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So ist die Situation an den Schulen

Lebensgefährliche Hot-Chip-Challenge: Welche Rolle die TikTok-Mutprobe in der Region spielt

Schärfe ist Geschmackssache, kann aber auch zur Gesundheitsgefahr werden. Wie beispielsweise bei der sogenannten „Hot Chip Challenge“, einem TikTok-Trend, den die Schulleiter (von oben) Walter Baier vom Gymnasium Bruckmühl, Andrea Ranner von der Staatlichen Realschule Bruckmühl und Jürgen Lang von der Mittelschule Feldkirchen-Westerham mit Besorgnis verfolgen.
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Schärfe ist Geschmackssache, kann aber auch zur Gesundheitsgefahr werden. Wie beispielsweise bei der sogenannten „Hot Chip Challenge“, einem TikTok-Trend, den die Schulleiter (von oben) Walter Baier vom Gymnasium Bruckmühl, Andrea Ranner von der Staatlichen Realschule Bruckmühl und Jürgen Lang von der Mittelschule Feldkirchen-Westerham mit Besorgnis verfolgen.

Mediziner sprechen von einer lebensgefährlichen Mutprobe: Die Hot-Chip-Challenge lässt bei Eltern und Schulleitern die Alarmglocken läuten. In Bruckmühl sind jetzt erstmals Exemplare der Chips aufgetaucht, die in den USA bereits ein Todesopfer gefordert haben sollen.

Bruckmühl/Feldkirchen-Westerham – In den USA soll sie bereits ein erstes Todesopfer gefordert haben, in Bayern hat sie zwei Jugendliche in die Klinik gebracht: Die sogenannte Hot-Chip-Challenge ist derzeit weltweit im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Doch was als Mutprobe gefeiert und per TikTok-Clip festgehalten und ins Netz gestellt wird, kann lebensgefährlich sein. Die Schulen in Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham wollen jedenfalls „wachsam“ bleiben.

Sie sind in einer Pappschachtel in Form eines Sarges verpackt, werden aus Sicherheitsgründen mit einem Schutzhandschuh ausgeliefert und sollen laut Herstellern die schärfsten Tortilla-Chips der Welt sein: Die sogenannten „Hot Chips“, die beispielsweise mit der Carolina Reaper, der schärfsten Chillisorte der Welt, gewürzt sind. Beträgt der Schärfegrad, der in Scoville gemessen wird, bei einer normalen Peperoni beispielsweise zwischen 100 und 500, bei Tabasco zwischen 2500 und 8500, sind es bei der Carolina Reaper 2,2 Millionen Scoville. Pfefferspray, das gegen Angreifer eingesetzt wird, bringt es in puncto Schärfe dagegen „nur“ auf rund 200.000 Scoville.

Mädchen aus Oberbayern werden ins Krankenhaus eingeliefert

Das Problem: Der Verzehr des Produkts kann nicht nur unangenehm werden und beispielsweise Übelkeit und Schweißausbrüche auslösen, sondern auch lebensgefährliche Kreislaufbeschwerden hervorrufen. So war in den USA ein 14-jähriger Bub nach dem Verzehr eines derartigen Chips ohnmächtig geworden und kurze Zeit später im Krankenhaus gestorben. Das Ergebnis der Obduktion steht zwar noch aus, doch die Eltern des Buben sind überzeugt davon, dass der Chip den Tod ihres Sohnes verursacht hat. Auch zwei Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen, 13 und 14 Jahre alt, mussten jüngst mehrere Tage in einem Krankenhaus verbringen, nachdem sie einen Hot-Chip gegessen und anschließend über massive Magenbeschwerden und Atemprobleme geklagt hatten.

Dass dieser lebensgefährliche Trend mittlerweile auch das Mangfalltal erreicht hat, bestätigt Andrea Ranner, Leiterin der Realschule Bruckmühl, gegenüber dem OVB. „Wir haben am Montag (23. Oktober) erstmals zwei Schüler mit derartigen Chips-Tüten erwischt und ihnen die Tüten dann abgenommen“, berichtet Ranner. Im Anschluss habe die Schule das Gespräch mit den Eltern der Jugendlichen gesucht. Die Schüler selbst hätten sich einsichtig gezeigt, seien „sehr bedröppelt“ gewesen.

