter einem Dach angesiedelt werden. Das vereinfacht den Betrieb der Praxen und bietet den Patient*innen eine optimale Anlaufstelle für alle Bereiche.

Mittelfristig müssen wir die Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland beenden. Es soll keine Ungleichbehandlung bei der Terminvergabe oder den Kassenleistungen zwischen privat und gesetzlich Versicherten mehr geben. Wir streben an, eine Bürgerversicherung für alle zu schaffen. In diese sollen alle einzahlen. Außerdem möchten wir die Beitragsbemessung anpassen und zum Beispiel Beiträge auch auf Kapitalerträge erheben. So erhalten wir ein solidarisch von allen getragenes und finanziertes Gesundheitssystem.

Unterirdischer Brenner-Nordzulauf

Sie sei technisch umsetzbar, ökologisch vertretbar und erfülle die verkehrlichen Anforderungen: So sehen DB-Planer ihren Neubaustrecken-Entwurf beim Brenner-Nordzulauf mit einem Tunnelanteil von rund 60 Prozent.  Die Region fordert weitere Verbesserungen, zusätzliche Untertunnelungen und eine unterirdische Verknüpfung im Inntal. Wie ist Ihre Haltung zum Projekt?

Antwort: Ich bin für das Projekt. Ich werde nicht abwarten, bis es irgendwo kracht und mir dann überlegen, wie man das Problem kurzfristig lösen kann. Mein Ziel ist es, die Zukunft aktiv zu gestalten. Wir Grüne setzen für die Mobilität der Zukunft und für den Warentransport unter anderem auf die Bahn als klimafreundliches, effizientes und sicheres Transportmittel.

Die Bahnstrecke zwischen Rosenheim und Kufstein wurde 1858 in Betrieb genommen und wird heute immer noch genutzt. Die Überlegungen zum Ausbau der Brenner-Achse laufen seit den 1970er-Jahren und die Fertigstellung ist für 2040 geplant, 70 Jahre später. Es wird hier schnell klar, dass man im Bahnbereich in Zeitabschnitten von Jahrzehnten und Jahrhunderten unterwegs ist.

Man kann also nicht politisch den Verkehr auf die Bahn verlagern wollen und dann warten, bis alles voll ist und aus allen Nähten platzt. Es würden Jahrzehnte vergehen, bis Abhilfe geschaffen werden kann. Man braucht auch nicht auf Prognosen vertrauen, wie die Welt in zehn oder 20 Jahren aussehen wird. Es kommt sowieso anders. Man muss heute die Entscheidung treffen, ob man die Zukunft in diese Richtung gestalten will und dafür eintreten, auch wenn man nicht vorhersagen kann, ob es am Ende so kommt, wie man das möchte. Das nennt man Investition. Für mich ist klar, ich möchte diese Investition tätigen.

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die vom Projekt stärker betroffen sind. Das lässt sich leider bei Infrastrukturprojekten nicht verhindern. Letztendlich muss die Zahl derer, die positive Effekte vom Projekt haben, größer sein als die Zahl derer, die negative betroffen sind. Der Staat kann nicht für jeden Einzelnen das Optimum herausholen.

Mit Handelskriegen, echten Kriegen und gestörten Lieferketten durch Angriffe auf Schiffe ist es wichtiger den je, unsere europäische Wirtschaft und den Austausch von Waren und Dienstleistungen in Europa zu stärken. Dafür braucht es auch eine moderne und zuverlässige Infrastruktur. Projekte wie der Brennerbasistunnel, Rail Baltica und der Fehmarnbelttunnel tragen dazu bei.

Ihr Thema

Es gibt ein Thema, das hier zu kurz kommt oder in der Liste gänzlich fehlt? Ein Thema, das für Sie jedoch eine große Bedeutung hat? Dann nur zu. Nehmen Sie Stellung zu einem Thema Ihrer Wahl.

Antwort: Die Züge fahren nur einmal die Stunde und sind oft extrem voll. Busse fahren an vielen Haltestellen im Landkreis nur im Schulverkehr und sichere Radwege sucht man oft vergeblich. Ich verstehe alle, die sagen, sie sind aufs Auto angewiesen. Aber wäre es nicht toll, nicht komplett vom Auto abhängig zu sein, sondern Alternativen zu haben? Eine tatsächliche Wahlfreiheit für jeden Tag und jeden Weg aufs Neue?

Wir Grüne möchten eine Mobilitätsgarantie einführen. Damit stellen wir sicher, dass Busse und Bahnen für uns alle fahren. Von Montag bis Sonntag, von früh bis spät. Für mich ist klar, dass das mindestens einen Halbstundentakt auf allen wichtigen Linien bedeuten muss. Außerdem kommt der ÖPNV damit endlich sinnvoll aufs Land.

Dafür muss aber noch viel Vorarbeit geleistet werden. Die Bahn wurde bisher auf Verschleiß gefahren und ist völlig marode. Wir müssen sie nicht nur jetzt dringend sanieren, sie braucht auch für die Zukunft eine langfristig sichere Finanzierung. Außerdem möchte ich sie wieder in die Fläche bringen und alte Bahnstrecken reaktivieren. Auch beim Busverkehr gibt es viel Nachholbedarf. Die Landkreise und Kommunen brauchen eine bessere finanzielle Ausstattung. Auch um moderne, klimafreundliche Bussen anschaffen zu können.

Damit der ÖPNV für alle bezahlbar ist, muss das Deutschlandticket langfristig gesichert und der Preis stabil gehalten werden. Die Hängepartie von Jahr zu Jahr möchten wir beenden. In meinen Augen brauchen aber nicht alle ein Nahverkehrsticket für ganz Deutschland. Es sollte daher zusätzlich auch günstigere regionale Varianten geben. Zum Beispiel für den eigenen Verkehrsverbund und das eigene Bundesland.

Entfernungen bis zehn Kilometer sind mit dem E-Bike kein Problem mehr. Auch auf dem Land reicht das locker bis ins nächste Dorf. Damit man mit dem Fahrrad schnell und sicher vorankommt, braucht es gute Radwege in den Städten und entlang der Staatsstraßen. Dafür möchten wir die Rahmenbedingungen und die Straßenverkehrsordnung anpassen. So bekommen die Kommunen die Möglichkeit, Radwege schneller und unbürokratisch zu errichten.

Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Kandidaten/der Kandidatin wurden 1:1 von der Redaktion übernommen, inhaltlich nicht überarbeitet und müssen deswegen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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