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Bundesbehörde unter Druck

Brüder mit Waffen und NS-Devotionalien erwischt: Mutter arbeitet beim BND in Bad Aibling

Der Opel Corsa der beiden Brüder war vollgeladen mit Waffen und Sprengstoff, die die Polizei sicherstellte. Rechts oben im Bild: Die BND-Station in Bad Aibling.
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Der Opel Corsa der beiden Brüder war vollgeladen mit Waffen und Sprengstoff, die die Polizei sicherstellte. Rechts oben im Bild: Die BND-Station in Bad Aibling.

Molotow-Cocktails und NS-Devotionalien hatten zwei Brüder aus dem Kreis Miesbach im Auto, als die Polizei sie im Herbst auf der A92 kontrollierte. Jetzt nimmt der Fall heikle Ausmaße an und setzt eine Bundesbehörde unter Druck: Die Mutter der Brüder arbeitet für den BND in der Außenstelle in Bad Aibling.

Miesbach/Bad Aibling – Krieg wollten sie spielen. So rechtfertigten sich die Brüder Max und Leo B. für das Waffen- und Sprengstoff-Arsenal in ihrem Opel Corsa. „So was erleben wir auch nicht alle Tage“, erklärte Thomas Keller, Einsatzleiter der Verkehrspolizei Freising vergangenen Herbst. Am Abend des 8. Oktober fanden die Beamten bei einer Großkontrolle auf einem Parkplatz an der A92 ein gutes Dutzend Schreckschusspistolen, eine Armbrust, eine Axt, Pfeil und Bogen, Messer, ein Gewehr sowie zig in Bierflaschen abgefüllte Molotow-Cocktails in dem Auto. Die Brüder aus dem Kreis Miesbach, 18 und 21 Jahre alt, hatten zudem einen Wehrmachtshelm mit SS-Runen sowie ein Messer mit der Gravur „SS – Wolfsschanze“ dabei. Sie waren unterwegs in den Bayerischen Wald in das Ferienhaus ihrer Eltern.

Die Beamten verständigten damals Sprengstoff-Experten, die vom Münchner Flughafen anrückten und die explosiven Gemische sicherstellten. Wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz wurden auch das Landeskriminalamt sowie der Staatsschutz der zuständigen Kripo Erding eingeschaltet. 

Mutter der Männer ist BND-Mitarbeiterin in Bad Aibling

Da die Brüder im Internet in größeren Mengen Chemikalien bestellt hatten, die sich zum Bau von Sprengsätzen eignen, waren sie damals schon polizeibekannt. Die Polizei hat keine Hinweise darüber, dass sie sich in der rechtsextremen Szene bewegten. Recherchen des Bayerischen Rundfunks und des ARD-Magazins „Kontraste“ machen den Fall der ominösen Autobahn-Kontrolle aber nun besonders brisant: Denn die Mutter der jungen Männer ist Mitarbeiterin des Auslandsgeheimdienstes BND. Elona B. arbeitet in der Außenstelle in Bad Aibling im Kreis Rosenheim.

Ob die Mitarbeiterin des Bundesnachrichtendienstes von den Machenschaften ihrer Söhne inklusive dem Besitz der NS-Devotionalien wusste, ist noch unklar. Derzeit darf sie die Liegenschaften des BND nicht mehr betreten. Die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden richten sich nicht gegen sie, aber nach wie vor gegen ihre Söhne – besonders gegen den Älteren. 

Nur einen Tag nach den Überraschungsfunden bei der Verkehrskontrolle im Oktober durchsuchten die Ermittler das Ferienhaus im Bayerischen Wald und die Wohnräume der Brüder im Haus ihrer Eltern in Miesbach. Mit Erfolg: Sie fanden Betäubungsmittel, Waffen und NS-Devotionalien.

In einem Zimmer der Brüder soll eine Hakenkreuz-Fahne gehangen haben

Gegenüber BR und „Kontraste“ erklärte jetzt ein Mieter, der ebenfalls im Haus der Familie lebt, dass einer der Söhne ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Gott mit uns“ besaß – ein Wahlspruch der Wehrmacht. In einem Zimmer der Brüder soll zudem eine Hakenkreuz-Fahne gehangen haben. Auch BND-Mitarbeiterin Elona B. soll laut dem Nachbarn eine Kette mit einem Symbol getragen haben, das der Neonazi-Szene zugeordnet wird: eine Sonne, die aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinandergelegten Hakenkreuzen besteht. 

Der BND muss sich derzeit nicht nur für Elona B. erklären, auch für Björn Hornschu, Mitarbeiter und Kreistagsabgeordneter der Thüringer AfD. Zudem steht der BND wegen des mutmaßlichen Spions Carsten L. und dessen rechtsradikaler Äußerungen unter Druck. 

Bruno Kahl, der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, äußerte sich nun dazu: „Für Rechtsextremisten ist im BND kein Platz. Wir checken sehr genau, wen wir aufnehmen, und wir prüfen auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon bei uns sind, darauf, dass sie auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen.“ Die aktuellen Fälle nimmt Kahl zum Anlass, selbstkritisch hinzuschauen, was der BND im System der Eigensicherung verbessern könnte.

sco/ham/ddy

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