Wobei die Hot-Chip-Challenge nicht der einzige Internet-Trend ist, der Ranner Sorgen bereitet. „Die Schüler wollen sich mit derartigen Mutproben beweisen“, weiß die Schulleiterin. „Im Internet bekommen sie natürlich jede Menge Aufmerksamkeit dafür.“ Daher sei es für sie besonders wichtig, Schüler und Eltern über mögliche Gefahren derartiger Mutproben aufzuklären und im Umgang mit derartigen Trends zu sensibilisieren. So habe sie sich jüngst in puncto Hot-Chip-Challenge per E-Mail an die Eltern gewandt. Schließlich sei es enorm wichtig, derartige Themen nicht nur in der Schule anzusprechen. Ranner: „Das ist ganz klar auch ein Thema für daheim, das in der Familie besprochen werden muss.“

Schulleiter will „wachsam“ bleiben und im Ernstfall „sofort reagieren“

Dass derartige Trends, die sogar mit dem Leben der Schüler spielen, nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen, ist auch am Bruckmühler Gymnasium einhellige Meinung. „Wenn es um die körperliche Unversehrtheit geht, dann ist es kein Spaß mehr“, hat Walter Baier, Schuleiter am Gymnasium Bruckmühl, eine klare Meinung zu Tiktok-Trends wie der Hot-Chip-Challenge. An seiner Schule sei in dieser Hinsicht zwar noch nichts passiert, man werde aber „wachsam“ bleiben und „sofort reagieren“, würden Schüler mit derartigen Produkten erwischt werden, wie Baier betont.

Er selbst habe das Gefühl, dass die Mutproben, die durch die Social-Media-Kanäle geistern, „immer verrückter und immer gefährlicher“ werden, was ihm selbst Kopfzerbrechen bereite. Derartige Trends im Unterricht aufgreifen, um die Schüler vor den Gefahren zu warnen, davon hält der Bruckmühler Schulleiter aber nichts. Im Gegenteil.. „Das sollten wir eben genau nicht tun“, findet Baier, denn: „Der Nachahmer-Effekt wäre dadurch noch viel größer.“

Eine Einschätzung, die sein Kollege Jürgen Lang, Rektor der Mittelschule Feldkirchen-Westerham, teilt. „Wir wollen ja nicht schlafende Hunde wecken“, sagt Lang und verweist darauf, dass es „noch viel mehr andere ähnliche Trends“ auf Social-Media-Kanälen gäbe, die in der Region noch gar nicht aufgeploppt seien. Lang: „Wenn ich da auf jeden Trend eingehe, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.“

Sensibilisierung im Umgang mit Online-Inhalten

Er selbst habe von der Hot-Chip-Challenge nur durch seine Verbindungen nach München erfahren, wo es an mehreren Schulen bereits zu Vorfällen gekommen war. „Sonst wüsste ich wahrscheinlich gar nicht, was das ist.“ Als Leiter einer „digitalen Schule“ in Feldkirchen-Westerham, die das Internet in erster Linie als Chance und nicht als Gefahr begreift, setzt Lang dagegen auf eine grundsätzliche Sensibilisierung im Umgang mit Online-Inhalten, beispielsweise über Workshops mit Experten, die die Kinder und Jugendliche über alle Gefahren, die in der digitalen Welt lauern, aufklären.

Dass es sich bei den beiden Bruckmühler Schülern, denen Hot-Chips abgenommen worden sind, derzeit noch um absolute Einzelfälle handelt, darauf deuten indes Nachfragen bei der Polizei und bei der Stadt Rosenheim, bei der die Integrierte Leitstelle (ILS) als Anlaufstelle für Notrufe beheimatet ist, hin. So ist das Polizeipräsidium Oberbayern Süd nach eigenen Angaben bei Einsätzen im Raum Rosenheim noch nicht mit der Hot-Chip-Challenge konfrontiert gewesen. Auch der Rettungsdienst musste wohl zu derartigen Einsätzen noch nicht ausrücken. „Gott sei Dank sind solche Notrufe bei der ILS noch nicht eingegangen“, teilte Stadt-Sprecher Christian Baab auf OVB-Anfrage mit.

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